Mit einem festlichen Gottesdienst ist im Augsburger Dom die diesjährige Fastenaktion von Misereor eröffnet worden. Sie steht unter dem Leitgedanken „Frau. Macht. Veränderung.“ und zeigt, wie Frauen weltweit am gesellschaftlichen Wandel mitwirken und ihn gestalten. In seiner Predigt hob Bischof Dr. Bertram Meier hervor, dass „es oft Frauen sind, die als Heldinnen alles geben, um dem Leben zu dienen“, und prophezeite: „Die Zukunft der Kirche ist weiblich.“

Misereor Fastenaktion 2023 Eroeffnungsgottesdienst Im Augsburger Dom Foto Julian Schmidt Pba 3
Foto: Nicolas Schnall/pba

Beispielhaft vorgestellt werden in der diesjährigen Misereor-Aktion Projekte in Madagaskar. Einige der dort aktiven Frauen waren beim von der ARD live übertragenen Gottesdienst im Augsburger Dom dabei. Bischof Bertram erwähnte etwa Schwester Modestine Rasolofoarivola, die mit Ihrer Organisation „Vahatra” Frauen dabei unterstützt, unabhängig und selbstbestimmt zu leben. Auch Taratra Rakotomamonyi, ebenfalls zurzeit Gast Misereors, setzt sich dafür ein, die Rechte von Frauen und Kindern zu verteidigen, Bildungschancen insbesondere für Mädchen zu fördern sowie die Stellung der Frauen in der weitgehend patriarchalen Gesellschaft Madagaskars zu verbessern. „Die Misereor-Aktion ist ein Appell, das Engagement dieser inspirierenden Persönlichkeiten zu unterstützen”, mahnte Bischof Bertram, der als gastgebender Diözesanbischof und gleichzeitig als Vorsitzender der DBK-Kommission “Weltkirche” sprach.

Mit Blick auf die Fastenzeit rief der Bischof die Gläubigen zur kritischen Selbstvergewisserung auf. „Oft sind es wir in den reicheren Industriestaaten, die durch konsumorientiertes Denken und unsolidarische Art seit Jahrzehnten Grenzen überschreiten, auf Kosten anderer leben und Leid in vielen Teilen der Welt verursachen. Zugleich schaden wir uns selbst, weil wir Tugenden verlieren, die dem guten Leben dienen: Mäßigung, Gerechtigkeit, Zufriedenheit.“ Die Fastenzeit biete eine gute Gelegenheit, nachzuspüren, wer oder was unser Leben bestimmt, und sich zu entscheiden „zwischen dem, was dem Leben dient und dem, was mich über kurz oder lang ins Verderben stürzt.“ Bischof Bertram: „Wähle das Leben!“

Dem Augsburger Bischof standen in der Heiligen Messe unter anderem Kardinal Désiré Tsarahazana, Präsident der madagassischen Bischofskonferenz, Bischof Gabriel Randrianantenaina aus Madagaskar sowie Erzbischof Stephan Burger aus Freiburg, der die Unterkommission für Entwicklungsfragen der Deutschen Bischofskonferenz leitet, als Konzelebranten zur Seite. Ebenso der Misereor-Hauptgeschäftsführer Msgr. Pirmin Spiegel, der zu Beginn des Gottesdiensts gemeinsam mit Schwester Modestine offiziell die diesjährige Fastenaktion eröffnet hatte. Er erinnerte dabei an das von den Vereinten Nationen in ihren Nachhaltigkeitszielen formulierte Prinzip, dass kein Mensch in seinen elementaren Bedürfnissen zurückgelassen werden dürfe. Was damit für ihr Land verbunden ist, erklärte Schwester Modestine: „In Madagaskar bedeutet das, Menschen, Familien, besonders Frauen aufzuspüren, die abgeschnitten sind von Infrastruktur und Unterstützung, und für diese da zu sein.“ Spiegel schloss mit dem Appell: „Seien wir Teil der weltweiten Solidarität!“

Musikalisch gestaltet wurde der Gottesdienst von den madagassischen Musikern Sity Rakoto und Erick Manana sowie einem von Pater Norbert Becker MSC geleiteten Projektchor.

Bei einem anschließenden Empfang im Saal des Augsburger Kolpinghauses berichteten Frauen aus Madagaskar über die Probleme im Alltagsleben des bitterarmen Landes. So sei es nicht ungewöhnlich, dass sechsjährige Kinder eine Stunde Fußweg auf sich nehmen müssten, um zur Schule zu kommen. Die Misereor-Partnerorganisation „Vozama“, so deren Generaldirektorin Taratra Rakotomamonjy, habe daher in den vergangenen Jahren mehr als 250 Schulen gegründet, in denen die Kinder in der Nähe ihres Dorfes unterrichtet werden können. Zudem habe man zahlreiche Kurse für Eltern durchgeführt, um ihnen die Bedeutung der Schulbildung auch für die Mädchen klarzumachen. Mädchen werden nämlich schon im frühen Kindesalter als Hilfskräfte auf dem Feld oder in der Küche missbraucht.

Zahlreiche mutmachende Beispiele wurden auf der Bühne im Kolpingsaal präsentiert – Aktionen, die jeder und jede unterstützen kann: Am 26. März, dem 5. Fastensonntag, werden in allen katholischen Kirchengemeinden Deutschlands Spenden für die Arbeit von Misereor gesammelt. Noch bis Ostern wird das Bischöfliche Hilfswerk, das in 87 Ländern Afrikas und des Nahen Ostens, Asiens und Ozeaniens, Lateinamerikas und der Karibik mit Partnerorganisationen zusammenarbeitet, in der diesjährigen Fastenaktion über seine Projektarbeit informieren.