„Dämliche Augsburger!“ | Mörderische Gedanken einer Gymnasiallehrerin

Morde statt Mozart. Brutales statt Brecht. Frauen statt Fugger. Recherchen statt Renaissance… Es hätte auch ihr zweiter historischer Roman werden können. Doch dann schrieb die Augsburger Gymnasiallehrerin Ulrike Vögl binnen weniger Wochen lieber ihren ersten Kriminalroman – und zwar einen mit ganz viel Lokalkolorit. „Nackabatsch mit Todesfolge. Ein Augschburg Krimi“ lautet der Titel ihres jüngst in einem Stuttgarter Verlag als E-Book, als Hörbuch und zuletzt als Taschenbuch erschienenen Krimi-Erstlings.

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Der Turm der Ulrichsbasilika schaut Ulrike Vögl und Götz Beck, Tourismusdirektor der Regio Augsburg Tourismus GmbH, nicht zufällig über die Schulter: Der Erstling der Augsburger Krimiautorin – „Nackabatsch mit Todesfolge“ – lebt stark vom Lokalkolorit. Etliche Augsburger Örtlichkeiten tauchen als Schauplatz im Krimi auf. Das macht Lust auf die Fuggerstadt, fanden einige der ersten Rezensenten. Dem Tourismuschef gefällt diese Form Tourismuswerbung natürlich mörderisch gut – vor allem, weil sie nichts kostet. Foto: Martin Kluger/Regio Augsburg Tourismus GmbH

Schon der Titel verrät es: Der sehr spezielle Augsburger Dialekt spielt eine große Rolle. Die Stadt selbst spielt sogar eine Hauptrolle, das finden jedenfalls jene Rezensenten, die schreiben, dass der Cosy-Crime-Roman von Ulrike Vögl Lust auf Augsburg macht. Das sehr spezielle Stadtbild – die Maximilianstraße und der Annahof, der Stadtmarkt oder auch der Kräutergarten beim Rabenbad sind Schauplätze ihres Kriminalromans – sorgt nämlich für das räumliche Lokalkolorit. Das in Augsburg sehr spezielle zwischenmenschliche Kolorit verdeutlichen die beiden wichtigsten Protagonistinnen des Romans: Eine Augsburger Kriminalkommissarin, die mit einer aus Hamburg an den Lech versetzten Kollegin zusammenarbeiten muss. Das Nordlicht von der Elbe wundert sich anfangs nicht nur über die für sie merkwürdige Sprache der Augsburger, sondern auch über die doch eher unterdurchschnittlich ausgeprägte Offenheit der Augsburger. Dass die Hanseatin – so Vögl – Augsburg „am Anfang nicht so lustig findet“, ist natürlich integraler Bestandteil der Handlung. Der Krimi beginnt denn auch mit dem verzweifelten Ausruf „Dämliche Augsburger!“ Sowieso klar, dass der erste Einsatz die Kommissarin aus der Hansestadt in den Stadtteil Oberhausen führt.

Die 43-jährige Augsburgerin wollte schon immer mal ein Buch schreiben, dessen Handlung in ihrer Heimatstadt spielt. Eberhofer, Kluftinger und Co. standen gewissermaßen Pate bei der Konzeption ihres Kriminalromans. Dass die Autorin „ihre“ Morde noch gerade rechtzeitig vor Ausbruch der Coronakrise auch im Typoskript aufklären und damit ihren Krimi zur Drucklegung bringen konnte, war für die dreifache Mutter ein Glücksfall: „Während der Coronawochen wäre ich wohl kaum zum Schreiben gekommen“, vermutet Vögl. O-Ton einer Rezension: „…ein sehr gut geschriebenes, humorvolles und spannendes Buch, das ganz nebenbei auch Lust macht ,Augschburg’ einmal zu besuchen.“ Als kostenlose Begleitwerbung für die nach der Coronapandemie konzipierte Tourismuskampagne „Urlaub daheim“ sowie für den Städtetourismus in der Stadt von Fugger, Mozart und Brecht sieht deshalb Augsburgs Tourismuschef Götz Beck den Kriminalroman der in Augsburg geborenen Autorin. Kein Wunder, lautet der letzte Satz der Handlung doch (marketinggerecht, und wie von der Regio Augsburg Tourismus GmbH bestellt): „Augschburg, wir kommen!“. Ach ja: Nicht nur zwei Morde bedürfen der Aufklärung. Auch der mörderische Dialekt im Buchtitel bedarf bei Nicht-Augschburgern der aufklärenden Übersetzung. „Nackabatsch mit Todesfolge“ bedeutet auf Hochdeutsch: „Nackenschlag mit Todesfolge“. Ulrike Vögls Krimi ist als mehr als 230 Seiten starkes Taschenbuch bei dp Digital Publishers erschienen.

pm