Epidemiologe Timo Ulrichs: Herdenimmunität könnte Rückgang der Corona-Zahlen erklären

Die derzeit rückläufigen Corona-Kennzahlen in Deutschland sind laut dem Epidemiologen Timo Ulrichs möglicherweise auf „eine gewisse Herdenimmunität in der Bevölkerung“ zurückzuführen. Zur Herdenimmunität beigetragen hätten sowohl überstandene Infektionen als auch Impfungen, sagte Ulrichs im Gespräch mit der Nachrichtenseite ntv.de.

Gleichzeitig zeigte sich Ulrichs aber auch überrascht über die jüngste Entwicklung des Infektionsgeschehens. „In der Tat habe ich mit dieser Entwicklung nicht gerechnet. Ich war von einer größeren Herbst- und Winterwelle ausgegangen“, so Ulrichs.

Natürlich sei es möglich, dass aufgrund eines veränderten Testverhaltens mittlerweile viele Fälle nicht erfasst würden, so der Epidemiologe. Allerdings spräche die ebenfalls sinkende Zahl an Covid-Intensivfällen in den Krankenhäusern dafür, dass der Trend tatsächlich rückläufig sei. Und eine Trendwende hin zu einer Winterwelle sei nicht zu erkennen, sagte Ulrichs weiter. So liefere etwa die mittlerweile in Deutschland etablierte Abwassersurveillance keine Hinweise darauf.

Allerdings seien für die Zukunft wieder steigende Corona-Kennzahlen nicht ausgeschlossen, betonte Ulrichs. Zudem sei es denkbar, dass eine neue Corona-Variante der bestehenden Immunität in der Bevölkerung wieder besser entkommt und dann wieder mehr Menschen erkranken. „Die Wahrscheinlichkeit, dass eine völlig neue Variante auftaucht, halte ich aber für gering. Weltweit gibt es derzeit keine Hinweise darauf“, so Ulrichs.

Die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz ist seit Wochen rückläufig und hat laut RKI zuletzt mit 183 den tiefsten Stand des Jahres erreicht. Allerdings gehen Experten seit einiger Zeit von einer hohen Zahl nicht vom RKI erfasster Fälle aus – vor allem, weil bei weitem nicht alle Infizierten einen PCR-Test machen lassen. Nur positive PCR-Tests zählen in der Statistik.