Kanzleramtsminister: Angela Merkel ist „eine ganz besondere Frau“

Kanzleramtsminister Helge Braun ist davon überzeugt, dass die jetzt geltenden Corona-Maßnahmen spätestens im Mai deutlich zurückgefahren werden können. Bis dahin ermahnt er aber die Deutschen, vor allem über die Osterfeiertage noch einmal ganz besonders vorsichtig zu sein.

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Foto: Dominik Mesch

 „Im Sommer wird durch das Impfen alles deutlich einfacher, aber eben noch nicht jetzt. Das Testen hilft uns, aber es hilft uns eben nicht allein. Darum wäre es sehr, sehr gut, wenn sich über Ostern alle sehr, sehr zurücknehmen und es ähnlich machen wie über Weihnachten.“ Dass die Situation im Frühling besonders schwierig ist, sei zu erwarten gewesen. Die Deutschen lebten seit dem November mit den aktuellen Beschränkungen und hätten gehofft, im Frühling wäre das Schlimmste überstanden. „Aber man muss leider klar sagen, das Auftreten dieser Mutante, die aus Großbritannien kam, hat die Lage jetzt so verschärft, dass wir wiederum noch einen Moment brauchen, den April, den Mai, um den Impffortschritt so voranzubringen, dass wir wirklich sagen können, dann ist Entlastung in Sicht, aber davon bin ich sehr überzeugt.“

 

Im Exklusiv-Interview mit RTL und dem Wochenmagazin „stern“ verteidigt Braun, der selbst Arzt ist, die Entscheidung der Bundeskanzlerin, die sogenannte „Osterruhe“ zurückzuziehen – und gerät dabei regelrecht ins Schwärmen über Angela Merkel: „Sie ist eine ganz besondere Frau. Das ist für uns alle in den letzten Stunden eine schwierige Situation gewesen. Wir haben nach dem Beschluss der Ministerpräsidentenkonferenz daran gearbeitet, wie man das vernünftig umsetzen kann. Aber wenn man dann sieht, dass man es in der Kürze der Zeit nicht vernünftig umsetzen kann, dann muss man auch sehr schnell – bevor sich alle da draußen darauf einstellen, dass an Gründonnerstag irgendwas ganz anders ist – dann muss man ganz schnell sagen, das werden wir so nicht machen können, und dann entschuldigen wir uns auch dafür. Das ist ein ganz klarer und wichtiger Schritt. Und deshalb arbeite ich auch so gerne hier im Kanzleramt für Angela Merkel, weil ich weiß, dass sie da ohne Wenn und Aber klar und konsequent handelt.“

Der Vertrauensverlust der Bundesbürger in die Arbeit der Regierung kann nach Ansicht des Kanzleramtsministers nur durch konsequente solide Arbeit wettgemacht werden: „Da müssen wir jetzt sehr viel erklären, um das Vertrauen zurückzugewinnen. Wenn man das Beispiel vom Impfstart nimmt, da sind Fehler unterschiedlicher Art passiert. Das eine ist, dass am Anfang die von vornherein feststehende Tatsache, dass wir in den ersten Wochen und Monaten nur sehr wenig Impfstoff haben werden, nicht gut genug kommuniziert worden. Dadurch ist eine Erwartungshaltung in der Bevölkerung entstanden, Ende Dezember, dass wir vielleicht in wenigen Wochen die Pandemie besiegen können.“

Einen Vergleich der Arbeit der Bundeskanzlerin in dieser Pandemie mit historischen Leistungen ihrer Vorgängen wie Helmut Schmidt während der Flutkatastrophe 1962 in Hamburg oder Helmut Kohl beim Mauerfall 1989 könne man laut Braun nicht ziehen: „Das Problem an einer solchen Naturkatstrophe ist, dass der Feind nicht mit sich diskutieren lässt. Wir reden über ein Virus, das ständig die Spielregeln ändert.“