Seit 28 Tagen protestieren überwiegend junge Leute neben dem Augsburger Rathaus in einem Klimacamp. Seit gestern war dort auch die deutsche Hauptorganisatorin von Fridays for Future Luisa Neubauer zu Gast.

„Es ist aktuell das einzige Camp dieser Art in Deutschland, ich finde es großartig, sehr inspirierend“, sagt Luisa Neubauer. Die 24-jährige wurde als Hauptorganisatorin der Fridays for Future-Bewegung in Deutschland bekannt. „Die Vehemenz mit der Klimaschutz hier eingefordert wird ist beeindruckend.“
Was Neubauer meint, ist das Klimacamp am Augsburger Rathaus. Seit inzwischen 28 Tagen demonstrieren hier überwiegend junge Leute für die Einhaltung des Pariser Klimaabkommens und ein klares Bekenntnis der Stadt zum Kohleausstieg. Für ihren Einsatz erhalten die Aktivisten viel Zuspruch aus dem gesamten Bundesgebiet. Von Leipzig, München, Potsdam, Berlin, Hamburg und vielen anderen Städten sind gleichdenkende Menschen bereits auf den Fischmarkt gekommen. Seit gestern war mit Luisa Neubauer auch das bekannteste Gesicht der Szene vor Ort. Ingo Blechschmidt von der Augsburger Gruppe ist begeistert: „Das ist ein ganz tolles Signal und sehr motivierend für alle Aktivisten!“
„Augsburg muss seiner Verantwortung bewusstwerden“
„Wir brauchen Städte, die das Pariser Klimaabkommen wirklich umsetzen wollen. Wir erleben gerade, wie aktiv in Augsburg eine Zivilgesellschaft dies einfordert. Wir appellieren an die Stadt Augsburg sich ihrer Verantwortung bewusst zu werden,“ so Neubauer. Was dies bedeutet legen ihre Augsburger Mitstreiter da: „Laut Klimaabkommen dürften wir aktuell nur noch 11 Mio. Tonnen CO2 produzieren, es sind aber 34 Mio. Tonnen. Wir sind seit Jahrzehnten über dem Budget. Wir bekommen den Klimawandel doch auch in Augsburg schon zu spüren. Wir hatten beispielsweise nur zwei-drei Tage Winter mit Schnee“. Einen Weg, wie man dem Erreichen der Ziele näherkommen kann, haben die Teilnehmer bereits aufgezeigt. Sie fordern die Stadt Augsburg auf Blockheizwerke als Übergangsmöglichkeit und dezentrale Solaranlagen zu fördern. Auch die Installation von kommunalen Solaranlagen auf privaten Gebäuden soll bedacht werden.

„Das Budget ist nicht verhandelbar“
Von der neuen Stadtregierung hätten sich die Blechschmidt und die anderen „Camper“ etwas mehr erhofft. „Das der Umweltreferent (Anmerkung der Redaktion: Reiner Erben/Grüne) noch weitere Studien einfordert verstehen wir nicht.“ Auch der schwarz-grüne Koalitionsvertrag würde noch deutliche Umsetzungslücken zwischen dem eigenen Emissionsziel und den vorgegebenen Klimazielen aufweisen. „Das CO2-Budget ist nicht verhandelbar“, unterstreicht Luisa Neubauer. Die junge Hamburgerin unterstellt den Städten eine „geopolitische Scheinheiligkeit“, oder wie es die Augsburger Mitstreiter nennen ein „grünes Gewand der CSU“. „Wir werden nicht gehen, bis Augsburg einen Planvorlegt, um das Pariser Klimaabkommen einzuhalten, und wir beklagen diesbezüglich die absurde Ambitionslücke der Stadtpolitik.“, so Sarah Bauer
Um den Forderungen weiter Nachdruck zu verleihen wird ab September, je nach dem Verlauf von Corona, wieder zu deutschlandweiten Demonstrationen aufgerufen. Ob die Aktivisten im Augsburger Klimacamp so lange aushalten werden? Die Stadt ist jedenfalls mit einer Klage gegen das Camp bereits gescheitert.