„Impfen ist der Weg aus der Pandemie“ | Minister Sibler macht sich Bild zur Corona-Lage an der Uniklinik Augsburg

Die bayerischen Universitätsklinika sind eine Speerspitze im Kampf gegen die Corona-Pandemie. Durch die hervorragende medizinische Versorgung leisten sie einen elementaren Beitrag bei der Versorgung der Patientinnen und Patienten. Um dem Corona-Virus noch wirksamer begegnen zu können, sind auch die Forschung an den Universitätsklinika und medizinischen Fakultäten sowie das kraftvolle Engagement der gesamten Hochschulmedizin entscheidend.

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Wissenschaftsminister Sibler lobt die Arbeit in den Unikliniken wie Augsburg | Foto: Wolfgang Czech

„Unsere Medizinerinnen und Mediziner arbeiten Tag für Tag mit Hochdruck daran, neue präventive und therapeutische Ansätze gegen COVID-19 zu entwickeln, um uns so bestmöglich vor dem Virus zu schützen und Leben zu retten“, betonte Wissenschaftsminister Bernd Sibler im Rahmen seines Besuchs am Universitätsklinikum Augsburg (UKA), wo er sich über neueste Erkenntnisse zu Corona-Therapien und -Forschung informierte.

Das UKA engagiert sich vielfältig, um mehr über die Mechanismen und Folgen des Virus zu erfahren. Schwerpunkte bilden dabei die Forschungsinitiative „Augsburg Plus“, ein Kooperationsprojekt zu COVID-Kids Bavaria, in dem besondere Beobachtungen zu Infektionen bei Kindern in Bayern gesammelt werden, und eine Studie zur Antikörperentwicklung bei Geimpften und Genesenen im Langzeitverlauf. Daneben hat das UKA zahlreiche weitere Corona-Forschungsprojekte auf den Weg gebracht. „Die Beteiligung an so vielen und namhaften Projekten unterstreicht die wertvolle Arbeit der Augsburger Medizinerinnen und Mediziner. Wir sind stolz, dass das jüngste unserer Universitätsklinika einen so ambitionierten und wertvollen Beitrag im Kampf gegen das Virus leistet“, würdigte der Minister das Engagement.

Impfen ist der Weg aus der Pandemie

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Prof. Beyer: „Was uns ein wenig Sorge bereitet, ist, dass Augsburg im Vergleich mit den anderen bayerischen Universitätsklinika in den letzten Wochen erneut die meisten COVID-19-Patientinnen und -Patienten behandelt hat“ Foto: Wolfgang Czech

Dem effektiven Zusammenspiel aller Beschäftigten, insbesondere dem Pflegepersonal, das Außerordentliches geleistet hat, ist es zu verdanken, dass das UKA trotz der sehr hohen Corona-Fallzahlen im Hotspot Augsburg im letzten Winter hervorragend durch die Krise gekommen ist. „Was uns ein wenig Sorge bereitet, ist, dass Augsburg im Vergleich mit den anderen bayerischen Universitätsklinika in den letzten Wochen erneut die meisten COVID-19-Patientinnen und -Patienten behandelt hat,“ charakterisierte der Vorstandsvorsitzende und Ärztliche Direktor des UKA, Prof. Dr. Michael Beyer, die aktuelle Situation in Augsburg. Die Zahl der stationär Aufgenommenen steige bereits wieder an, vor allem auch auf den Intensivstationen. In den allermeisten Fällen handele es sich um ungeimpfte Patientinnen und Patienten. „Zudem beobachten wir eine lange Liegezeit von bis zu vier Wochen bei den COVID-Intensivpatienten“, so Beyer weiter. Was den Chef der Augsburger Uniklinik ebenfalls umtreibt, „ist die große, große Erschöpfung unserer Mitarbeiter, die sich nun, nach eineinhalb Jahren Pandemie, durch Ausfälle und Burnout vor allem beim klinischen Personal bemerkbar macht“, sagte Beyer.

„Impfen ist unser Weg aus der Pandemie und der entscheidende Baustein für die Entlastung des Gesundheitssystems“, betonte Wissenschaftsminister Sibler angesichts dieser Entwicklung. Er rief dazu auf, die Impfangebote im Freistaat zu nutzen und sich selbst und seine Mitmenschen bestmöglich vor einer Erkrankung an COVID-19 zu schützen.

