Augsburg und weitere sechs Welterbestätten errichten die Dachorganisation „Welterbe Industriekultur“

Im Rahmen des internationalen Kongresses „Industrielles Welterbe. Chance und Verantwortung“, der am 14. und 15. Oktober auf der UNESCO-Welterbestätte Industriekomplex Zeche Zollverein in Essen stattfand, unterzeichneten Vertreter aus Augsburg und den weiteren sechs Welterbestätten der Industriekultur in Deutschland eine Verlautbarung.

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Kongress zur Errichtung einer Dachorganisation Welterbe Industriekultur Foto: Thomas Willemsen

Die sieben Welterbestätten der Industriekultur in Deutschland stehen in besondere Weise für die identitätsstiftenden Orte des industriellen Zeitalters. Sie verkörpern stellvertretend die Kraft der Transformation, indem sie gesellschaftlichen Fragestellungen Raum geben, die Arbeiten und Leben umfassen.

In der Verlautbarung unterstreichen die Welterbestätten der Industriekultur in Deutschland die Bedeutung des industriekulturellen Erbes für die gegenwärtige Auseinandersetzung, insbesondere mit Fragen der Zukunft: „Die sieben industriellen UNESCO-Welterbestätten sind identitätsstiftende Orte der Vergangenheit für die Gegenwart und haben sich zugleich zu „Laboren der Zukunft“ entwickelt. Sie stellen sich den zentralen gesellschaftlichen Herausforderungen: Digitalisierung, Globalisierung, Nachhaltigkeit, Klimawandel und Migration. Sie bieten Raum, Antworten auf die Fragen unserer Zeit und unserer Zukunft zu finden.“

Zugleich fordern die Welterbestätten den Bund auf, die Welterbestätten der Industriekultur bei der Gründung einer Dachorganisation zu unterstützen und diese finanziell dauerhaft auszustatten. Ziel der Dachorganisation ist es, als einheitlicher Ansprechpartner für den Bund a) zusammen mit diesem die Aufgaben industriekultureller Orte zu definieren und Maßgaben für die Mittelverteilung innerhalb ganz Deutschlands auszuarbeiten, b) ein gemeinsames Kultur- und Tourismusmarketing zu befördern und c) eine Wissensplattform für die Förderung und den Erhalt von Industriekultur zu schaffen, die einen nationalen und internationalen Austausch sachorientiert und zielgerichtet ermöglicht.

Augsburgs Welterbe Referent Jürgen K. Enninger äußert sich auf dem Kongress wie folgt: „Das Welterbe Augsburger Wassermanagement-System bildet eine lange Zeitspanne technischer und industrieller Entwicklung ab. Beginnend mit der kontinuierlichen Entwicklung innovativer Pumptechnik zur Trinkwasserversorgung der Stadt im Mittelalter bis hin zu Wasserkraftwerken mit historisch technischer Ausstattung; Turbinen und Generatoren, die nach wie vor in Betrieb sind. Welterbe in Betrieb! Und das soll es auch bleiben. So stellen sich aber besondere Herausforderungen für den Erhalt und gleichzeitig einer unabdingbaren nachhaltigen technischen Weiterentwicklung. Nachhaltigkeit ist auch das Stichwort unserer modernen Trinkwasserversorgung, die über Jahrhunderte entstanden ist und für die Zukunft eine große Verantwortung für eine nachhaltige Nutzung natürlicher Ressourcen aufzeigt.

Wir möchten gemeinsam mit den weiteren sechs Stätten des industriellen Erbes die Aufgaben der Gegenwart und Zukunft in die Hand nehmen, Verantwortung übernehmen und als Welterbestätten Vorbild sein für eine nachhaltige Entwicklung.

Es geht dabei um eine Initiative der sieben Industriewelterbestätten, die mit diesem Netzwerk eine besondere Verantwortung übernehmen, aber auch einen vertieften Knowhow-Austausch initiieren. Wir setzen hiermit den Grundstein für dieses besondere Netzwerk.“

Dass bereits im Sommer ein Antrag von CDU/CSU und SPD im Bundestag auf eine jährliche Förderung von Industriekultur in Höhe von 50 Millionen Euro eingereicht wurde, zeigt deutlich, dass die gesellschaftliche Relevanz von Industriekultur auch im politischen Bewusstsein bereits verankert ist.

Zu den Welterbestätten der Industriekultur in Deutschland zählen das „Weltkulturerbe Völklinger Hütte“, das „Augsburger Wassermanagement-System“, der „Industriekomplex Zeche Zollverein in Essen“, das „Fagus-Werk in Alfeld“, das „Bergwerk Rammelsberg, Altstadt von Goslar und Oberharzer Wasserwirtschaft“, die „Speicherstadt und Kontorhausviertel mit Chilehaus“ in Hamburg und die „Montanregion Erzgebirge/Krušnohoří“. Die UNESCO-Welterbestätten sind über ganz Deutschland verteilt. Sie stehen als Ankerpunkt für die vielfältige industriekulturelle Geschichte Deutschlands und sind zugleich als Orte der Auseinandersetzung mit gegenwärtigen und künftigen Fragestellungen „Labore der Zukunft“.