Augsburger Panther rüsten sich für Neuanfang

Am gestrigen Mittwochabend luden die Augsburger Panther zu einem großen Sponsorenabend ins Curt-Frenzel-Stadion ein. Dabei standen die beiden geschäftsführenden Gesellschafter Lothar Sigl und Maximilian Horber den zahlreich anwesenden Partnern zum Status quo des Clubs Rede und Antwort und gewährten darüber hinaus Einblicke in die sportlichen und wirtschaftlichen Planungen für die Saison 2023/24.

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Lothar Sigl über den Saisonverlauf…

„Die ganze Saison ist sportlich eine einzige Enttäuschung. Wir haben es nie geschafft, unsere Leistungen auf DEL-Niveau zu stabilisieren. Die Gründe dafür sind vielfältig und möglicherweise nicht nur in dieser Saison zu suchen. Die eine große Baustelle gab es nie, aber die Anzahl kleiner Baustellen war in Summe nicht mehr zu bewältigen. Dazu kam, dass einige Spieler auch nicht die Einstellung an den Tag legten, die es in unserer Situation gebraucht hätte. Selbst Grundattribute einer Augsburger Mannschaft wie das Herz und die Kämpfermentalität haben bei vielen, nicht allen, zu oft gefehlt und auch der Kopf irgendwann nicht mehr mitgespielt. Am Ende stehen wir leider verdient dort, wo wir nun stehen. Die Tabelle sagt die Wahrheit. Jetzt gilt es noch, den 14. Platz mit guten Leistungen ins Ziel zu bringen, um so wenigstens die klitzekleine theoretische Chance zu wahren, in der Liga zu bleiben. Das sind wir unseren Fans, Sponsoren und der Öffentlichkeit schuldig.“

 

Lothar Sigl über die nicht gezogene 11. Ausländerlizenz…

„Diese war budgetiert, wir hatten den Markt im Blick und haben uns seit Saisonbeginn mit vielen Spielern für alle Positionen beschäftigt. Der Spieler, der uns hätte weiterhelfen können, war nicht zu bekommen. Mit teilweise vier überzähligen Akteuren auf der Tribüne ging es ja nicht um Quantität, sondern einen Unterschiedsspieler, der das Team besser macht.“

 

Lothar Sigl über die Gerüchte zu Abgängen kurz vor Transferschluss…

„Wir hatten Anfragen zu einigen Spielern aus unterschiedlichen Ländern und Ligen und haben jede dieser Nachfragen unter sportlichen und wirtschaftlichen Gesichtspunkten diskutiert. Aber was wäre es für ein Zeichen an unsere Fans und Sponsoren gewesen, wenn wir Leistungsträger in die Schweiz abgeben oder Tribünenkandidaten in die DEL2. Für uns war und ist es die oberste Prämisse, die Saison mit dem bestehenden Team, das uns auch in diese Lage gebracht hat, ordentlich zu Ende zu bringen. Hier sollte sich keiner leicht aus der Affäre ziehen können. Und man stelle sich vor, wir geben Spieler ab, werden 15. und am Ende steigt keiner auf…“

Lothar Sigl über den Stimmungsboykott der Ultras…

„Die Stimmung im Curt-Frenzel-Stadion war in den letzten Heimspielen trotz des insgesamt tollen Zuschauerzuspruchs natürlich nicht das, wofür wir in Eishockeydeutschland stehen und bekannt sind. Die Frustration und Enttäuschung bei den Fans sind nachvollziehbar. Jeder geht anders mit seinen Emotionen um, was auch absolut legitim ist. Im Fanbeirat sind wir mit der organisierten Fanszene aber seit Jahren in permanenten Austausch. Dieser Dialog ist unabdingbar und wird auch zukünftig auf persönlicher Ebene fortgeführt. Wir haben ein Ohr für die Anliegen unserer Fanclubs und sind sicher, dass wir kommende Saison mit einer anderen Mannschaft – egal in welcher Liga – auch wieder eine andere Stimmung im CFS erleben werden.“

 

Maximilian Horber über die Abhängigkeit von den Playoffs der DEL2 als Vierzehnter.…

„Dass eventuell eine wochenlange Hängepartie droht, war uns allen bekannt. Man hat sich bei der Wiedereinführung von Auf- und Abstieg innerhalb und mit den Gesellschaftern der DEL mehrheitlich dafür entschieden, weil man diesen Modus für sportlich fair hielt. Insofern hilft alles Lamentieren nichts, wir müssen jede denkbare Situation annehmen und werden das auch tun. Auch in den kommenden Jahren wird es für den 14. der DEL eben diese Hängepartie wieder geben, das trifft nicht nur uns. Trotzdem wollen wir diesen 14. Platz sichern und die Minimalchance wahren. Realistisch ist aber, dass sich Kassel, Krefeld oder Dresden durchsetzen werden.“ 

