Benedikt XVI. kam selbst zu Wort | Requiem für den verstorbenen Papst emeritus im Augsburger Dom

Mit einem anrührenden Requiem haben sich am Samstag im Augsburger Dom die Gläubigen im Bistum Augsburg vom verstorbenen früheren Papst Benedikt XVI. verabschiedet. Im Mittelpunkt stand das theologische Vermächtnis Benedikts, denn Bischof Dr. Bertram Meier hatte sich dafür entschieden, statt einer eigenen längeren Predigt nur eine kurze Einführung zu halten und danach Joseph Ratzinger selbst sprechen zu lassen – mit zentralen Aussagen aus seinen Texten, die verschiedene Sprecherinnen und Sprecher vorlasen.

In Der Lesung Verschiedener Texte Joseph Ratzingers Kam Der Verstorbene Im Requiem Selbst Zu Wort Foto Pba Ulrich Bobinger
In der Lesung verschiedener Texte Joseph Ratzingers kam der Verstorbene im Requiem selbst zu Wort (Foto_pba_Ulrich Bobinger)

„Es sind vor allem Benedikts Worte“, so Bischof Bertram, „die bleiben und seinem Wirken einen Stempel aufdrücken, dessen Prägekraft lange wirken wird. Papst Benedikt war mutig und zugleich demütig. Sein Auftreten war eher zurückgenommen, leise, mitunter fast schüchtern: demütig. Gleichzeitig hatte er den Mut, gegen den Strom zu schwimmen. In seinen Äußerungen konnte er elegant, aber auch spitz die Dinge beim Namen nennen. Zwei großen Themenfeldern galt sein besonderes Augenmerk: dem Verhältnis von Glaube und Vernunft sowie der Beziehung zwischen Kirche und Welt.“

Das Sterbebildchen Des Verstorbenen Frueheren Papstes War In Deutschland In Hoher Millionenauflage Gedruckt Worden Und Lag Auch Im Dom Aus Foto Pba Ulrich Bobinger
Das Sterbebildchen des verstorbenen früheren Papstes war in Deutschland in hoher Millionenauflage gedruckt worden und lag auch im Dom aus (Foto_pba_Ulrich Bobinger)

Bischof Bertram hatte Ratzinger-Texte aus den Themenfeldern Ökologie, Ehe und Familie, Jugend, Alter, Ökumene sowie Berufung zum Priestertum und zum Ordensleben ausgesucht. So sprach Papst Benedikt quasi selbst vom Ambo – hier einige Auszüge:

„Wir müssen auf die ernste Verpflichtung hinweisen, die Erde den neuen Generationen in einem Zustand zu übergeben, dass auch sie würdig auf ihr leben und sie weiter kultivieren können“ (aus der Enzyklika ‚Caritas in veritate‘, 2009).

„Die Liebe ist das, was den Menschen zum echten Abbild der Dreifaltigkeit, zum Abbild Gottes macht. Liebe Eheleute, indem ihr die Ehe lebt, schenkt ihr euch nicht irgendeine Sache oder irgendeine Tätigkeit, sondern das ganze Leben“ (beim Weltfamilientreffen 2012 in Mailand).

„Ihr seid Christen – nicht weil ihr Besonders und Herausragendes tut, sondern weil Er, Christus, unser Leben ist. Ihr seid heilig, wir sind heilig, wenn wir seine Gnade in uns wirken lassen“ (bei einer Gebetsvigil mit deutschen Jugendlichen 2011).

„Bischof Sailer von Regensburg hat einmal gesagt, die Priester müssten vor allem geistlich-Geistliche sein. Ich fände es schön, wenn der Ausdruck ‚Geistliche’ wieder vermehrt in Gebrauch käme“ (im Zisterzienserkloster Heiligenkreuz 2007).

„Wir sollten bei einer ökumenischen Begegnung nicht nur die Trennungen und Spaltungen beklagen, sondern Gott für alles danken, was er uns an Einheit erhalten hat und immer neu schenkt“ (während der Deutschlandreise 2011).

„Die Qualität einer Gesellschaft beurteilt sich auch danach, wie die alten Menschen behandelt werden und welcher Platz ihnen im gemeinsamen Leben vorbehalten ist. Wer den alten Menschen Raum gibt, gibt dem Leben Raum! Wer die alten Menschen annimmt, nimmt das Leben an!“ (beim Besuch eines Seniorenheims in Rom, 2012).

Umrahmt wurden die Texte von den Domsingknaben unter Leitung von Domkapellmeister Stefan Steinemann und dem Gesang „Wer glaubt, ist nie allein“, dem berühmten und vielleicht poetischsten Benedikt-Wort, das gleichzeitig das Motto der Papstreise 2006 nach Bayern gewesen war.

Wer Glaubt Ist Nie Allein Die Domsingknaben Unter Leitung Von Domkapellmeister Stefan Steinemann Sorgten Fuer Die Anruehrendsten Momente Im Requiem Foto Pba Ulrich Bobinger

Spätestens in diesen Momenten spürten die Anwesenden die tiefe Verbundenheit mit dem Kernanliegen Benedikts, das Bischof Bertram wie folgt charakterisierte: „Sein Interesse bestand darin, das „Ich“ der eigenen Meinung in das „Wir“ der kirchlichen Gemeinschaft einzubetten.“

Übrigens: Bischof Bertram hatte während des Requiems den Verstorbenen nicht nur im, sondern auch am Herzen: Das Brustkreuz, das er trug, hatte ihm der emeritierte Papst Benedikt XVI. kurz nach der Bischofsweihe des Augsburger Oberhirten bei einer persönlichen Begegnung selbst geschenkt.

Am Samstagabend wird Bischof Bertram dann um 19 Uhr in der Marienkapelle des Domes einen Rosenkranz für Benedikt XVI. beten. Gläubige sind eingeladen, entweder in der Kapelle selbst oder im Livestream mitzubeten, der auf www.bistum-augsburg.de und www.katholisch1.tv sowie auf der Facebookseite des Bistums zu sehen sein wird.