Mit einem nervenstarken Auftritt in der Schlussphase hat Ratiopharm Ulm am Samstagabend das dritte Finalspiel gegen den FC Bayern Basketball für sich entschieden. 81:79 lautete der Endstand – dank eines überragenden Justinian Jessup, der in den letzten Minuten gleich mehrfach aus der Distanz eiskalt zuschlug. Damit führen die Ulmer in der Best-of-Five-Serie mit 2:1 und haben am Dienstag vor heimischer Kulisse die große Chance, die deutsche Meisterschaft zu gewinnen.
Auftakt mit Problemen in der Zone
Zu Beginn dominierte Bayerns Devin Booker unter dem Korb das Geschehen. Mit sechs Punkten in kurzer Zeit brachte der Center die Ulmer Defensive ins Wanken. Erst mit starker Defensivarbeit und schnellem Umschaltspiel kamen die Gäste besser ins Spiel – Karim Jallow setzte mit zwei kraftvollen Drives das erste Ausrufezeichen und zwang Bayern-Coach Gordon Herbert zur frühen Auszeit. Die zeigte sofort Wirkung: Ein 10:0-Lauf der Hausherren, angeführt von einem starken Shabazz Napier (neun Punkte im ersten Viertel), stellte den alten Abstand wieder her. Nach zehn Minuten führten die Münchener knapp mit 20:17.
Ulmer Distanzschwäche – Jensen hält die Hoffnung am Leben
Im zweiten Viertel vergrößerte sich der Rückstand zunächst: Bayern traf sechs Freiwürfe in Folge, während Ulm weiter an der miserablen Dreierquote (2 von 12) litt. Trotz harter Arbeit gelang kaum ein Abschluss – zu gut stand Bayerns Defensive. Nach einem 28:39-Rückstand brachte Tobias Jensen die Ulmer mit zwei wichtigen Dreiern kurz vor der Pause zurück ins Spiel: 37:42 hieß es zur Halbzeit aus Sicht der Gäste.
Saraf zündet den Turbo, aber Bayern bleibt gefährlich
Nach der Pause kam Ulm mit frischer Energie: Ben Saraf eröffnete das Viertel mit einem Dreier und leitete einen 7:0-Lauf ein, der Ulm erstmals seit dem ersten Viertel in Führung brachte (45:42). Saraf blieb heiß und glänzte mit feinen Einzelaktionen – doch defensiv schlichen sich wieder Schwächen ein. Die Bayern sammelten zu viele Offensivrebounds, die sie immer wieder zu erfolgreichen Dreiern verwandelten. Ein spektakulärer, aber zu später Buzzerbeater von Noa Essengue markierte das Viertelende: 59:62.
Jessup übernimmt in der Crunchtime
Im letzten Abschnitt lieferten sich beide Teams ein Spiel auf Augenhöhe. Bayern traf weiter sicher von außen – Napier und Obst setzten wichtige Treffer. Doch Ulm hielt dagegen. Marcio Santos brachte in der entscheidenden Phase wichtige Defensivaktionen und zog Offensivfouls. Auf einen Dreier von Weiler-Babb antwortete Justinian Jessup mit seinem ersten wichtigen Distanzwurf – der Startschuss zur spektakulären Schlussphase. Kurz darauf traf Jessup erneut von außen und glich das Spiel aus. Zwei Freiwürfe von Napier – kein Problem für Jessup: Sein dritter Dreier in Folge brachte Ulm in Führung, ein anschließender Freiwurf des US-Amerikaners besiegelte den 81:79-Auswärtserfolg.
Trainer Harrelson: „Große Chance, Geschichte zu schreiben“
Mit dem zweiten Sieg in Folge hat sich Ulm nun den ersten Matchball der Finalserie gesichert – am Dienstagabend in der eigenen Arena. Cheftrainer Ty Harrelson blickt optimistisch auf die Entscheidung: „Wir haben morgen eine große Chance, die Serie auf unsere Seite zu ziehen. In Spiel eins haben wir bereits gute Ansätze gezeigt, aber kleine Fehler gemacht, die uns den Sieg gekostet haben. Am Mittwoch haben wir genau das dann deutlich besser gemacht. Karim ist als Anführer vorangegangen und hat dem Team die Energie gegeben, die wir benötigt haben.“
Ulm bleibt national in der eigenen Halle nahezu unbezwingbar – mit 16 Heimsiegen in Serie. Nun könnte der nächste folgen – mit historischer Bedeutung.


