Klimawandel und Gesundheit | Uni Augsburg beruft Elke Hertig auf die deutschlandweit erste Professur dieser Art

Extreme Wetterereignisse wie Hitzewellen, oder Luftschadstoffe und Luftqualität und die Rückkehr der Malaria nach Europa – das sind Forschungsthemen der Geografin Prof. Dr. Elke Hertig, die als Expertin für regionale Auswirkungen des Klimawandels auf die Gesundheit auf eine Heisenberg-Professur der Medizinischen Fakultät der Universität Augsburg berufen wurde. Diese Professur für Regionalen Klimawandel und Gesundheit – Hertig tritt sie zum 1. September 2019 an – spielt eine zentrale Rolle für den Aufbau des Forschungsschwerpunktes Environmental Health Sciences der Augsburger Universitätsmedizin.

Hertig Uni
Als Inhaberin der deutschlandweit ersten Professur für regionale Auswirkungen des Klimawandels auf die Gesundheit an die Medizinische Fakultät der Universität Augsburg berufen: Prof. Dr. Elke Hertig | Foto: Klaus Satzinger-Viel

„Die Universität Augsburg hat eine über viele Jahre gewachsene, hervorragende Expertise zum Thema Umwelt und Gesundheit. Auf dieser Grundlage errichten wir an unserer neuen Medizinischen Fakultät den Schwerpunkt Environmental Health Sciences, der bundesweit einmalig ist“, erläutert die Präsidentin der Universität Augsburg, Prof. Dr. Sabine Doering-Manteuffel. Im Blick stünden die positiven und negativen Einflüsse der Umwelt auf die Gesundheit. Der Deutsche Wissenschaftsrat habe das von der Universität Augsburg erarbeitete Forschungskonzept in seinem Gutachten äußerst positiv bewertet, nun gehe es an die Umsetzung. „Ich freue mich, dass wir mit Elke Hertig eine ausgewiesene Forscherin gewonnen haben, die den Aufbau des Schwerpunktes rasch vorantreiben wird“, so Doering-Manteuffel weiter.

Interdisziplinäre Forschungen zu Klimawandel und Gesundheit

„Der Klimawandel und seine Auswirkungen auf die Gesundheit sind inzwischen auch in der Medizin ein großes Thema, mit dem sich zum Beispiel der nächste Ärztetag befassen wird“, betont die Gründungsdekanin der Medizinischen Fakultät, Prof. Dr. Martina Kadmon. Das Thema könne jedoch nur aus einer interdisziplinären Perspektive heraus angegangen werden: „Der Input aus umweltwissenschaftlichen Fachdisziplinen ist für uns sehr wichtig. Wir brauchen beispielsweise die statistischen Modellierungen und Darstellungen der räumlichen und zeitlichen Verteilung gesundheitsrelevanter Klimafaktoren, die uns die Geographie liefert.“

Gesundheitsrelevante Hitze- und Ozonereignisse

Wesentliche Forschungsschwerpunkte von Hertig liegen im Einfluss von extremen Wetterlagen auf die Gesundheit sowie in der Luftqualität: „Extreme Hitzeereignisse und erhöhte Ozonwerte in der Luft stehen in einem direkten Zusammenhang mit Herzinfarkten, gerade im urbanen Raum“, so Hertig. Der globale Klimawandel wird diese Problematik weiter verschärfen. Neben der Analyse der Zusammenhänge zwischen atmosphärischer Umwelt und Gesundheit der Bevölkerung ist es darum unerlässlich, hochaufgelöste regionale bis lokale Abschätzungen des Klimawandels und seiner Ausprägungen in urbanen Räumen verfügbar zu machen, um konkrete Maßnahmen im Bereich der Gesundheitsvorsorge und des Gesundheitsmanagements ergreifen zu können.

Der Einfluss der Mücke

In einem weiteren ihrer Forschungsschwerpunkte befasst sich Hertig mit der Ausbreitung so genannter vektorübertragener Krankheiten, die von Erreger tragenden Organismen verbreitet werden. „In einer Studie konnte ich zeigen, dass die Anophelesmücken, die die Malaria übertragen, sich im Zuge des Klimawandels deutlich in Richtung Norden ausbreiten werden. Zudem wird sich das Malariapotential, das sich aus der Verbreitung und aus den Eigenschaften der Mücken sowie aus den Lebensbedingungen der Malariaerreger ergibt, vor allem in Süd- und Südosteuropa erheblich vergrößern – die Malaria könnte folglich in weiten Teilen Europas zurückkehren “, erklärt die Geographin. Die Ursachen lägen vor allem in den zu erwartenden wärmeren Frühlingstemperaturen und in den kräftigeren Niederschlägen im Sommer und im Herbst.

Zur Person

Prof. Dr. Elke Hertig, Jahrgang 1974, ist seit 2015 Akademische Rätin am Institut für Geographie der Universität Augsburg. Sie studierte Geographie an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg und wurde ebenfalls in Würzburg im Jahr 2004 promoviert. Im Jahr 2013 folgte die Habilitation an der Universität Augsburg. Seit 2008 ist Hertig Contributing Scientist bei MedCLIVAR (Mediterranean Climate Variability and Predictability, CLIVAR-Programm der European Science Foundation). Darüber hinaus ist sie seit 2017 Sprecherin der Arbeitsgruppe Klima im Verband für Geographie an deutschsprachigen Hochschulen und Forschungseinrichtungen. Im Rahmen einer von der DFG gewährten Heisenberg-Förderung hat Hertig eine sogenannte Heisenberg-Professur eingeworben, die sie am 1. September 2019 an der Medizinischen Fakultät der Universität Augsburg antritt.

AR/KPP