Meteorologe erklärt, wie der Klimawandel die Natur verändert

Gletscherschmelze, Waldsterben, Versauerung der Meere: Der Klimawandel verändert unsere Natur massiv. Wie die Veränderungen aussehen und warum es sie gibt, fasst Meteorologe Paul Heger im Rahmen der wetter.com Klimawoche „Unser Klima, unser Zuhause“  zusammen.

Warming 2370285 1280
Die durch den Menschen verursachte globale Erwärmung stellt die Natur vor schwere Aufgaben

Verschiebung der Vegetationszonen

„Die Vegetationszonen orientieren sich neben den Niederschlagsmengen hauptsächlich an den durchschnittlichen Temperaturen und an den Extremwerten. Diese verändern sich immer mehr und das hat zur Folge, dass bei uns in Deutschland teils schon mediterrane Verhältnisse herrschen und unser Klima bis zum Polarkreis rutscht. Durch die Wärme tauen die Permafrostböden auf, was die Landschaft stark verändert. Es entstehen Seen, die Bäume verlieren ihren Halt, Orte drohen abzusacken. Zudem dringt das Treibhausgas Methan an die Oberfläche, welches um ein Vielfaches stärker wirkt als Kohlendioxid.“

Klimawandel in der Arktis beschleunigt sich selbst

„In den Polarregionen brechen im Sommerhalbjahr immer wieder starke Brände aus, wodurch zusätzliche Treibhausgase freigesetzt werden. Hinzukommt, dass weiter nördlich das Polareis immer schneller schmilzt. In schon wenigen Jahren könnte der Nordpol im Sommer eisfrei sein. Auch das gigantische Eisschild von Grönland taut so schnell wie noch nie. All das Schmelzwasser gelangt als zusätzliches Süßwasser ins Meer und erhöht somit den Meeresspiegel.“

Klimawandel in den Alpen macht Berge instabil

„In den Alpen tauen die Gletscher so stark, dass sie in 80 Jahren größtenteils verschwunden sein werden. Das hat weitreichende Folgen. Zum einen fehlt den Bergen der Halt durch die Last der Gletscher. Zudem taut der Permafrost innerhalb der Berge wie beispielsweise im Gestein der Zugspitze. Das kann schwere Fels- und Bergstürze verursachen. Zum anderen halten Gletscher bei Starkregen Wasser zurück und wirken wie ein Schwamm. Fehlt dieser, führt dies zu Sturzfluten und Schlammlawinen. Außerdem begünstigen kleinere oder fehlende Gletscher Dürren, weil das normale Schmelzwasser im Sommer ausbleibt, um in Trockenphasen Flüsse kontinuierlich zu versorgen.“

Waldsterben in Deutschland

„Dürren und Hitze belasten Wälder immens. Die Schäden bei uns in Deutschland haben dramatische Ausmaße erreicht. Gleichzeitig werden die Wälder durch eine steigende Zahl an Schädlingen und Pilzen belastet, die sich in den warmen Monaten wohlfühlen und die milden Winter besser überdauern. Hinzukommen neue Arten aus südlicheren Regionen.“

Wenn die Meere sauer werden

„Lebewesen im Wasser stehen vor anderen Herausforderungen. Der höhere CO2-Gehalt in der Luft verändert die Chemie des Wassers, denn das nimmt Kohlendioxid auf und wandelt es in Kohlensäure. Darunter leiden besonders Korallen. Bis zum Ende des Jahrhunderts werden 99 Prozent der Korallenriffe wahrscheinlich so stark beschädigt sein, dass sie sterben. Dagegen vermehren sich die Cyanobakterien explosionsartig. Hier spielt neben der Überdüngung der Meere auch die höhere Wassertemperatur eine Rolle. Bei der Zersetzung der Algen wird der Sauerstoffgehalt gesenkt und das wird zum Problem für Fische. Darüber hinaus beginnen Fischwärme auch aufgrund des Temperaturanstiegs polwärts in kältere Gewässer zu wandern. Die Wanderung könnte aber bald ein Ende haben, wenn es auch im Nordpolarmeer zu warm wird.“

Die Folgen des Klimawandels in heimischen Gewässern

„Auch vor unserer Haustüre erleben wir die Veränderung der Wasserwelt besonders im Sommer. Während Blaualgen Teile der Badeseen zur Verbotszone machen, sorgen wärmer werdendes Wasser und sinkender Sauerstoffgehalt für ein massenhaftes Fischsterben. Auch Industrie und Wirtschaft spüren die Veränderung. Kraftwerke und Fabriken haben nicht genug Kühlwasser, die Binnenschifffahrt wird durch niedrige Pegel stark eingeschränkt, der Grundwasserspiegel sinkt.“