 

Maximilian Horber über die Gerüchte zu einer Aufstockung der DEL auf 16 Teams…

„Gerne würden wir nach diesem Strohhalm greifen, aber das ist ausgeschlossen. Es gab diesen Gedanken in der DEL letztes Jahr, allerdings ist das nicht ansatzweise mehrheitsfähig. Es gibt Teams, die ihre Spielstätte nicht dreißig Mal für Heimspiele zur Verfügung haben. Selbst bei 28 Heimspielen wurde es in dieser Saison für den ein oder anderen Kontrahenten eng. Abgesehen davon regelt der Kooperationsvertrag zwischen PENNY DEL und DEL2 Auf- und Abstieg eindeutig. Die Deutsche Eishockey Liga wird 2023-24 mit 14 Clubs gespielt.“

 

Maximilian Horber über den Kooperationsvertrag zwischen PENNY DEL und DEL2…

„Der aktuelle Kooperationsvertrag stammt aus dem Jahr 2018. Am 31. Mai 2024 kann er erstmalig mit einer Frist von zwei Jahren gekündigt werden. Anderenfalls verlängert sich die Vereinbarung automatisch um ein Jahr. Stand heute haben alle Clubs also mindestens drei weitere Spielzeiten Rechts- und damit Planungssicherheit. Es zeichnet sich aber nicht ab, dass das Konstrukt Auf- und Abstieg infrage gestellt wird. Ob man sich über den Modus als solchen aber nicht vielleicht nochmal Gedanken machen sollte, steht auf einem anderen Blatt.“

 

Maximilian Horber über die weiteren Planungen…

„Das Szenario des Abstiegs ist das wahrscheinlichere. Wir planen seit Wochen zweigleisig und sind vorbereitet. Das betrifft sowohl die wirtschaftliche Komponente in Sachen Sponsoring, Ticketing und Merchandising als auch den Sport. Wir haben aber natürlich, wie auch schon vergangenes Jahr, für beide Ligen gemeldet und werden auch die Lizenzierungsunterlagen für beide Ligen vorbereiten. Grundsätzlich steht aber außer Frage, dass wir die Infrastruktur eines DEL-Clubs aufrechterhalten werden. Wir wollen mindestens auf dem bestehenden Level – personell wie strukturell – weiterarbeiten. Es gibt Bereiche, die wir weiter professionalisieren und uns noch zeitgemäßer aufstellen können.“

Maximilian Horber über die Finanzierbarkeit der DEL2…

„Es steht außer Frage, dass sich unser Etat in der DEL2 verändern wird. Dennoch werden wir auch in der zweiten Liga ein Budget aufstellen, dass es uns ermöglicht, eine gute Rolle im Aufstiegsrennen zu spielen. Mit unserem Stadion, den Trainingsbedingungen oder der breiten und treuen Basis an Fans und Sponsoren sind wir in der DEL2 ein interessanter Standort für Spieler. Diese Karten werden wir ausspielen und ambitioniert starten. Dabei werden wir gewohnt vernünftig bleiben und keine wirtschaftlich verrückten Dinge machen. Die wichtige Botschaft ist, dass der Eishockeystandort Augsburg gesund und handlungsfähig ist, das wird auch ein möglicher Abstieg nicht ändern.“

 

Lothar Sigl über den sportlichen Verantwortlichen für die neue Saison…

„Mit Kai Suikkanen war immer verabredet, dass er nur für den Rest der Saison 2022-23 einspringt. Seit langer Zeit ist intern klar, dass wir den sportlichen Bereich umstrukturieren. Auch wenn wir weiter auf die erste Liga schielen, konzentrieren sich unsere Planungen zunächst auf die DEL2. Das Anforderungsprofil war eindeutig: Wir wollten unbedingt einen sportlich Verantwortlichen, der das deutsche Eishockey kennt, einen tiefen Ligenüberblick hat, gut vernetzt ist, mit jungen Spielern arbeiten will und deutschsprachig ist. Wir sind froh, dass wir von unserem Favoriten, mit dem wir seit vielen Wochen in intensivem, konzeptionellem Austausch sind, mittlerweile auch einen unterschriebenen Vertrag vorliegen haben. Den Namen des neuen Mannes können wir leider aus vertraglichen Gründen noch nicht nennen. Zumindest in der zweiten Liga sieht unser Konzept vor, dass er als Kaderplaner, sportlicher Leiter sowie Cheftrainer fungiert. Darüber hinaus unterstützt ihn Duanne Moeser bei allen Themen rund um den Sport als Teammanager und wird ihm entsprechend zuarbeiten. Die neuen Zuständigkeiten und Hierarchien haben wir gemeinsam mit unserem neuen Mann entwickelt und uns ergänzend auch die Möglichkeit gegeben, abhängig von der Liga, Aufgabengebiete anders zu verteilen und im sportlichen Bereich zusätzlich neue Stellen zu schaffen.“

Ist er der neue Trainer der Augsburger Panther?

