Landsberg | Kratzerkeller wird in die Denkmalliste aufgenommen

Bislang stand der nur der historische Bierkeller des Kratzerkellers an der Katharinenstraße unter Denkmalschutz. Nach umfangreichen Prüfungen steht nun fest, dass neben der Architektur des Gebäudes eine historische Bedeutung vorhanden ist, die bislang noch nicht gesehen wurde. Das Landesamt für Denkmalpflege hat nun das gesamte Gebäude in die Denkmalliste aufgenommen.

Foto United State Holocaust Memorial Museum Dc
United States Holocaust Memorial Museum, Washington D.C. Kratzer Keller, Haupteingang
links unten: DP-Lager Präsident Dr. Dr. Samuel Gringauz (links, mit Schirmmütze

Im Zusammenhang mit dem Bebauungsplanverfahren „Katharinenstraße, Saarburgstraße“ und den Planungen kam erneut die Frage auf, ob nicht dem Gebäude selbst eine historische Bedeutung zukommt, die denkmalwürdig ist. Bei einem Vor-Ort-Termin mit Vertretern des Landesamtes für Denkmalpflege, den Eigentümern und der Stadt, der vor Kurzem stattfand, wurden die sich daraus ergebenden Konsequenzen erörtert. Ergebnis war eine Vereinbarung zur weiteren engen Abstimmung, um neben dem Denkmalschutz auch die stadtbildprägende Funktion zu stärken.

Bei den vorangegangenen Recherchen konnte die Journalistin Karla Schönebeck mit Unterstützung der Abteilung Kultur die herausragende Bedeutung des Gebäudes im Zusammenhang mit den Kibbuz-Kämpfern des Warschauer Ghettos belegen. Im Rahmen der von Schönebeck konzipierten Ausstellung „Liberation Concert:
Menschlichkeit.Würde.Hoffnung.“ sowie eines Interviews mit dem Kaufering-Überlebenden Abba Naor wurden neue, aufsehenerregende Erkenntnisse zutage gefördert. Zu ihnen gehörte die Nutzung des Kratzerkellers unmittelbar nach der Befreiung durch die Amerikaner 1945 als Unterkunft für jugendliche Überlebende, mit einem zentralen Speisesaal und Schlafsälen. Die Jugendlichen waren unter anderem Mitglieder des dort gegründeten Kibbuz Lohamei HaGeta`ot, Kämpfer des Warschauer Ghettos. Einige von ihnen hatten die KZ-Außenlager rund um Landsberg und Kaufering überlebt. Vom Kratzerkeller aus organisierten sie als Displaced Persons (DPs) unter anderem die illegale Auswanderung nach Palästina. Gleichzeitig hatten sie sich aufgrund dieser Untergrundaktivitäten zu einem lebenslangen Schweigen verpflichtet, das nunmehr durch die von Landsberg ausgehenden Recherchen aufgehoben wurde. 1949 wurde dieser Kibbuz in Israel offiziell gegründet.

Aufgrund der herausragenden und einmaligen Bedeutung des Gebäudes wurde der Kratzerkeller in die Denkmalliste aufgenommen. So ist es gelungen, ein wichtiges Stück Stadtgeschichte vor dem Vergessen zu bewahren.