KMK-Präsidentin gegen „Notabitur“

Trotz der coronabedingten Unterrichtsausfälle will die Präsidentin der Kultusministerkonferenz (KMK), Britta Ernst (SPD), dafür sorgen, dass Abiturienten auch in diesem Jahr einen vollwertigen und anerkannten Schulabschluss machen können. „Wir werden uns innerhalb der KMK mit allen Bundesländern austauschen, wie wir unter Beibehaltung unserer gemeinsamen Standards das Abitur auch unter diesen Rahmenbedingungen gerecht durchführen können“, sagte Ernst der „Welt“ (Freitagsausgabe). Die Schüler, die in diesem Jahr ihren Abschuss machen, müssten die Sicherheit haben, dass sie nicht benachteiligt werden.

Dts Image 11065 Dbmmssntqe 3121 800 600Kultusministerkonferenz, über dts Nachrichtenagentur

„Ein Notabitur hätte fatale Folgen. Wir brauchen eine gleichwertige Hochschulzugangsberechtigung.“ Ob die bisherigen Maßnahmen an den Schulen mit Blick auf die Abschlussprüfungen nachjustiert werden müssten, hänge von der weiteren Entwicklung der Infektionszahlen ab, sagte Ernst, die Bildungsministerin in Brandenburg ist: „Sollten die harten Einschränkungen im Schulbetrieb jetzt noch viel länger dauern, müssen wir uns das Thema Abschlüsse noch einmal vornehmen. In Berlin und Brandenburg haben wir schon jetzt die Regel getroffen, dass die Schulen beim Abitur eine Aufgabe mehr zur Auswahl bekommen, um die Abituraufgaben an das anzubinden, was tatsächlich unterrichtet wurde.“

Auf die Forderung von Schülerverbänden, Schulabgängern angesichts der Unterrichtsausfälle einen Nachteilsausgleich zu gewähren, um so die Chancengleichheit im Studium zu gewährleisten, will die KMK-Präsidentin derzeit nicht eingehen. Die Diskussion um einen solchen Nachteilsausgleich sei verfrüht. Ernst hält auch nichts davon, gegebenenfalls versäumten Unterrichtsstoff durch Anhängen eines weiteren Schuljahrs zu kompensieren.

Ein Wiederholungsjahr sei „nicht notwendig“. Man müsse ja auch sorgfältig mit der Lebenszeit der jungen Menschen umgehen. „Abgesehen davon hätten wir auch gar nicht das Personal dafür“, so Ernst. Die KMK-Präsidentin räumte einen Rückstand Deutschlands bei der Digitalisierung der Schulen im Vergleich zum Ausland ein.

„Wir stehen natürlich noch nicht da, wo wir hinwollen. Wir sind nicht soweit wie Dänemark oder Estland“, sagte sie. „Aber die Versäumnisse der vergangenen fünf bis acht Jahre können wir jetzt nicht schlagartig aufholen. Niemand bestreitet, dass es richtig gewesen wäre, den Digitalpakt ein paar Jahre früher aufzulegen.“