1000 Jahre sind ein gewaltiger Zeitraum, der zwischen der Gründung der Augsburger Moritzkirche durch Bischof Brun im Jahr 1019 und der Gegenwart liegt. Beim Festgottesdienst aus Anlass dieses Jubiläums erinnerte Bischof Dr. Konrad Zdarsa gestern in der bis auf den letzten Platz gefüllten Innenstadtkirche an die wechselvolle Geschichte des Kirchengebäudes, das mehrfach wieder aufgebaut worden ist.
Die Feier des 1000-jährigen Gründungsjubiläums sei weit mehr als die Jubiläumsfeier eines beeindruckenden schönen steinernen Baus. „Diese Tausendjahrfeier der Gründung von St. Moritz dürfe nicht nur eine Feier freudiger Erinnerung, sondern muss im Tiefsten eine Feier der Vergegenwärtigung der göttlichen Liebe sein, die wir durch die lebendige Begegnung mit unserem Herrn Jesus Christus in seiner Kirche, in seinem Wort und Sakrament dankbar erfahren“, betonte Bischof Konrad.
Daher ermutigte der Bischof die Festgemeinde, sich stets auch öffentlich zu Christus zu bekennen. Denn das Bekenntnis zu dem, der selbst die Liebe ist, das Bekenntnis zum Herrn dürfe niemals verschwiegen werden, dürfe auch nicht einfach so als bekannt vorausgesetzt werden. „Der Name unseres Herrn Jesus Christus muss vor den Menschen unserer Zeit ausgesprochen und bezeugt werden“, so der Bischof. Er gab zu bedenken, dass das Evangelium immer an einen jeden von uns gerichtet sei. „Die Aufforderung des Herrn zur Nachfolge ist in jedem Falle auf eine lebendige Zeugenschaft ausgerichtet.“ In diesem Zusammenhang sei es überlegenswert, unsere Gottesdienstzeiten an die Lebenswirklichkeit der Menschen anzugleichen statt die Moral und Lehre der Kirche.
Der Bischof ließ keine Zweifel daran aufkommen, dass die Vergangenheit niemals isoliert zu betrachten sei, sondern das dazu immer auch Gegenwart und Zukunft in den Blick genommen werden müsse. „Von dieser Gründung könnten wir heute nicht annähernd erschöpfend reden, wenn wir nicht zugleich von der langwährenden Feier der Liturgie und der Sakramente, von den Gesprächsangeboten und den Kontakten zu Kunst und Kultur – kurzum von der fruchtbaren Spannung zwischen der Territorialpfarrei unseres Bistums und der City-Seelsorge am Moritzpunkt sprechen würden“, betonte Bischof Konrad.
Den Patron der Kirche, den heiligen Mauritius, beschrieb der Bischof als einen Märtyrer „von weltweiter Offenheit, wie sie dem wahrhaft Katholischen entspricht, hochaktuell auch und gerade für diese unsere heutige Zeit und Gesellschaft“. Ganz im Gegensatz zu den Aposteln, die im heutigen Evangelium vorgestellt wurden, von denen das nicht so ohne weiteres gesagt werden hätte können. Der Karfreitagsschock habe sie den Rückzug antreten lassen, in das Gewohnte und Handfeste, das vertraute Handwerk, das wenigstens einen geringen Erfolg erwarten ließ, allen voran Petrus. „Rückzug in den Alltag statt Aufbruch in den Auftrag.“ Dabei hob Bischof Konrad gerade das Vermächtnis hervor, das Jesus nicht nur seinen Aposteln, sondern auch uns Christen hinterlassen hat: „Die Menschen seine Gegenwart spüren zu lassen in unseren Begegnungen, unseren Gesprächen, die Menschen auf ihren alltäglichen Wegen, mitten im Strom der Zeit bei ihrer oft so vergeblichen Suche nach dem sofortigen handfesten Erfolg. In ihrer Ratlosigkeit oder Resignation.“ Dies sei ein Vermächtnis wahrer Seelsorge.
Grußworte von OB und Gräfin
Zum Abschluss des Festgottesdienstes überbrachten Augsburgs Oberbürgermeister Dr. Kurt Gribl und Maria Elisabeth Gräfin Thun-Fugger, die die Schirmherrschaft für das Jubiläum übernahmen, sowie der evangelische Stadtdekan Michael Thoma der Pfarrei mit ihrem Pfarrer Dekan Helmut Haug Grußworte und Glückwünsche zum 1000. Geburtstag. „Sie sind uns als Stadtgesellschaft wichtig, ein Teil unseres Wesens, unserer kollektiven Identität“, würdigte der Oberbürgermeister die Geschichte und die vielfältigen Angebote des Dialogs und der Kommunikation, des Miteinanders und Füreinanders, die von der Pfarrei ausgehen. Die Gräfin erinnerte an die jahrhundertelange enge Verbindung zwischen dem Adelsgeschlecht und der Pfarrei. Sie wünsche allen Augsburgern auch in den nächsten Wochen, dass sie das 1000-jährige Jubiläum leben und feiern. Der evangelische Stadtdekan erinnerte an die gemeinsame Aufgabe, Orte zu pflegen, die zeigen, Gott ist mitten in der Stadt.
1000 Jahre Moritzkirche – das ist nicht nur ein Anlass, der Vergangenheit zu gedenken, sondern natürlich auch ein guter Grund, zu feiern und nach vorne zu schauen. Und das geschieht in diesem Festjahr, das mit dem Patrozinium im September 2018 begann und mit dem Mauritiustag 2019 endet, bei vielen großen und kleineren Veranstaltungen, Konzerten, Kunstereignissen, Diskussionsforen, aber natürlich auch bei Gottesdiensten, spirituellen Angeboten und Gemeindefesten.
pba