Gedenkfeier für Verstorbene während Corona-Pandemie in der Basilika St. Ulrich und Afra

„Trauer bedeutet Wut, hat zu tun mit Angst und großem Schmerz: Diese drei ‚Töne‘ wollen wir an diesem Nachmittag da sein lassen“, richtete sich Bischof Dr. Bertram Meier heute an zahlreiche Trauernde, die während der Corona-Pandemie einen nahestehenden Menschen verloren hatten. Im Rahmen einer Gedenkfeier in der Basilika St. Ulrich und Afra in Augsburg konnten sie  von ihren Verstorbenen Abschied nehmen, ihnen gedenken und den Beistand Gottes erfahren.

Gedenkfeier Fuer Verstorbene Waehrend Der Corona Pandemie Foto Maria Steber Pba
Foto: Maria Steber/pba

In einer Ansprache hob Bischof Bertram die Bedeutung der Wörter „Trauer“, „Trost“ und „trösten“ hervor. Diese hätten bis heute ihre Kraft und ihren Glanz bewahrt, könnten Menschen doch nicht leben, ohne getröstet zu werden. „Im Weinen und Trauern liegt ein Schlüssel des Glücks“, stellte er in Bezug auf eine der lukanischen Seligpreisungen fest und rief dazu auf, auch als Erwachsene Belastendes und Schmerzvolles zuzulassen. „Wir vergraben unsere Traurigkeit in uns selbst, wir verdrängen sie.  Vielleicht ist diese dunkle Zeit, in der wir gerade stehen, auch eine Chance, in uns zu gehen, wesentlich zu werden, Gefühle zu zeigen“, ermutigte Bischof Bertram die Mitfeiernden zum Weinen und „Ausweinen“ bei anderen.

„Gott selbst wird uns trösten, aber er tröstet uns nicht abstrakt im luftleeren Raum“, erinnerte Dr. Meier an alle, die heillose Situationen von Mitmenschen durch ihr Dasein und ihren Beistand lindern würden. „Trösten gehört zum Wesen einer Kirche und einer christlichen Gemeinde“, betonte er und richtete dahingehend seine Glückwünsche an die Verantwortlichen der Kontaktstelle Trauerbegleitung im Bistum Augsburg. Sie feiert heuer ihr 25-jähriges Jubiläum. Mit der Trauerarbeit würden wir an der Substanz der Diözese stehen: „Eine Kirche, die nicht tröstet, hat ihre Mission verfehlt“, betonte der Bischof.   

Die Andacht wurde symbolisch begleitet vom Bild der „Sanduhr“: „Wenn ein Mensch von uns geht – dann sagen wir: Seine Zeit ist abgelaufen“, stellte Diakon Norbert Kugler, Leiter der Kontaktstelle Trauerbegleitung, in einem kurzen Impuls fest. Das Messglas sei ein Symbol für das vergehende Dasein der Menschen, zeige jedoch gleichzeitig, dass die vergangene Zeit aufgefangen und bewahrt werde. „Die Sanduhr ist ein starkes Symbol für unsere Lebenszeit, die von Gott gehalten wird, die in Gottes Hand steht“, so Kugler.

Sanduhr Foto Maria Steber Pba
Foto: Maria Steber_pba

Mit dem Läuten der Totenglocke entzündete Bischof Bertram eine Kerze stellvertretend für alle Verstorbenen in der Corona-Zeit. Bereits zu Beginn der Gedenkfeier standen Kerzen für alle Mitfeiernden bereit, die entflammt und mit in die Bank genommen werden konnten.

Als Geste der Verbundenheit mit dem Verstorbenen sowie mit Gott und der Gemeinschaft wurden die Trauernden abschließend dazu eingeladen, ihre Hand auf das eigene Herz zu legen.

Die Andacht wurde im Rahmen des 25-jährigen Jubiläums der Kontaktstelle Trauerbegleitung im Bistum Augsburg gefeiert. Ein Studientag, der sich der seelsorglichen Begegnung und Begleitung von Trauernden widmete, fand im Vorfeld im Haus St. Ulrich statt.