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Foto: Wolfgang Czech

Junges und leistungsfähiges Universitätsklinikum

Das Universitätsklinikum Augsburg gehört mit 1.700 Betten und 6.600 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu den größten Krankenhäusern Deutschlands. Es verfügt aktuell über rund 80 Intensivbetten mit Beatmungsmöglichkeit sowie etwa 20 zusätzliche Intensivbetten ohne Beatmungsmöglichkeit, sogenannte Intermediate-Care-Betten. Seit 2019 ist Augsburg ein eigenständiges Universitätsklinikum, an dem die Studentinnen und Studenten der medizinischen Fakultät der Universität Augsburg ausgebildet werden. Es ist damit das jüngste der sechs bayerischen Universitätsklinika.

Sibler: „Universitätsklinika spielen im Kampf gegen Corona eine herausragende Rolle“

Wissenschaftsminister Sibler besucht im Rahmen einer Besuchsreihe zur Corona-Forschung bis Dezember alle sechs bayerischen Universitätsklinika und informiert sich über die neuesten Erkenntnisse und Forschungsprojekte zum COVID-19-Virus. Die bayerische Hochschulmedizin nimmt eine zentrale Stellung bei der Bewältigung der Pandemie ein. Deshalb unterstützt der Freistaat die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler nach Kräften bei ihrer wegweisenden Arbeit, mehr über die Funktionsweise des Virus zu erfahren. „Unsere bayerischen Universitätsklinika spielen im Kampf gegen Corona insgesamt eine herausragende Rolle. In zahlreichen Studien begleiten sie die Pandemie und tragen wertvolle, ja lebensrettende Erkenntnisse zusammen. Mit rund 15 Millionen Euro haben wir verschiedene vielversprechende, teils auch standortübergreifende Forschungsprojekte an den bayerischen Universitätsklinika und medizinischen Fakultäten gefördert“, betonte der Minister.

So stellte Prof. Dr. Helmut Messmann erste Erkenntnisse der sogenannten Calm-Studie vor, die die Antikörper-Entwicklung von Genesenen versus Geimpften untersucht. Demnach besteht kein signifikanter Unterschied in der Bildung von Antikörpern zwischen Frauen und Männern. Jedoch nimmt die Bildung von Antikörpern mit dem Alter ab. Noch unklar ist hingegen der klinische Nutzen einer Drittimpfung. Empfohlen wird sie dennoch allen älteren Menschen bzw. schwer immunsupprimierten Personengruppen, da die Drittimpfung die Antikörper-Titer um das Fünf- bis Zehnfache erhöhe.

Die vereinten Anstrengungen zur Bewältigung der ersten, zweiten, dritten Welle durch die Mitarbeitenden im Pflegebereich hätten ihr immer wieder Respekt und Bewunderung für die Kolleginnen und Kollegen abgenötigt, sagte Pflegedirektorin Susanne Arnold. „Wir mussten ganze Teams und Stationen auflösen und neu zusammenstellen, um den stetig steigenden Patientenzahlen und dem hohen Pflegeaufwand für die Schwerkranken gerecht zu werden. Trotzdem sind die Kollegen nicht müde geworden, um die Herausforderungen zu meistern.“ Auch der Einsatz von sechs Bundeswehrsoldaten im intensivmedizinischen Bereich sowie 18 auf Normalstation habe sehr geholfen, sagte Arnold.

Zur Impf- und Teststrategie des UKA berichtete die stellv. Kaufmännische Direktorin, Dr. Renate Linné. So seien 4.890  von zirka 6.600 Mitarbeitern vollständig geimpft. Eine magische Zahl sei am 23. Dezember 2020 erreicht worden, als die Mitarbeiter des Beratungs- und Testzentrums 581 PCR-Tests bei Kollegen durchgeführt haben. „Angefangen haben wir mit 13“, so Linné. Für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des UKA mit einer Immunschwäche oder –suppression bzw. die, die mit einem Vektorimpfstoff geimpft wurden, gebe es das Angebot einer Auffrischimpfung. Wünschten Mitarbeiter abseits von diesen Indikationen die Drittimpfung, so stellt das UKA sie ihnen in den kommenden Wochen ebenfalls zur Verfügung. „Wünschenswert an einem Universitätsklinikum ist eine Impfquote von 100 Prozent“, so Linné.