Ex-Bundespräsident Gauck kritisiert prorussische Haltung mancher Bundesbürger

Der ehemalige Bundespräsident Joachim Gauck hat die prorussische Haltung mancher Bundesbürger, vor allem in ostdeutschen Bundesländern, kritisiert.

2019 07 24 Gauck Freiheit – 31
Archivfoto: Wolfgang Czech

„Das Rechtsaußendenken und das Linksaußendenken und die geprägten Seelen mancher Ostdeutscher, die führen dazu, dass es in diesem Bereich Deutschlands etwas mehr Verständnis und zum Teil ja sogar auch Unterstützung für Putin gibt, das ist ja besonders schlimm“, sagte Gauck in der Sendung „RTL Nachtjournal“. Gauck fügte hinzu: „Die Unterstützung und das Umhertragen von russischen Fahnen, um damit eine Aggressionsmacht zu huldigen, die das Lebensrecht anderer brutal negiert: Ich meine, geht’s noch?“

Auf die Frage, ob Gauck aber die Haltung mancher ostdeutscher Bürgerinnen und Bürger mit Blick auf Russland verstehen könne, sagte er: „Verstehen kann ich das sehr gut, aber akzeptieren kann ich das nicht.“ Gauck erklärte, dass es teilweise eine „eigentümliche Gefühlslage“ in „einem Teil der Bevölkerung“ in Deutschland gebe. „Es ist so, als würden sie aus ihren Erfahrungen heraus denken: Leg dich nicht mit denen an, die Macht haben. Das könnte gefährlich werden.“ Da gebe es eine Geschichte „lang eingeübter Ohnmacht“ und eine „Erinnerung an Niederlagen“, so Gauck.

Gauck zu Krieg in Europa: „Es kann passieren, dass wir uns tatsächlich wieder verteidigen müssen“

Gauck hat mit Blick auf den Krieg Russlands gegen die Ukraine davor gewarnt, dass Deutschland in eine Situation kommen könne, in der es darum gehe, die Freiheit verteidigen zu müssen. Wenn man lange über Freiheit verfüge, dann erscheine sie selbstverständlich: „Jetzt sehen wir aber, mit der Aggressivität, wie Putin seine reaktionäre Ideologie weiter in Richtung Europa vorantreibt: Es kann passieren, dass wir uns tatsächlich wieder verteidigen müssen“, sagte Gauck. Der frühere Bundespräsident betonte weiter: „Deshalb liegt es mir am Herzen, davon zu erzählen, wie kostbar die Freiheit ist und wie sie unseren Lebensraum positiv gestaltet und dass das nicht selbstverständlich ist.“

Gauck sagte in Richtung jüngerer Generationen, dass diese sich die Fragen stellen müssten: „Will ich, dass diese Freiheit bleibt? Will ich auch diese Freiheit verteidigen oder will ich nur zuschauen? Und zuschauen mag ich nicht. Ich mag, dass wir uns engagieren für das, was uns am Herzen liegt.“