BFV vertagt Saisonabbruch im Amateurfußball – Sonderfall Regionalliga

Der Bayerische Fußballverband (BFV) gibt dem Druck der Vereine nach – zumindest zum Teil. Bei einer Videokonferenz mit den Bayern- und Landesligisten wurde noch am Freitagabend ein Saisonabbruch von Verbandsseite ausgeschlossen. Es folgten Brandbriefe von mindestens 18 ostbayerischen Vereinen auf die in der BFV-Zentrale umgehend reagiert wurde.

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Auf einer Präsidiumssitzung am Montagabend wurde ein Vier-Punkte-Plan beschlossen. Der wichtigste Punkt: Wenn bis 3. Mai bayernweit kein nahezu uneingeschränkter Trainingsbetrieb möglich ist, dann wird über den Abbruch entschieden. Allerdings geht bis zu diesem Zeitpunkt die Warteschleifen-Hängepartie der verlängerten und nun schon fünf Monate unterbrochenen Spielzeit 2019-2020-2021 im Amateurfußball noch etliche Wochen weiter. Ziel sei es, „noch möglichst viele oder alle der ausstehenden Spiele der Punkt-Runden zu Ende zu bringen“. Ob mit oder ohne Zuschauer, davon ist schon gar nicht mehr die Rede. Eigentlich steht weiter der Beschluss: Kein Amateurfußball im Freistaat ohne zahlendes Publikum und die erforderlichen Einnahmen.

Etliche Vereine fordern weiterhin einen sofortigen Schlussstrich, weil mit den steigenden maßgeblichen Inzidenzzahlen keine Lockerungen für den Amateursport in Sicht sind und die letzte Hoffnung des BFV als völlig unrealistisch eingeschätzt wird.

Sonderfall Regionalliga

Ein Sonderfall bleibt zudem die Regionalliga Bayern mit dem FC Memmingen, der hier noch zehn Punktspiele auszutragen hat und deshalb, wie berichtet, bereits aus dem Zusatz-Wettbewerb Liga-Pokal ausgestiegen ist. Bei einer Genehmigung des Trainingsbetriebs ab 3. Mai und den Re-Start nach zugestandener dreiwöchiger Vorbereitungszeit bis Pfingsten ist das Programm nicht mehr stemmbar.

Laut den Statuten muss nämlich die Punkterunde 25 Tage vor den Drittliga-Aufstiegsspielen gegen den Vertreter der Regionalliga Nord beendet sein. Vor dieser Aufstiegsrelegation (spätestens Ende Juni) sind noch „Play-Offs“ vorgeschaltet, um unter Viktoria Aschaffenburg, der SpVgg Bayreuth und dem FC Schweinfurt den Bayern-Meister zu ermitteln. Unter dieser Prämisse blieben dem FC Memmingen neun Tage für zehn Spiele. Und selbst wenn – was kaum einer für möglich hält – „schon“ ab 19. April wieder trainiert werden dürfte, läge der Zeitrahmen für das Mammutprogramm bei nur drei Wochen. Durchpauken könnte dies der BFV, weil die geänderte Spielordnung vorsieht, dass „in Ausnahmefällen“ Spiele auch im Zwei-Tages-Rhythmus angesetzt werden könnten. 

Alternativen angedacht

Als Alternative wurde von den Verbandsoberen angedacht, dass Aschaffenburg, Bayreuth und Schweinfurt aus dem Regionalliga-Betrieb ganz herausgenommen werden und unter als „Profis“, die ja weiter kicken dürfen, den Meister unter sich ausmachen. Oder der Spielplan wird so zusammengekürzt, dass „unwichtige Spiele“ wegfallen und nur noch Begegnungen ausgetragen werden, die für Auf- und Abstieg entscheidend wären. Für den FCM blieben dennoch noch acht Partien stehen, andere hätten vielleicht nur noch drei, vier. Offen bleibt die Frage, was das noch mit dem ja eigentlich beabsichtigten sportlich fairem Wettbewerb zu tun hätte oder was passiert, wenn Mannschaften wegen Corona-Fällen in Quarantäne müssen. Von den unterschiedlichen Rahmenbedingungen mal ganz abgesehen. Schweinfurt darf nämlich seit geraumer Zeit unter dem „Profistatus“ wieder trainieren. Die zweiten Mannschaften des FC Augsburg, 1. FC Nürnberg und SpVgg Greuther Fürth hatten gar keine Zwangspause. Allen anderen Amateurclubs ist das Training verboten. 

