2G bestraft Kinder für Uneinsichtigkeit Erwachsener – Augsburger Politiker wenden sich an Gesundheitsminister

In der angespannten Corona-Infektionslage in Bayern nimmt Oberbürgermeisterin Eva Weber Kinder und Jugendliche im Alter ab zwölf Jahren in den Blick. In einem Schreiben an den Bayerischen Staatsminister für Gesundheit und Pflege dankt die Stadtchefin Klaus Holetschek für die flexible Haltung des Freistaats zur Anwendung der 2G-Regel (Geimpfte, Genesene) auf die genannte Altersgruppe. Für sie und ihre sportlichen wie sonstigen Aktivitäten wird die 2G-Regel bis zum Jahresende ausgesetzt.

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Augsburgs OB Weber richtet ein Schreiben an Bayerns Gesundheitsminister | Foto: Wolfgang Czech

Hintergrund: Grundsätzlich kann die Altersgruppe ab 12 Jahren geimpft werden, so dass die 2G-Regel greifen würde. Um sich allen Betroffenen gegenüber moderat zu zeigen und
Handlungsspielraum zu schaffen, wird die Infektionsschutzmaßnahmenverordnung an diesem Punkt jedoch angepasst. Damit können Kinder und Jugendliche ab zwölf Jahren bis zum Jahresende weiter im Sportverein oder anderswo aktiv unterwegs sein.

OB: 2G bestraft Kinder für Uneinsichtigkeit Erwachsener

Umso dringender appelliert Oberbürgermeisterin Eva Weber an den Gesundheitsminister, diese Flexibilität auch über den Jahreswechsel hinaus beizubehalten. Sie befürchtet: „Mit einer 2G-Regelung ab 1. Januar 2022 werden vielmehr ungeimpfte Kinder und Jugendliche von der sozialen Teilhabe ausgeschlossen, die für ihre Entwicklung von entscheidender Bedeutung ist. Gleichzeitig werden sie für die Uneinsichtigkeit eines Drittels von Erwachsenen bestraft, die sich partout nicht impfen lassen wollen. Mit der angedachten 2G-Regelung in dieser Altersgruppe verlieren wir aber Eltern, Großeltern und andere Familienangehörige, die bislang die Umsetzung der Maßnahmen in der Pandemie grundsätzlich unterstützt haben.“

Auch der Augsburger Bundestagsabgeordnete Dr. Volker Ullrich (CSU) setzt sich gegenüber dem Bayerischen Gesundheitsminister für die Jugendlichen ein. “Angesichts der dramatischen Corona-Lage bin ich überzeugt, es müssen jetzt schnell Maßnahmen ergriffen werden, die aber nicht länger zu Lasten von Kindern und Jugendlichen gehen dürfen. Vereinssport ist Kinderschutz für ihr Wohlergehen. Die jetzt geschaffene Ausnahmeregelung muss daher über den 31. Dezember hinaus gelten”, sagt Ullrich.

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Der Bundestagsabgeordnete Ullrich fordert die 2G-Ausnahme für Jugendliche zu verlängern | Foto: Wolfgang Czech

Zur Steigerung der Impfquote spricht Ullrich sich für eine flächendeckende Reaktivierung von Impfzentren als sinnvolle Ergänzung zu Impfmöglichkeiten bei den Hausärzten aus und einen höheren Einsatz von mobilen Impfteams vor allem dort, wo die Impfquote niedrig ist. “Auch an den Schulen brauchen wir flächendeckend niedrigschwellige Impfangebote für Kinder und Jugendliche ab 12 Jahren. Die Umsetzung muss schnell und unbürokratisch mit klaren verbindlichen Regeln erfolgen.”

Angespannte Situation bei Kinder- und Jugendpsychologen

Was die psychischen Folgen der Corona-Pandemie betrifft, hat Augsburgs Oberbürgermeisterin bereits im Sommer gegenüber dem Freistaat auf die angespannte Situation bei Kinder- und Jugendpsychologen hingewiesen. Einmal mehr macht OB Eva Weber jetzt darauf aufmerksam: „Mit einer 2G-Regelung zum Jahreswechsel 2022 würden nicht nur die sozialen, sondern auch die psychischen Folgen für die Altersgruppe der Kinder und Jugendlichen über 12 Jahren deutlich ansteigen.“