Augsburgs OB Weber appelliert an Unternehmen: „Ermöglichen Sie noch mehr Homeoffice!“

Die Partner der Augsburger Allianz für Arbeitsplätze appellieren an die Unternehmen, ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern noch mehr Arbeiten im Homeoffice zu ermöglichen. „Der richtige Zeitpunkt ist nun wirklich da. Was das Coronavirus und die Mutationen anbelangt, befinden wir uns in einem Wettlauf gegen die Zeit. Bitte gehen Sie alle jetzt nochmal einen Schritt aufeinander zu und machen Sie das möglich, was geht,“ so Augsburgs Oberbürgermeisterin Eva Weber nachdrücklich.

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OB Eva Weber: „Der richtige Zeitpunkt ist jetzt da“ | Foto: Wolfgang Czech

Basis für diesen Appell ist der Beschluss der Bundeskanzlerin sowie der Regierungschefinnen und Regierungschefs der Länder vom 19. Januar 2021, den Lockdown fortzusetzen und weitere Maßnahmen umzusetzen. Der Bundesminister für Arbeit und Soziales hat im Nachgang der Beschlüsse am 20. Januar 2021 eine Verordnung umgesetzt, wonach Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber überall wo es möglich ist, den Beschäftigten das Arbeiten im Homeoffice ermöglichen müssen.

Wo immer möglich, Homeoffice gewähren

Stephanie Ammicht, Geschäftsführerin vbw Bezirksgruppe Schwaben (Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft e.V) betont, dass Homeoffice und mobiles Arbeiten bereits heute in den bayerischen Unternehmen weitreichend stattfinde. Dies belege auch eine aktuelle Umfrage der vbw: „Aktuell wird branchenübergreifend in 64 Prozent der Betriebe, die Homeoffice-fähige Arbeitsplätze haben, mobiles Arbeiten auch durchgeführt. Dabei arbeiten rund 72 Prozent der Beschäftigten, bei denen Homeoffice möglich ist, tatsächlich von zu Hause aus. Angesichts der inzwischen noch kritischeren Pandemielage haben wir die Unternehmen in Bayern dennoch ein weiteres Mal dazu aufgerufen, wo immer es geht den Beschäftigten Homeoffice zu gewähren. Es muss aber auch klar sein, dass es bei Homeoffice faktische Grenzen gibt, etwa in der Produktion, im Handwerk oder im geöffneten Einzelhandel. Eine verpflichtende Quote zu Homeoffice ist daher der falsche Weg“, so Ammicht.

Mehr Autonomie durch mobiles Arbeiten

Studien belegen, dass Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nicht weniger effektiv seien, wenn sie von zuhause aus arbeiten. Im Gegenteil: mobile Arbeit könne mehr Autonomie für die Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen ermöglichen. „Sie darf jedoch nicht dazu führen, dass Arbeitszeiten ausgedehnt werden, der Leistungsdruck zunimmt, Belastungen verstärkt werden und sich Arbeitsbedingungen verschlechtern,“ warnt Silke Klos-Pöllinger vom Deutschen Gewerkschaftsbund.

Investition in die Zukunft

Elsa Koller-Knedlik, Vorsitzende der Geschäftsführung der Augsburger Agentur für Arbeit, ist sich sicher, dass die Investition in mobile Infrastruktur den Unternehmen nicht nur während der Corona-Pandemie zu Gute kommt: „Die Arbeitswelt wird sich langfristig verändern. Der notwendige Schritt ins Homeoffice hat bei vielen Unternehmen vorhandene Vorurteile ausgeräumt.“ Es sei damit zu rechnen, dass Unternehmen, die ganz oder teilweise auf Homeoffice umgestellt haben, dies auch beibehalten, wenn die Corona-Krise überstanden ist. Mit Blick auf die Vereinbarkeit von Familie und Beruf könne es für Arbeitgeber auch ein Wettbewerbsvorteil sein, wenn sie weiterhin auf Homeoffice setzen.

Regelrechter Digitalisierungsschub

Dr. Wolfgang Hübschle, Wirtschaftsreferent der Stadt Augsburg führt aus: „In den vergangenen Monaten hat es einen regelrechten Digitalisierungsschub gegeben. Viele Unternehmen sind in den vergangenen Monaten flexibler geworden und stellen fest, dass nicht jede Besprechung zwingend ein Präsenztermin sein muss.“

Situation abseits der Schreibtischarbeitsplätze

Natürlich könne das Instrument Homeoffice nicht überall gleichermaßen eingesetzt werden, erläutert Ulrich Wagner, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer für Schwaben „Im Handwerk werden im Wesentlichen praktische Arbeiten und Leistungen erbracht – beim Kunden, auf Baustellen, in Werkstätten oder in Ladengeschäften. Mobiles Arbeiten von zuhause aus ist hier nicht möglich. Aber natürlich gibt es auch in Handwerksbetrieben Bereiche, die sich für Homeoffice eignen und die auch umgesetzt werden – zum Beispiel in der Buchhaltung, bei der Angebotserstellung, im Vertrieb oder in der CAD-Technik.“

Sicheres Arbeiten muss gewährleistet sein

Ähnliches gelte beispielsweise auch für produzierende Unternehmen oder den stationären Einzelhandel. „Und wo immer es keine Möglichkeit für mobiles Arbeiten gibt, müssen die Unternehmen gewährleisten, dass die Beschäftigten sicher arbeiten können, also beispielsweise mit genügend Abstand oder Mund-Nasen-Schutz“, so Michael Leppek, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Schwaben. Entsprechende Regelungen seien in der SARS-CoV-2-Arbeitsschutzverordnung festgelegt.
Die Augsburger Allianz für Arbeitsplätze ist sich einig, dass es für Homeoffice keine Ideallösung gibt. Selbst innerhalb einer Branche sind die Strukturen jedes Unternehmens anders und nicht jeder vermeintliche Heimarbeitsplatz ist geeignet. Hier müssen Arbeitgeber und Beschäftigte gemeinsam Einzellösungen finden.

Homeoffice-Verordnung im Detail

Der Regierungsentwurf der SARS-CoV-2-Arbeitsschutzverordnung des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales ist online abrufbar.