Das Smartphone wird zum neuen Ticketsystem in Augsburger Bussen und Straßenbahnen

Noch ist es Zukunftsmusik: Wer mit dem öffentlichen Nahverkehr unterwegs ist, soll sich nicht mehr mit Tarifsystemen befassen müssen. Einfach in einen Bus oder eine Tram einsteigen und am Monatsende den besten Preis für alle Fahrten bezahlen. BeIn/BeOut ist ein System auf dem Smartphone, mit dem das in Augsburg künftig möglich sein soll. Nun starten die Stadtwerke Augsburg (swa) eine erste Testphase mit CheckIn/CheckOut: Je ein Fingertipp genügt, um einzuchecken und am Ziel die Fahrt wieder zu beenden.

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Noch muss ein Button auf dem Smartphone gedrückt werden. Künftig soll die BeIn/BeOut-App der Stadtwerke Augsburg selbständig Ein- und Ausstiege erkennen und am Monatsende den Preis abrechnen.
Foto: swa / Thomas Hosemann

Das Smartphone kann heute schon viel, künftig ist es auch ein völlig automatischer Fahrschein. Zusammen mit dem Münchner Start-up-Unternehmen „BlueGo“ entwickeln die swa ein BeIn/BeOut-System – kurz „BIBO“. Dabei erkennt die APP auf dem Mobiltelefon automatisch den Ein- und Ausstieg in einen Bus oder eine Straßenbahn. Am Monatsende wird dann der beste Preis für alle Fahrten dieses Monats berechnet: eine Monatskarte, Wochenkarten, Tageskarten oder Einzelfahrscheine.

„Für alle, für die sich ein dauerhaftes Abo nicht rentiert, ist das eine einfache Möglichkeit den Nahverkehr zu nutzen, ohne sich mit dem Tarifsystem befassen zu müssen“, so swa-Geschäftsführer Dr. Walter Casazza. „Ziel ist dabei, der einfache Zugang zu Bus und Straßenbahn für alle.“

Test mit Stadtwerke-Kunden läuft an

Nach zwei internen Tests mit rund 50 swa-Mitarbeitern läuft jetzt der erste Test mit 150 Stadtwerke-Kunden an. Allerdings noch nicht mit der vollkommen automatischen Erkennung des Ein- und Ausstiegs. Das muss der APP noch jeweils mit einem Fingertipp auf einen Button angezeigt werden. „Wichtig in dieser ersten Testphase ist, die Systeme im Hintergrund zu testen“, so Casazza. Konkret: Kann das System die gefahrene Strecke und zurückgelegten Haltestellen erkennen, arbeitet es auch bei einer größeren Anzahl von Nutzern störungsfrei und kann es am Monatsende den besten Preis ermitteln?

Der erste Test mit Kunden dauert bis Jahresende. Verläuft dieser erfolgreich, ist der nächste Schritt das CheckIn/BeOut: Beim Einstieg bekommt das Smartphone noch den Fingerzeig des Nutzers, es erkennt aber bereits automatisch den Ausstieg. „Ziel ist, dass das Smartphone Ein- und Ausstieg selbst erkennt“, so Casazza. „Dann muss sich der Fahrgast um nichts mehr kümmern“.

„BIBO“, ist sehr komplex

Das fertige BeIn/BeOut-System, das „BIBO“, ist sehr komplex. Schließlich muss die APP selbstständig erkennen können, dass jemand in einen Bus oder eine Straßenbahn ein- und aussteigt und nicht daneben mit einem Fahrrad oder Auto fährt. Das System nutzt dabei die Sensoren des Smartphones, insbesondere das GPS, um den Standort zu ermitteln und den Beschleunigungsmesser. So erkennt das System, dass jemand mit seinem Smartphone an einer Haltestelle ist und in einer ganz besonderen Weise beschleunigt. „Eine Straßenbahn oder ein Linienbus verhalten sich beim Beschleunigen und Abbremsen ganz anders als ein Auto oder ein Fahrrad“, so Casazza. Und die APP gleicht die Abfahrt mit den Live-Abfahrten des Fahrauskunftssystems der swa ab.

„Wichtig dabei ist natürlich der Datenschutz“, unterstreicht Casazza. Schließlich werden Bewegungsdaten der Kunden aufgezeichnet und ausgewertet. Deshalb wird mit zwei getrennten System gearbeitet. Der Partner „BlueGo“ erhebt die Bewegungsdaten und verarbeitet diese auf ausschließlich deutschen Servern. Von einem Kunden haben sie außer einer Nummer keine Kundendaten. Am Monatsende werden den swa nur in Summe zusammengefasste Daten pro Nummer übermittelt, die die swa einem Kunden zuordnet. „BlueGo kennt den Kunden nicht und wir kennen die einzelnen Bewegungsprofile der Kunden nicht“, so Casazza.

Die BeIn/BeOut-APP ist für die swa ein weiterer Baustein auf dem Weg zu einem umfassenden Mobilitätsdienstleister, mit Bus und Straßenbahn, eigenem Carsharing und Leihradsystem, der bundesweit ersten Mobil-Flatrate sowie Ridesharing. „Moderne Mobilität muss für alle einfach und flexibel nutzbar sein“, so Dr. Walter Casazza.