In einer hart umkämpften und kuriosen Partie, die eine nervenaufreibende Schlussphase und Verlängerung mit sich brachte, fährt Ratiopharm Ulm gegen Aris Midea Thessaloniki den sechsten EuroCup-Sieg (88:99) im achten Spiel ein.

Abnutzungskampf, nichts für schwache Nerven und das bessere Ende für die Ulmer – beschreibt den Auswärtssieg in Thessaloniki bestens. Kein Team setzte sich über 40 Minuten entscheidend ab, dementsprechend war eine Verlängerung die logische Folgerung, welche das Team von Trainer Anton Gavel im erhitzten Hexenkessel für sich entschied – aber von vorne: Zu Beginn der Partie legten beide Mannschaften ein hohes Spieltempo an den Tag, was vor allem von den Gastgebern nicht zu erwarten war. Mit dem vermeintlichen griechischen Bollwerk kamen die Uuulmer zunächst gut zu Recht und starteten offensiv fulminant. Sowohl die in schwarzspielenden Ulmer als auch Thessaloniki fanden Mitte des ersten Spielabschnitts defensiv besser in die Partie. Es zeichnete sich in der Anfangsphase eine ausgeglichene und enge Kiste ab (21:19, 10.). Die Ulmer dominierten im ersten Viertel die Bretter generell, standen nach zehn Minuten bereits bei zehn Rebounds (5 OR), während die Hausherren lediglich zwei verbuchten. In der Folge machte die gelbe Defensivwand ihrem Namen alle Ehre, zwang die Ulmer zu schwierigen Würfen und begann das zweite Viertel mit einem 9:2 Lauf – dies brachte die berüchtigte stimmungsvolle Halle zum Brodeln. Das Team rund um die Spielmacher Juan Núñez und Trevion Williams verlor hingegen den offensiven Flow, sah sich einem beinah zweistelligen Rückstand gegenüber (30:21, 13.). Es entwickelte sich allmählich mehr und mehr zur Defensivschlacht, da der Spielfluss aus der Anfangsphase abhandenkam. Mit strukturierter Teamoffensive, die zu offenen Abschlussmöglichkeiten führte, biss sich Ulm mit einem 11:0 Run zurück (42:41, HZ.). Die Geschichte der ersten Hälfte schnell erzählt: Intensive Defensive auf beiden Enden des Feldes, die Gastgeber trafen aus dem Feld effizient von jenseits der Dreipunktelinie (6/15) während die Uuulmer (3er 3/9) die Oberhand im Reboundduell behielten.
Auch wenn der Basketballgott weiterhin nicht orange trug, somit das Wurfglück nicht auf Ulmer Seite war, erspielten sie sich gegen die stabile Defensive gute Gelegenheiten in Korbnähe. Dabei brillierte mal wieder „Point Center“ Williams und der spielintelligente Núñez , welche mit mehreren Geniestreichen Lücken fanden und ihre Mitspieler hervorragend bedienten. Dennoch erwischten die Gastgeber den etwas besseren Start nach dem Seitenwechsel. Ein Dreier von Klepeisz und ein daraus resultierendes unsportliches Foul brachte den Ulmer in einer Offensivsequenz zu acht Punkten, da L.J. Figueroa nach den erfolgreichen Freiwürfen vom Kapitän einen weiteren Dreier versenkte – aus einem sechs Punkte Rückstand wurde ein zwei Zähler Vorsprung, Basketball kann manchmal verrückt sein. Allerdings geriet die Offensive danach komplett ins Stocken, zu viele Leichtsinnsfehler und Ballverluste waren die Folge, davon drei hintereinander (am Ende waren es 22 TO). Die Hektik im Spiel und die Fehleranfälligkeit auf beiden Seiten nahm zu. Dementsprechend blieb der Spielverlauf komplett ausgeglichen. Die Ulmer kamen gut in den Schlussabschnitt hinein, schraubten mit drei Würfen von außen die Dreierquote hoch und erhöhten nach mehreren Führungswechsel binnen weniger Augenblicke den Vorsprung auf vier Punkte (64:68, 34.). Die Partie nahm wieder an Fahrt auf und bessere Offensivaktionen schlugen die gut stehenden Abwehrverbünde – die Führungen wechselten in der Phase im Sekundentakt. Kurz vor Schluss glich Thessaloniki aus, brachte das Spiel in die Verlängerung und sorgte für eine Zugabe. Dort beherrschten die Ulmer angeführt von dem Trio Núñez , Figueroa und Williams das Geschehen, legten unmittelbar nach Sprungball einen 8:0 Lauf hin und ließen in der hitzigen Atmosphäre nichts mehr anbrennen. Zum Schluss stehen bärenstarke 31 Assists auf der Habenseite und eine gnadenlose Ausbeute rund um den Korb (2er – 26/38, 68,4%). Zudem fiel der Dreier in der zweiten Halbzeit deutlich besser, insgesamt versenkte das Team neun ihrer 22 Versuche (40,9%). Auch der Kampf um die Rebounds geht mit einer Differenz von 21 klar an die Ulmer (45:24).
Double-Double-Alert
In der Schlussphase dirigierte der junge Spanier Juan Núñez die Offensive, erzielte dabei enorm wichtige Zähler. Am Ende legte er mit 14 Punkten (2/4 3er) und großartigen 10 Vorlagen ein Double-Double auf. Ein seltenes Triple-Double war mit sechs Rebounds nicht in allzu weiter Ferne. Mit 20 Punkten heißt der Uuulmer Topscorer Trevion Williams, der knapp an einem Double-Double vorbeischrammte. Insgesamt neun Rebounds sammelte der Center ein und bereitete vier Korberfolge vor, einer sehenswerter und spektakulärer als der andere. Erneut präsentierte er sich unaufhaltsam und dominant unter den Brettern und in der Zone, vollendete sieben seiner neun Wurfversuche von dort (77,8%). Auch L.J. Figueroa übernahm einen Großteil der Scoringlast. Der Flügelspieler traf sowohl aus dem Zweibereich (5/6 – 83,3%) als auch von außen hochprozentig (2/3 – 66,7%). Auch fünf Rebounds tauchen im Statistikbogen auf.
Key-Momente
Die Schlüsselaktionen des Krimis waren zum einen der ansatzlose 76:74 Dreier vom Parkplatz von Juan Núñez der gegen Ende die zwischenzeitliche 76:74 Führung einbrachte. Das And-One-Play von L.J. Figueroa in der Verlängerung – nach einem akrobatischen Rebound zauberte Trevion Williams einen No-Look-Pass auf den eingelaufenen Figueroa, der trotz Fouls abschloss und mit dem Vier-Punkt-Spiel auf einen neun-Punkte-Vorsprung stellte. Den Deckel machte aber Núñez drauf, der in den wichtigen Minuten die Verantwortung übernahm und gute Entscheidungen traf. Mit einem sehenswerten Floater, nachdem er mit einem überragenden Richtungswechsel den Gegner stehen ließ, tütete der Spanier den sechsten Sieg im Wettbewerb ein.