Lothar Sigl über die Herausforderungen in der Kaderplanung als 14. der DEL…

„Klar ist, dass wir nicht tatenloser Beobachter der DEL2-Playoffs sein werden und bequem abwarten, ob vielleicht doch ein Team sensationell Meister wird, das nicht aufstiegsberechtigt ist. Unser neuer sportlicher Leiter hat klare Vorstellungen, die wir gemeinsam realisieren möchten. Das Gesicht der Mannschaft wird sich ändern, ein „Weiter so“ darf es ohne Rücksicht auf Namen und langjährige Verdienste um den Club nicht mehr geben. Das ist menschlich zwar ungemein schwer, im Sinne der Augsburger Panther aber alternativlos. Hier waren wir in den letzten Jahren vielleicht zu loyal und haben eine Wohlfühloase geschaffen, die zu Bequemlichkeit verleitet hat. Die Quittung dafür haben wir jetzt bekommen. Trotzdem sind auch einige Spieler des aktuellen Teams ernsthafte Kandidaten für eine Weiterbeschäftigung, jede einzelne Personalie muss aber wohlüberlegt sein und auf Alternativen überprüft werden.“

 

Lothar Sigl über die Zusammensetzung eines DEL2-Kaders…

„Die Statik der Mannschaft ist in der DEL2 eine komplett andere. Pro Spiel dürfen nur 15 reguläre Lizenzspieler eingesetzt werden, darunter fallen auch die nur noch vier erlaubten Imports. Die anderen Stellen auf dem Spielberichtsbogen sind mit mindestens zwei U21-Spielern (Jahrgang 2003 oder jünger), U24-Spielern (Jahrgang 2000 oder jünger) oder im Tor mit U26-Goalies (Jahrgang 1998 oder jünger) zu besetzten. Das zeigt, dass es vor allem um den deutschen Markt geht. Und Deutsche, die dich zu einem guten DEL2-Team machen, verpflichtest du in den wenigsten Fällen im Juni oder Juli.“

Nach unseren Informationen wird es deshalb einen radikalen Schnitt im Kader geben. Erste Spieler sind wohl verpflichtet, aus dem aktuellen Aufgebot sollen nur 4-5 Spieler, maximal ein Legionär bleiben.

Lothar Sigl über den Kader im Falle eines Klassenerhalts…

„Sollte es dann doch wieder die DEL werden, haben wir auf einen Schlag fünf Importlizenzen mehr zu vergeben und andere U-Regeln zu beachten und zusätzlich hätten sieben Spieler des aktuellen Teams gültige Verträge. Aber auch wenn wir erstklassig bleiben, das Gesicht der Mannschaft würde ein anderes. Alle Spieler, die wir jetzt unter Vertrag nehmen, erhalten Verträge, die für beide Ligen gelten. Wir wollen Spieler, die sich zu Augsburg, unserem Club und unserem Konzept bekennen, nicht zu einer Liga. Wir brauchen eine neue Identität und eine Mannschaft, die in jedem Training und jedem Spiel die gleichen Ziele verfolgt.“

 

Maximilian Horber über die Werte, für die Augsburger Panther stehen wollen…

„Wir müssen eine neue Identität schaffen. Die Pantherfamilie ist in den letzten Jahren zu bequem geworden, wir müssen uns hinterfragen, kritischer miteinander umgehen und wieder die Werte, für die wir stehen wollen, tagtäglich leben. Unsere Wurzeln am Senkelbach gehen zurück bis ins Jahr 1878. Wir sehen uns als wichtigen Bestandteil Augsburgs. Insofern liegt uns unsere Heimat am Herzen. Daneben beschäftigt uns auch das Thema Zukunft. Egal ob sportlich, wirtschaftlich oder ökologisch. Wir wollen uns als Standort zukunftsorientiert weiterentwickeln und auch abseits des Eises Vorbild sein. Dazu kommt die Gemeinschaft. Wir waren in Augsburg schon immer nur dann stark, wenn Club, Spieler, Fans und Sponsoren an einem Strang gezogen haben. Ich denke, wenn wir Attribute wie Heimat, Zukunft und Gemeinschaft wieder verstärkt leben und in unserer DNA in allen Geschäftsfeldern verankern, dann kehrt auch die Begeisterung zurück zu den Augsburger Panthern ins Curt-Frenzel-Stadion.“