„14 Tage Quarantäne für Schlulklassen fragwürdig “ – Chefarzt der Kinderklinik Kempten beantwortet Presse Augsburg-Fragen

Kinder und Jugendliche erscheinen erneut im Mittelpunkt der Pandemiediskussion. Die Frage, inwieweit Schülerinnen und Schüler zum Infektionsgeschehen beitragen und ob diese sich im schulischen Umfeld infiziert haben, beschäftigt aktuell die Öffentlichkeit und Politik. Eine durch die Universitätskinderklinik Regensburg durchgeführte Ad Hoc Analyse von Routinedaten belegt nun, dass von Schulen keine erhöhte Gefahr ausgeht. Wir haben uns mit PD Dr. Hendrik Jünger, Chefarzt der Klinik für Kinderheilkunde, Jugendmedizin und Neonatologie am Klinikum Kempten darüber ausgetauscht.

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Symbol-Bild von pedro_wroclaw auf Pixabay

Herr PD Dr. Jünger, der Gesundheitspolitiker Prof. Karl Lauterbach (SPD) weist die Ergebnisse der Studie (zur Studie) als wenig aussagekräftig zurück. Die Ergebnisse wären unter anderem aufgrund des Wetters unter anderen Bedingungen als aktuell erstellt worden. Was entgegnen Sie ihm?

Es handelt sich um eine sehr große Zahl an Kinder und damit sollten die Ergebnisse m.E. nicht vorschnell als wenig aussagekräftig zurückgewiesen werden. Die Datenerfassung erfolgte ab Mai bis jetzt (18.11.), die Zahl der Testungen hat in den eingeschlossenen „Erkältungsmonaten“ Oktober und November bis jetzt in den Kliniken nochmal zugenommen. Vor Mai waren PCR basierte Testungen nicht regelhaft an den Kinderkliniken etabliert.

Die Studie hatte dargelegt, dass von Schulen kein erhöhtes Infektionsrisiko ausgeht, die Ansteckungen der Schülerinnen und Schüler wohl aus dem außerschulischen Bereich kommen. Sind Quarantänemaßnahmen für ganze Klassen auf Basis dieser Daten noch sinnvoll?

An den Schulen werden derzeit umfangreiche Vorkehrungen getroffen, um ungeschützte Kontakte zu unterbinden (Kontakte mit geringem Abstand ohne MNS). Wenn also an den Schulen wie gefordert die Hygienemaßnahmen eingehalten werden und damit keine ungeschützten Kontakte bestehen bzw. Übertragungen durch Virusträger verhindert werden, sind langdauernde 14 Tage anhaltende Quarantänemaßnahmen für komplette Klassen meiner persönlichen Meinung nach fragwürdig. In der Klinik unterscheiden wir strikt zwischen geschützten und nicht geschützten Kontakten bei der Entscheidung zur Quarantäne von Mitarbeitern.

Wenn von Schulen wenig Gefahr ausgeht, als wie notwendig empfinden Sie die Verlängerung der Weihnachtsferien?

Meiner persönlichen Meinung nach besteht derzeit keine Notwendigkeit für die Einschränkung des Schulbetriebs.

Besten Dank für Ihre Zeit!

zum Studien-Beitrag: „Brandgefährlicher Schulunterricht?“ – Studie zeigt keine erhöhte Corona-Ansteckungsgefahr in Schulen

Die Fragen stellte Presse Augsburg-Redaktionsleiter Dominik Mesch