Das Staatstheater Augsburg feierte eine eindrucksvolle Premiere von Shakespeares Zauberkomödie „Der Sturm“

Gestern Abend feierte das Staatstheater Augsburg die Premiere von William Shakespeares Zauberkomödie „Der Sturm“. Intendant Andre Bücker führte dabei selbst Regie. Dabei gelang ihm eindrucksvoll der Spagat zwischen der eigentlichen Geschichte und Interaktion. Eine starke Inszenierung, die auf ihr Publikum im martini Park wartet.

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Foto: Jan-Pieter Fuhr

„Ich muss zurück zu meinem Buch, denn bis es Sekt und Häppchen gibt, ist noch einiges aufzuführen.“ Prospero – und er soll Recht behalten! Es ist auf, vor und um die Bühne herum unglaublich viel los. Das Publikum wird von dem Schauspiel umhüllt, ja regelrecht hinein gesogen.

Einige Zuschauer suchen gerade noch ihre Plätze, der Vorhang ist noch zu. Und ein Hausmeister (Caliban – Gerald Fiedler) irrt leicht konfus auf und ab. So richtig bemerkt man ihn gar nicht und dann wird man aus seiner Gemütlichkeit mit einem Schrei gerissen. Ariel (Andrej Kaminsky) macht lautstark seinem Ärger Luft. Nicht nur, dass der Vorhang defekt ist, es fehlen auch noch alle Schauspieler und der „Chef“. Und plötzlich stürmen sie aus allen Ecken Richtung Bühne.

Man fragt sich im ersten Augenblick „Geht es etwa schon los?“.

Aktuelle Themen werden eingebaut

Die Schauspieler diskutieren über das Stück und wie man die damaligen Themen mit der heutigen Zeit und unseren Herausforderungen verbinden kann. Umwelt, Flüchtlinge und auch die Baustelle „Staatstheater“ werden erwähnt. Mit jedem Satz wird klarer, dass das Team um André Bücker (Inszenierung), Jan Steigert (Bühne) und Suse Tobisch (Kostüme) besonders auf den leicht spitzen „Fun-Faktor“ Wert gelegt hat.

Und plötzlich kommt er rein, der große Meister Prospero (Klaus Müller) mit einer Präsenz, die einem Herzog würdig wäre.

Immer noch herrscht Chaos und teils wildes Durcheinander-Gequatsche, bis Prospero ein Machtwort spricht und die Proben beginnen.

Prospero und seine Tochter Miranda (Katja Sieder) sitzen mitten im Publikum, quasi auf Ihrer Insel. Was es nur noch spannender macht. Teils weiß man gar nicht, wo man als erstes blicken soll. Der Vorhang öffnet sich. Das Bühnenbild ist schön wild, als wäre gerade ein Sturm hinweggezogen.

Eindrucksvolle Leistungen

Das Ensemble switcht zwischen der eigentlichen Geschichte und der Interaktion zwischen Schauspieler und Regisseur hin und her.

Die „jungen Wilden“ Ferdinand (Sebastian Baumgart), Alonso (Kai Windhövel), Sebastian (Anatol Käbisch), Antonio (Sebastian Müller-Stahl), Trinculo (Natalie Hünig), Kellner (Patrick Rupar), Rat des Königs (Thomas Prazak) erobern nun auch die Bühne.

Jeder einzelne von ihnen trägt dazu bei, dass man als Zuschauer gebannt das Szenario verfolgt.

Und so wie es plötzlich begann, endet das Stück auch. Einfach so. Unverhofft und dennoch faszinierend zugleich, dass man hofft noch einen Augenblick zu erhaschen.

Klaus Müller und Andrej Kaminsky spielen dermaßen eindrucksvoll, dass sie den Saal mit ihrer naturgewaltigen Kraft komplett vereinnahmen. Und dennoch lassen sie viel Raum für alle anderen Schauspieler und deren wunderbare Energie.

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Klaus Müller | Foto: Jan-Pieter Fuhr

Das Stück wird komplementiert mit den Musikern. Diese sind von Anfang an mittig platziert und somit ständig im Geschehen. „On the Offshore“ bezaubern mit ihren Klängen und mit der Stimme von Lucy Pereira entsteht eine betörende Symphonie.

Filipa zu Silbersee