Zu all diesen Gedankenspielen will sich beim FC Memmingen öffentlich momentan gar niemand mehr äußern. Überhaupt scheint zwischen Verband und dem viel zitierten „Aushängeschild Regionalliga Bayern“ eine gewisse Funkstille zu herrschen. „Ich weiß überhaupt nichts. Der Verband kommuniziert scheinbar nicht mit der Regionalliga“, äußerte sich Liga-Sprecher Markus Clemens (SV Schalding-Heining) am Montag auf Nachfrage des stellvertretenden FCM-Vorsitzenden Thomas Reichart.

Testpflicht im Amateurfußball abgelehnt

Wenigstens, dass der Verband eine Testpflicht im Amateurfußball ablehnt, wurde auch in Memmingen positiv aufgenommen. Der FCM hat schon mal ausgerechnet, dass für die Mannschaften vom Regionalliga-Team bis zur Jugend wöchentliche Kosten von mindestens 5.000 Euro anfallen würden, die selbst getragen werden müssten.

Der Vier-Punkte-Plan des Bayerischen Fußballverbandes für den Amateurfußball:

Liga-Pokal: Ist ab 19. April kein flächendeckender Trainingsbetrieb in Bayern möglich, wird der Wettbewerb abgebrochen. Hier sollten eigentlich zusätzliche Aufsteiger bzw. Nicht-Absteiger ab der Bayernliga abwärts ausgespielt werden. Für die Regionalliga soll noch eine eigene Entscheidung getroffen werden.

Abbruch-Regelung: Sollte bis spätestens 3. Mai kein uneingeschränkter Trainingsbetrieb möglich sein, stimmt die BFV-Spitze über den Abbruch ab. Zuvor wird das Votum der Vereine eingeholt. Mit einem Abbruch tritt eine Quotienten-Regelung zur Ermittlung der Platzierungen bzw. Meister und Absteiger in Kraft. Relegationsspiele entfallen.

Corona-Tests: Eine mögliche Testpflicht für alle Spieler als Voraussetzung für den Spielbetrieb hält der BFV für nicht realisierbar.

Toto-Pokal: Hier soll der Modus bis auf Weiteres nicht verändert werden. Hinsichtlich der Ermittlung des Teilnehmers an der 1. DFB-Pokalrunde im August wird im Dialog mit den verbliebenen Teilnehmern ein Vorschlag erarbeitet (aus Allgäuer Sicht sind der SV Egg und der 1. FC Sonthofen in diesem Wettbewerb noch vertreten).

Die Lage in den fünf Regionalligen: Die Staffeln Südwest und West ziehen ihr Programm durch, weil sie als Profiligen eingestuft wurden, wobei hier insgesamt 42 bzw. 40 Spieltage zu absolvieren sind. Durch den November-Lockdown und immer wieder verhängte Corona-Quarantänen gegen Mannschaften ist dies eine Mammutaufgabe. In der Regionalliga Nordost haben die Vereine kürzlich einstimmig den Abbruch beschlossen und dies dem Verband so mitgeteilt. In der Regionalliga Nord wird die Entscheidung wie in Bayern noch hinausgeschoben.

Die Folgen eines Saisonabbruchs in der Regionalliga Bayern: Die Platzierungen werden nach einem Quotienten ermittelt. Meister und Teilnehmer an der Aufstiegsrelegation zur 3. Liga gegen den Vertreter der Regionalliga Nord wäre Viktoria Aschaffenburg. Der Tabellenvorletzte FC Memmingen würde sich um einen Rang verbessern und stünde weiter auf einem Relegationsrang, der aber ohne Folgen bliebe. Die Relegation entfällt bei Abbruch, der Klassenerhalt wäre sicher. Schlusslicht VfR Garching müsste aber absteigen. In der nächsten Spielzeit würde die Regionalliga Bayern nach aktuellem Stand 19 Teams umfassen, es wären nach vollzogenem Auf- und Abstieg aber auch bis zu 22 Clubs möglich.