„Lebendiges Geschichtsbuch im und rund um den Dom“- Augsburger Weihbischof Grünwald feiert Doppeljubiläum

25 Jahre Bischof, 60 Jahre Priester: Weihbischof Josef Grünwald hatte ursprünglich geplant, dieses nicht alltägliche Doppeljubiläum gemeinsam mit Weggefährten, Freunden und zahlreichen Gläubigen am Hochfest Christi Himmelfahrt zu begehen. Doch dann kam – wie so oft in den vergangenen Monaten – alles anders. Heute war es dann endlich soweit. Weihbischof Grünwald feierte in „seinem“ Dom einen festlichen Gottesdienst zusammen mit zahlreichen Gästen. Gemeinsam mit ihm am Altar standen Domkapitular i.R. Msgr. Franz-Reinhard Daffner und der frühere Landescaritasdirektor Prälat Karl-Heinz Zerrle, die beide auf 50 Jahre im priesterlichen Dienst zurückblicken.

Weihbischof Em. Josef Grünwald Im Kreuzgang Des Doms Foto Nicolas Schnall Pba 9772R
Foto: Nicolas Schnall / pba

Der Weihbischof bezeichnete es als „ein großes Gnadengeschenk“, am heutigen Tag diesen Gottesdienst feiern zu können, an dem Ort, wo sich seine Eltern vor 85 Jahren das Ja-Wort gaben, er die Taufe empfing und Jahre später seine erste Heilige Messe als junger Priester feierte. „Gott sei Dank für all das, was hier Großes in meinem Leben geschehen ist.“ Er bedankte sich auch bei allen, die trotz der coronabedingten Einschränkungen den Weg in den Dom gefunden haben.

Die Festpredigt hielt Bischof Dr. Bertram Meier, der mit persönlichen Worten den segensreichen Dienst des Jubilars würdigte – und einen Wunsch formulierte. „Lieber Weihbischof Josef, wie wäre es, wenn Du Dich doch noch erweichen ließest und manche Geschichte und Anekdote rund um den Dom zu Papier bringen könntest. Viele würden es Dir danken! Denn Du hast so viel zu erzählen. Du bist ein lebendiges Geschichtsbuch im und rund um den Dom.“ Denn die Kathedrale sei für den gebürtigen Augsburger schon seit Kindesbeinen zur „zweiten Heimat“ geworden, wie Bischof Bertram betonte. Der Dom ist für den Jubilar ein Ort, an dem Josef Grünwald wie selbstverständlich in den christlichen Glauben hineinwuchs und dem er zeitlebens treu blieb – als Ministrant, Domkaplan, Domkapitular und Weihbischof.

Bischof Bertram lud an diesem Tag im übertragenen Sinn den heiligen Josef als Namenspatron Weihbischof Grünwalds dazu ein, die Predigt zu halten. Denn dieser sei wie ein Spiegel, in dessen Persönlichkeit und Leben auch der Weg des Jubilars zu entdecken ist: „Josef hat das Ohr des Herzens auf Empfang eingestellt. Er war ein Meister des Lauschens. Auf diese Weise hat er eine Ebene berührt, die ihm ungeahnte Tiefen erschloss. Weil er das Herz aufmachte, kam er dem Geheimnis näher.“

Offenheit für Gott und die Menschen, Bereitschaft zum Dienen und sein Zeugnis für das Evangelium zeichneten den Jubilar stets aus. Er habe sich immer wieder senden lassen und in verschiedenen Diensten bestens bewährt, richtete sich Bischof Bertram an die versammelten Festgäste. Speziell in der bischofslosen Zeit 2004 und 2010 sei es keine Verlegenheitslösung gewesen, dass das Domkapitel Weihbischof Josef gleich zweimal zum Diözesanadministrator wählte. „Danke für diesen Dienst der Vermittlung und des Ausgleichs! Du hast Deinem Namenspatron alle Ehre gemacht.“

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160 Jahre im priesterlichen Dienst: Weihbischof Grünwald zusammen mit den Konzelebranten Monsignore Franz-Reinhard Daffner und Prälat Karl-Heinz Zerrle am Altar. (Foto: Nicolas Schnall / pba)

Auch für seine Rolle als „Pilgerbischof“, mit dem viele Menschen bis heute gerne Wallfahrten unternähmen, dankte ihm Bischof Bertram. Auch der heilige Josef habe sich auf den Weg gemacht und sei mit uns als Pilger unterwegs. Als Christen sind wir Fremdlinge, Pilger und Gäste, denn „unsere Heimat ist im Himmel“, zitiert der Bischof aus dem Neuen Testament. Eine Sichtweise, die heute allzu oft in Richtung fehlender Freiheit fehlinterpretiert werde. Doch Bischof Bertram betonte: „Christsein ist weder Weltverachtung noch Weltflucht, sondern die Bereitschaft, alles Menschen Mögliche dafür einzusetzen, um die Welt human zu gestalten“.

Musikalisch gestaltet wurde der Festgottesdienst vom Domchor unter der Leitung des Domkapellmeisters Stefan Steinemann und Domorganistin Claudia Waßner. Der Domchor, der erstmals nach der langen Corona-Pause wieder öffentlich auftrat, sang die Missa Maiestas Domini von Karl Kraft (1903-1978). Spontaner Applaus erklang, als sich Weihbischof Grünwald vor dem Schlusssegen bei den Sängerinnen und Sängern bedankte. Ein Mann aus dem Chor hätte bereits zu seiner Primiz mitgesungen, setzte der Weihbischof zum Schluss des Gottesdienstes noch ein i-Tüpfelchen oben drauf.

pba