Curevac-Mitgründer gegen Impfpflicht

Angesichts der Debatte über eine Impfpflicht für medizinisches Personal und Pflegekräfte in Deutschland hat sich Ingmar Hoerr, Mitgründer des Impfstoffherstellers Curevac, gegen einen solchen Zwang ausgesprochen. Es befremde ihn zwar, „wie sich gerade manche aus dem medizinischen Bereich so dagegen wehren“, sagte Hoerr der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“. Von ihrem Hintergrund her müssten sie es besser wissen.

Dts Image 15159 Dafntiafpo 3121 800 600Impfzentrum, über dts Nachrichtenagentur

„Ich bin deshalb aber nicht für eine Impfpflicht, wir sollten die Menschen vielmehr vom Nutzen überzeugen“, sagte er. Eine gewisse Zurückhaltung und Anlaufschwierigkeiten seien ganz normal. Er plädiere deshalb beispielsweise für prominente Vorbilder, die medienwirksam während und nach der Impfung begleitet werden. „Und in einem halben Jahr wird hoffentlich kein Hahn mehr danach krähen, weil es ganz normal ist, sich impfen zu lassen.“ Denn bis das Coronavirus besiegt ist, wird es seiner Meinung nach noch dauern. „Das wird schon noch ein, zwei Jahre brauchen, bis wir eine weltweite Immunität erreicht haben. Natürlich muss man beobachten, wie sich Mutationen entwickeln“, gab er zu bedenken. Bislang gebe es keine Hinweise darauf, dass sich das Coronavirus ähnlich agil wie das Grippevirus verändere. „Ich hätte aber auch keine Angst davor. Denn die mRNA-Technologie ist genau dafür geschaffen, schnell neue Wirkstoffe zu entwickeln. Das Virus kann uns nicht entkommen, wir kommen hinterher“, sagte er. Die Curevac-Impfung, die derzeit in einer großen zulassungsrelevanten Studie getestet wird, komme derweil nicht zu spät, sondern habe das Ziel erreicht, einen bezahlbaren und gut haltbaren Impfstoff zu entwickeln, der sich aufgrund seiner Beschaffenheit auch in ärmere Länder liefern lasse. Für die mRNA-Technologie sieht Hoerr derweil noch viele Möglichkeiten auch für andere Krankheiten. „Für bisher unheilbare Krankheiten wird garantiert der Schwenk kommen zu individualtherapeutischen Therapien“, sagte er. Eigentlich müsse man die Herausforderung eher vom Software- und weniger vom Medikamentengedanken her angehen.

„Wenn im Körper mit der Programmierung etwas nicht stimmt, greifen wir ein und geben dem Körper eine Hilfe, mit der er sich selbst therapieren kann. Der eigentliche Pharmaproduzent ist somit der Körper“, sagte Hoerr. „Ich bin davon überzeugt, dass Covid einen völligen Paradigmenwechsel mit sich bringt, weg von der Big-Pharma-Industrie“, sagte er. Dabei helfen könnten auch die RNA-Drucker, die gemeinsam mit dem vom Elektrohersteller Tesla übernommenen Anlagenbauer Grohmann entwickelt werden, und künftig in Apotheken oder Arztpraxen stehen könnten, so Hoerr.