Alles nur Panikmache? Ein Lagebericht aus dem Universitätsklinikum Augsburg

Die gestern bundesweit beschlossenen Maßnahmen zur Eindämmung der Ausbreitung des COVID19-Virus sind hart, ohne Frage. Gerade in den sozialen Netzwerken wird hier immer wieder von unnötiger Panikmache und Aktionismus gesprochen. Auf der anderen Seite sieht man gerade im europäischen Ausland, wie schnell sich die Lage zuspitzen kann und das Gesundheitssystem an seine Grenzen kommt. Wir haben uns heute aus erster Hand beim Universitätsklinikum Augsburg erkundigt. Auch hier Blickt man mit Sorge auf die aktuellen Zahlen und hat, insbesondere personell, seine Kapazitätsgrenze erreicht.

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Die Entwicklung der letzten Tage | NS=Normalstation, ICU=Intensivstation

Ines Lehmann, Pressesprecherin des Universitätsklinikum Augsburg gegenüber Presse Augsburg:

„Stand heute, 29. Oktober, zehn Uhr, werden am Universitätsklinikum Augsburg 107 Covid-Patienten inklusive Verdachtsfälle behandelt. Davon werden 82 Covid-Patienten auf Normalstation betreut und 25 auf Intensivstation. 19 Patienten müssen beatmet werden. Die meisten dieser Patienten sind nach wie vor älter, das heißt 75 Jahre +. Aber wir haben auch immer wieder wesentlich jüngere Covid-19-Patienten mit schweren Verläufen.

Aufgrund der Dynamik nicht nur in Augsburg, sondern in ganz Deutschland, was die steigende Zahl der Neuinfektionen angeht, gehen wir davon aus, dass wir in absehbarer Zeit bis zu 150 Covid-Patienten bei uns am Haus behandeln. Elektive Eingriffe haben wir soweit wie möglich zurückgefahren. Wir müssen das Haus ja so umstrukturieren, dass sowohl die Covid-Patienten behandelt werden können, wir aber auch handlungsfähig bleiben, was Akut- und Notfallpatienten betrifft.

Wir haben ungefähr 300 Betten auf Normalstationen geschlossen, da wir zunehmend Covid-Stationen in Betrieb nehmen müssen, die zudem einen höheren Personalschlüssel brauchen. Wir müssen also auch ärztliches und pflegerisches Personal umschichten, um die Betreuung der Covid-Patienten gewährleisten zu können.“ 

„Wir haben jetzt keine personelle Reserve mehr“

„Wir haben jetzt keine personelle Reserve mehr. Wir beobachten mit großer Sorge die Entwicklung in Belgien. Dort sind 20 Prozent der Pflegekräfte und Ärzte krank. Das ist bei uns glücklicherweise noch nicht der Fall.“