„Es geht! Anders“ | Bischof Bertram feiert diözesane Eröffnung der Misereor-Fastenaktion in Lindau-Reutin

Bei der diözesanen Eröffnung der Misereor-Fastenaktion in der Pfarrei St. Josef in Lindau-Reutin hat Bischof Dr. Bertram Meier auf die wertvolle Arbeit von „MISEREOR“ hingewiesen und zu einem Handeln mit Zorn und Zärtlichkeit aufgerufen. „Die ‚Option für die Armen‘ ist für MISEREOR mehr als eine fromme Formel, sie ist eine spirituelle Bombe, die im wirtschaftlichen und politischen Leben enormen Zündstoff hat.“ Unter dem Leitwort „Es geht! Anders“ steht heuer das Beispielland Bolivien im Westen Lateinamerikas im besonderen Fokus der Aktion.

Dioezesane Eroeffnung Der Misereor Fastenaktion Predigt Bischof Bertram Foto Maria Steber Pba Scaled
Foto: Maria Steber /pbay

Angelehnt an die Verklärung Jesu auf dem Berg Tabor ging Bischof Bertram in seiner Predigt auf die Spannungen des menschlichen Daseins ein. Er rief dazu auf, Gebet und Handeln im Sinne Gottes auf der Welt zu verankern und zu verbinden: „Greifen wir nicht oft über unser Ziel hinaus, wenn wir außerordentliche Gotteserfahrungen suchen, ohne uns aber auf eine Spiritualität des Alltags jemals eingelassen zu haben?“, richtete sich der Bischof an die Gläubigen. MISEREOR stehe für eine gesunde, geerdete Spiritualität. „Das Hilfswerk ist mehr als eine Fastenkollekte, die sich in der Fieberkurve der Sammelergebnisse zeigt. MISEREOR gründet in einer Spiritualität, die nicht im rein geistigen schwebt, sondern verwurzelt ist in der Welt – nicht wie sie sein soll, sondern wie sie wirklich ist.“    

Im gleichzeitigen Wissen darum, dass „ein Anderer die Welt in seinen Händen hält“, fordere die Spannung zwischen Zeit und Ewigkeit ein volles Engagement auf dieser Welt ein. „Es ist höchste Zeit zu handeln; fünf vor Zwölf“, erinnerte er an die Ausbeutung von Natur und Mensch im diesjährigen Beispielland der Aktion. Gebet und Meditation bräuchten Hand und Fuß. „Aus der Mystik muss Politik werden, nicht kurzatmige Tagespolitik, sondern ein Pochen an das Gewissen eines jeden Einzelnen, entschlossen, nachhaltig, ja unerbittlich und hartnäckig.“ Wenn es darum gehe, einander zu bereichern und gegenseitig zur Umkehr zu rufen, zeige uns MISEREOR, dass wir „alle in einem Boot sitzen.“ Den Mitchristen in Afrika, Asien und Lateinamerika begegne die Hilfsorganisation nicht als Almosenempfänger, sondern als Partner auf Augenhöhe. Bischof Bertram: „Wer mit Jesus Freundin / Freund sein will, der kommt an den Armen nicht vorbei.“   

Das diesjährige Thema der Fastenaktion „Es geht! Anders“ prägte den Gottesdienst leitgebend. Dessen Vorbereitung hatte heuer das Kolpingwerk Diözesanverband Augsburg federführend übernommen. Domkapitular und Verbändereferent Dr. Wolfgang Hacker, Pfarrer Wolfgang Kretschmer, Diözesanpräses des Kolping Diözesanverbands Augsburg, sowie Robert Skrzypek, Pfarrer der Pfarreiengemeinschaft Lindau-Insel und Pfarrer Wolfgang Bihler, Präses der Kolpingsfamilie Lindau, feierten die Messe mit.

Dioezesane Eroeffnung Der Misereor Fastenaktion Kindergottesdienst Foto Maria Steber Pba Scaled
Foto: Maria Steber /pbay

Im Anschluss an den Gottesdienst überreichten Kinder der Pfarrei St. Josef Bischof Bertram eine gestaltete Kerze. Diese war Teil des Kindergottesdienstes, der parallel im Pfarrzentrum St. Josef stattfand. Weitere Gottesdienste zur Misereor-Eröffnung wurden zeitgleich im Lindauer Münster, Unsere Liebe Frau sowie in der Pfarrkirche St. Ludwig in Aeschach gefeiert. Die Predigt des Bischofs wurde dabei verlesen.

Unter dem Leitwort „Es geht! Anders“ macht die diesjährige Fastenaktion auf das Konsumverhalten der Menschen und damit zusammenhängende Missstände im globalen Süden aufmerksam. Sie lädt zur Reflexion über persönliche Alltagsgewohnheiten ein und stellt Potentiale zu einer sozial-ökologisch orientierten Gesellschaft vor. Im Mittelpunkt steht die Arbeit der Partnerorganisationen in Bolivien. Der Lebensraum der indigenen Bevölkerung dort wird durch wirtschaftliche Interessen der Agrarindustrie, durch Förderung von Bergbau und Erdgas sowie die Auswirkungen des Klimawandels bedroht. Gemeinsam mit den indigenen Gemeinschaften arbeiten die Misereor-Partnerprojekte an konkreten Alternativen vor Ort: Sie passen die Landwirtschaft den Gegebenheiten des Amazonas-Regenwaldes an und gestalten das Zusammenleben im Einklang von Schöpfung und Mensch.  

Das aktuelle „Hungertuch“ der MISEREOR-Fastenaktion wurde von der chilenischen Künstlerin Lilian Moreno Sánchez in Augsburg gefertigt. Die Ungerechtigkeiten in ihrem Heimatland im Hinterkopf, stellt sie in ihrem Werk die Würde des Menschen kunstvoll in den Mittelpunkt.

Die MISEREOR-Kollekte findet bundesweit in allen Pfarreien am 5. Fastensonntag, 21. März, statt.