Nebenjob in Augsburg: Lohnt sich das wirklich?

Zum Jahresbeginn überschlagen sich die Negativmeldungen bezüglich der Preissteigerungen in Deutschland. Nicht nur, dass der Mobilfunkanbieter Telefónica höhere Preise ankündigt, auch der Sprit, die Energie- und Handwerkerkosten sowie Importe sollen deutlich teurer werden. Gleichzeitig ist die Zahl der einkommensschwachen Menschen in der Bundesrepublik so hoch wie nie zuvor. Im Jahr 2021 erreichte sie einen Stand von 16,6 Prozent (lt. der-paritaetische.de). Insgesamt sind 13,8 der rund 83 Millionen Bürger von Armut betroffen. Immer mehr Menschen suchen sich einen Nebenjob, um sich finanziell einigermaßen über Wasser zu halten. Die Frage ist, ob sich ein Zweitjob in Augsburg und Umgebung wirklich lohnt. 

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Symbolbild

Voraussetzungen für einen Zweitjob

Nicht jeder Arbeitnehmer darf sich in seiner Freizeit einen Nebenjob suchen. Die genauen Regelungen dazu sind in dem aktuellen Arbeitsvertrag zu finden. Häufig möchte der Hauptarbeitgeber zumindest darüber informiert werden, dass der Arbeitnehmer nebenbei arbeitet. Die Tätigkeit darf oftmals auch nicht in Konkurrenz mit dem Hauptjob stehen. Je nach Ausführung des aktuellen Arbeitsvertrages besteht in der Regel zumindest eine Informations- bzw. Meldepflicht. Teilweise wird sogar eine Genehmigungspflicht in den Kontrakt eingebaut. 

Arbeitnehmer fallen für gewöhnlich unter das Arbeitszeitgesetz. Dann ist ihnen nur eine Gesamtarbeitsdauer von 48 Stunden pro Woche erlaubt. Selbst wenn der Angestellte mehr arbeiten möchte, ist das normalerweise schwierig. Betätigt man sich in zwei Jobs, darf die Wochenarbeitsdauer von 48 ebenfalls nicht überschritten werden. Beträgt die Arbeitszeit im Hauptjob 35 Stunden pro Woche, darf im Nebenjob nicht mehr als 13 Stunden wöchentlich eingebracht werden. 

Neben der reinen Arbeitszeit sind auch die Ruhezeiten zu berücksichtigen. Zwischen dem Feierabend und dem Arbeitsstart am nächsten Tag müssen mindestens 11 Stunden liegen. Interessant ist auch die Regelung im Urlaub. Wenn der Arbeitnehmer im Hauptjob Urlaub beantragt, darf er im Nebenverdienst dennoch nicht mehr als das gewöhnliche Zeitpensum arbeiten. Wird also normalerweise wöchentlich 13 Stunden nebenbei gearbeitet, darf diese Spanne auch im Urlaub nicht überschritten werden. Die freie Zeit hat den Zweck, sich zu erholen. 

Steuerliche Hinweise zum Nebenjob

Bis 520 Euro monatlicher Einkünfte spricht der Gesetzgeber von einem Minijob. Dieser kann wahlweise mit einem Pauschsteuersatz von 2 Prozent, einer pauschalen Lohnsteuer von 20 Prozent oder so wie die anderen Einkünfte versteuert werden. Welches Modell angewandt wird, entscheidet der Arbeitgeber. Oftmals übernimmt er den Pauschbetrag von 2 Prozent, dadurch bleibt dem Arbeitnehmer das volle Gehalt von maximal 520 Euro übrig. Der Minijob muss in diesem Fall nicht in der Steuererklärung angegeben werden, allerdings kann dann auch keine Werbekosten dafür abführen. 

Selbstständig im Nebenverdienst

Viele Menschen machen sich nebenbei selbstständig. Der KfW-Gründungsmonitor berichtete über das Jahr 2019 von überdurchschnittlich vielen Existenzgründern im Nebenerwerb. 

Und obwohl die Attraktivität von Homeoffice aufgrund der steigenden Energiepreise sinkt, gründen dennoch immer mehr Menschen ein Nebengewerbe. Das bedeutet nicht automatisch, dass sie einen komplett eigenen Betrieb aufbauen. In den letzten Jahren bietet gerade das Internet immer mehr Optionen, sich von zu Hause aus selbstständig zu machen.

Viele verdienen sich durch Multilevel-Marketing wie bei Kosmetikunternehmen Ringana oder doTerra ein Zubrot. Auch eigene Online-Shops auf etsy.com oder meine-Kartenmanufaktur.de boomen. Dort können Menschen ihren Internetauftritt mit eigenen Produkten relativ unkompliziert starten. 

Auf Sozial-Media-Plattformen wie TikTok, Instagram und Facebook preisen sogenannte Influencer eigene Produkte an oder vertreiben über Affiliate-Marketing die Kreationen und Dienstleistungen anderer.  

Egal, wie die Selbstständigkeit aufgezogen wird, sie muss immer ordentlich angemeldet sein. Entweder ist dazu eine Gewerbeanmeldung notwendig oder es handelt sich um einen freiberuflichen Nebenerwerb, der beim Finanzamt registriert wird. Für den selbstständigen Job wird eine separate Steuernummer ausgestellt. Darüber wird dann abgerechnet. 

Wer Einkommen aus einer Selbstständigkeit bezieht, der wird übrigens nicht mehr kostengünstig von der Lohnsteuerhilfe betreut. Diese Option steht nur Menschen zur Verfügung, deren komplettes Gehalt aus abhängiger Beschäftigung erwirtschaftet wird. 

Lohnt sich eine Nebentätigkeit überhaupt?

Ob sich die nebenberufliche Tätigkeit auszahlt, ist individuell verschieden. Jeder Arbeitnehmer muss das für sich selbst berechnen, weil mehrere Faktoren berücksichtigt werden müssen. Neben dem Einkommen sollten sich die Steuerlast und weitere Aufwendungen angesehen werden. 

Muss etwa extra ein Steuerberater engagiert werden, fallen dadurch bereits hohe Zusatzkosten an. Auch andere Faktoren wie die Länge des Arbeitsweges und die Art der Tätigkeit müssen gesehen werden. Wer viel Freude in seiner Nebenbeschäftigung hat, der wird sich eventuell mit weniger Geld zufriedengeben als jemand, der eine hohe Anstrengung erleidet.

 Bevor sich ein Arbeitnehmer für einen Nebenjob entscheidet, sollte er alle Posten konkret durchrechnen. Denn der Zweitjob ist nur sinnvoll, wenn dadurch am Monatsende tatsächlich mehr Geld auf dem Konto ist als ohne den Nebenerwerb.

Nebenjob finden

Wer sich für einen zweiten Einkommensstrang entscheidet, der findet zahlreiche Angebote in und um Augsburg auf augsburgerjobs.de. Durch das Setzen der richtigen Filter wird rasch eine Liste mit passenden Jobs ausgeworfen. 

Alternativ können Bürger natürlich auch direkt bei interessanten Unternehmen nachfragen. In Zeiten des Arbeitskräftemangels suchen viele Betriebe nach Aushilfen, die sich nebenher etwas dazuverdienen wollen. Darunter fallen die klassischen Nebenverdienstbranchen wie Gastronomie und Fahrer. Aber es finden sich auch immer wieder Angebote, für die eine bestimmte Ausbildung oder ein Studium erforderlich sind. Bei der Suche ist es wichtig, die Vereinbarkeit mit dem Hauptjob im Auge zu behalten.