Augsburg | Bedeutende Schenkung von Guckkastenbildern offiziell im Schaezlerpalais entgegengenommen

Ende des Jahres 2020 erhielten die Kunstsammlungen & Museen Augsburg rund 2.400 Guckkastenblätter als Schenkung der Familie des Münchner Sammlers Joachim von Prittwitz und Gaffron, der im Dezember 2021 mit 90 Jahren verstarb.

Bild 1 Symbolische Ueuckkastengrafik
Die Tochter des Sammlers, Verena von Prittwitz, übergibt symbolisch eines der Guckkastenblätter an Oberbürgermeisterin Eva Weber, Kulturreferent Jürgen K. Enninger und Stadt Augsburg, den leitenden Direktor der Kunstsammlungen & Museen, Dr.
Christof Trepesch. Foto: Monika Harrer-Jalsovec / Kunstsammlungen &Museen

Tochter Verena von Prittwitz übergab die Sammlung mit 2.400 Blättern, welche in über 50 Jahren entstand, am gestrigen Mittwoch (16. Februar) offiziell an Oberbürgermeisterin Eva
Weber und Kulturreferent Jürgen K. Enninger. Im Anschluss besuchten die Gäste, darunter auch Verena von Mutius-Bartholy, die stellv. Vorsitzende des Kulturausschusses, sowie Andreas Jäckel, Mitglied des Landtags Bayern und des Kulturausschusses, die Ausstellung „Die Erklärung der Welt“ im Grafischen Kabinett. Seit 28. Januar zeigt diese eine Auswahl von rund 50 der Grafiken. Die Ausstellung läuft bis 24. April und hat, außer montags, täglich von 10 bis 17 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei.

OB Eva Weber zur Bedeutung privater Förderer

„Das Engagement von Sponsoren und Mäzenen ist aus der Entwicklung Augsburgs über die Jahrhunderte hinweg nicht wegzudenken. Umso schöner, dass nun auch diese kulturellen Schätze mit der Schenkung wieder in unsere Stadt zurückkehren und unsere Kunstsammlungen bereichern. Wir danken der Familie für ihre großzügige Schenkung und freuen uns über die Unterstützung, die sie der Kultur Augsburgs damit entgegenbringen.“, sagte Oberbürgermeisterin Eva Weber. „Die Kunstsammlungen und Museen werden die wertvollen Stücke für die Stadt bewahren und erforschen. Wir können uns in einigen Jahren sicher auf eine große Ausstellung freuen.“, so Kulturreferent Jürgen K. Enninger.

Schenkung zeigt Augsburgs Bedeutung als Stadt der Künste

Im 18. Jahrhundert wurden Guckkastenbilder in vier europäischen Städten hergestellt: London, Paris, Bassano (Venetien) und Augsburg. Dr. Christof Trepesch, der leitende Direktor der Kunstsammlungen und Museen erläutert: „Die Produktionen der fünf Augsburger Guckkasten-Verleger übertrafen qualitativ schnell die der anderen. Augsburg wurde damit zur „Bilderfabrik Europas“, einem Zentrum der Guckkastenproduktion. Die umfangreiche Schenkung der Familie, darunter zahlreiche Stücke von Augsburger Verlegern, belegt damit Augsburgs Bedeutung als Stadt der Künste, nicht nur in der Renaissance, sondern auch im 18. und 19. Jahrhundert.“

Der Guckkasten als eines der ersten Massenmedien

Guckkastenblätter, welche meist exotische und farbenfrohe Bildwelten zeigen, wurden den Menschen im 18. und 19. Jahrhundert in meist hölzernen sogenannten Guckkästen unter anderem auf Jahrmärkten zur Unterhaltung vorgeführt. Der Guckkasten und seine Grafiken prägten damit häufig das Weltbild breiter Bevölkerungsschichten. Damit zählen sie zu den ersten Massenmedien.

Bild 2 Ob Weber Im Ga Von Prittwitz
: Oberbürgermeisterin Eva Weber im Gespräch mit Verena von Prittwitz beim anschließenden Besuch der Ausstellung „Die Erklärung der Welt“ im Grafischen Kabinett. Foto: Monika Harrer-Jalsovec / Kunstsammlungen & Museen Augsburg

Der Sammler: Joachim von Prittwitz und Gaffron

Joachim von Prittwitz und Gaffron (1931-2021) wurde am 9. Januar 1931 in Leipzig geboren. Bereits in der Ausbildung hatte er die Gelegenheit Australien und Neuseeland zu bereisen. Für das Reiseunternehmen Marco Polo bzw. Studiosus Reisen, das einer seiner Kommilitonen gegründet hatte, war der Jurastudent gleich zu Anfang als Reisebegleiter unterwegs. Diese Begeisterung für ferne Länder spiegelt auch seine Sammlung von knapp 2.400 Guckkastenbildern, die er über einen Zeitraum von 50 Jahren zusammentrug. Joachim von Prittwitz verstarb im Alter von 90 Jahren im November 2021 in seiner Wahlheimat München.