Der FC Augsburg hat mit dem 20-jährigen Yusuf Kabadayi ein großes Offensivtalent unter Vertrag genommen. Im Trainingslager in Südafrika konnte Presse Augsburg mit ihm sprechen.

Hallo Yusuf, Du bist erst seit kurzem beim FC Augsburg, kanntest Du von deinen Teamkollegen schon vorher jemanden?
Die Hälfte der Mannschaft hatte ich vorher schon einmal gesehen, mein engster Kontakt war Demi (Ermedin Demirović), der nun weg ist. Patric (Pfeiffer) kenne ich , weil wir uns im Urlaub 2022 begegnet sind. Mert (Kömür) kenne ich schon sehr lange, seit zwölf Jahren, Henri (Koudossou), und Elvis (Rexhbecaj) habe ich schon ein paar Mal gesehen. Dorschi (Niklas Dorsch) kenne ich noch von Bayern.
Warum führte dich dein Weg weg vom FC Bayern zum FC Augsburg, hattest Du auch andere Angebote? Und wie war der Erstkontakt?
Es gab schon zwei, drei Interessenten. Der Schritt für mich nach der zweiten Liga bei Schalke sollte eben zu einem Erstliga-Verein sein, bei dem ich zum Einsatz komme. Die Verhandlungen liefen natürlich über meinen Berater, Interesse war da, es wurden Gespräche geführt. Da die Verantwortlichen waren mir einen klaren Plan aufgezeigt haben, war es logisch, mich für den FCA zu entscheiden.
Was sind weitere Ziele für dich, außer so oft wie möglich dann auch in der Startelf zu stehen?
Erst mal heißt es ankommen. Es ist meine zweite Woche. Aber klar, will ich viele Scorerpunkte machen, um der Mannschaft zu helfen. Gerne in jedem Spiel, wie es dann aber letztendlich ist, sehen wir am Ende der Saison.
Du hast die Nummer sieben bekommen, die auch Halil Altintop ein weiterer ehemaliger türkischstämmiger Spieler hier hatte. Bedeutet dir das etwas oder warum hast du die sieben gewählt?
Das wusste ich gar nicht. Aber es ist auch sehr lustig, da ich mit ihm vor meinem Wechsel in sehr intensivem Kontakt stand, er war in den letzten beiden Jahren sehr wichtig für mich, hat mir sehr viel geholfen und Tipps gegeben, mir auch geraten zum FCA zu gehen. Er hat mir versprochen, zu einem oder zwei Spielen zu kommen. Die Nummer sieben habe ich genommen, weil es einfach meine Lieblingszahl ist und ein bisschen wegen meines Idols Cristiano Ronaldo.

Du hast schon in beiden U-Nationalmannschaften gespielt, in der türkischen (U15, 16) und in der deutschen (U18, 19, 20). Wenn jetzt von beiden zeitgleich ein Anruf käme, dass du für die Nationalmannschaft spielen könntest? Für welche würdest du dich entscheiden?
Das ist immer eine schwere Sache, da ich am Ende des Tages glaube, dass es eine Herzensangelegenheit ist. Ich bin in Deutschland geboren und aufgewachsen, meine Eltern stammen aus der Türkei. Ich habe zu beiden Nationen einen Bezug. Aber es würde, wie schon zum Vereinswechsel gesagt, immer auf die Gespräche ankommen. Ich will mich einfach für die Nation entscheiden, bei der ich gern gesehen werde. Es muss langfristig, nachhaltig sein und keine schnelle Entscheidung.
Wir haben in Augsburg aber auch eine starke türkische Community, das war für dich jetzt nicht ausschlaggebend hierher zu kommen?
Nein. Die türkischen Fans sind sehr verrückt, das haben wir bei der EM gesehen. Ich glaube im Zuschauerdurchschnitt belegten sie Platz eins. Sie unterstützen die Jungs. Das war super anzusehen, ich habe auch zwei Spiele in Dortmund, gegen Portugal und Georgien besucht.
Apropos Unterstützung, glaubst du, dass vielleicht durch dich irgendwann mehr türkische Fans zum FCA kommen?
Das kann gut sein, Iich würde es mir wünschen. Das würde mir sicher noch einen extra Push geben. Vielleicht, wenn ich die ersten Tore gemacht habe, dass dann das Interesse noch größer wird.
Wann hattest du zum ersten Mal einen Ball am Fuß? Und wie war dein Weg?
Zuhause in meinem Stadtteil Harthof/Hasenbergl haben wir vor der Haustüre Wäschestangen und auf die spielte ich mit unserem Nachbarn und seinem Sohn, der im Tor stand. Sein Vater legte mir die Bälle ab und ich zielte aufs Tor. Er war es auch, der mich bei Eintracht München angemeldet hat, ich hatte zwar mit dem Ball noch nicht so viel Erfahrung, aber ich war schnell. Da war ich sieben und bekam zudem extra Training.
Schließlich nach ein paar Monaten wurde ein FC Bayern Scout auf mich aufmerksam und kam zum Training. Doch ich war wegen einer schlechten Schulnote nicht da. Bei Jungs in diesem Alter kommt ein Scout aber nur einmal, also verpasste ich diese erste Chance. Es gibt im Sommer jedoch Talent-Sichtungstage mit 2 bis 3000 Kids. Ich wurde damals mit einem anderen Jungen für eine Probetraining-Woche ausgewählt. Als es zu einem ersten Spiel kommen sollte, kam der Gegner Freiburg nicht. Da einige Jungs von Eintracht München da waren, um mir zuzusehen, trommelte eine Mutter, die die Teammanagerin war, die komplette Mannschaft zusammen. Und ich spielte statt für den FC Bayern, mit meiner damaligen Mannschaft gegen sie. Das war zwar nicht der Plan, und obwohl wir 3:9 verloren, machte ich ein Tor und zwei Vorlagen. Eine Woche später kam es dann zum ersten Spiel im Trikot der U8-Bayernmannschaft, immer noch zur Probe, gegen die Stuttgarter Kickers. Auch hier ist mir ein Tor gelungen und nach dem gewonnen Spiel kam der Trainer und bot mir an, dauerhaft in der Mannschaft zu spielen. Erst einmal war ich überfordert, sprach mit meinen Eltern. Und ja, dann war ich seither bei Bayern und letztes Jahr auf Schalke ausgeliehen.

Und nun bist du beim FCA. Und hier bevorzugt im Sturm?
Ob ich auf zehn spiele oder vorne, ist egal, Hauptsache ich spiele.
Was ist dir außer Fußball noch wichtig?
Ich bin ein Familienmensch, meine Freunde und meine Familie sind sehr eng an mir dran. Egal, wohin ich gehe, ich nehme sie mit, sie sind auch bei den Spielen. Ich unternehme viel mit meinen Freunden, habe zwei ältere Schwestern mit 30 und 22. Außerdem bin ich schon zweifacher Onkel. Die beiden, eine Nichte und ein Neffe sind sehr süß und ich spiele gern mit ihnen. Es ist auch voll cool, wenn sie das Trikot meines Vereins, bald eben das vom FCA, tragen.
Was hast du für Hobbys?
Ich höre viel Musik, Afro, Ami- und UK- Rap sowie HipHop. Ich spiele gern Basketball und Tischtennis mit meinen Jungs. Und ich bin im Bowling sehr gut.
Marion Buk-Kluger

