„Nicht einfach das Licht ausknipsen“ – Landtagsabgeordnete informieren sich über Situation der Augsburger Panther

Sie kennen sich seit nunmehr 25 Jahren: Lothar Sigl, geschäftsführender Gesellschafter und seit Jahrzehnten der Macher bei den Augsburger Panthern, und Bernhard Pohl, Landtagsabgeordneter der Freien Wähler und von 1995 bis 2006 Präsident des ESV Kaufbeuren. Einstmals Gegner, heute Verbündete im Kampf um die Zukunft des Eishockeysports.

Ap Pressefoto Freiewaehler
Foto: Marina Jakob

Pohl besuchte gemeinsam mit dem Parlamentarischen Geschäftsführer der Freie Wähler Landtagsfraktion Dr. Fabian Mehring und Peter Grab, der den Termin in Vertretung des Landtagsabgeordneten und stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden Johann Häusler (Freie Wähler) koordinierte, den DEL-Club aus Augsburg, um über die Zukunftsperspektiven des schwäbischen Aushängeschilds im Eishockey und die Unterstützungsmöglichkeiten der Politik zu sprechen.

Mehr als die Hälfte des Etats kommt von den Zuschauern

Sigl gab einen Einblick in die Zahlen des Clubs und machte deutlich, mit welch hohen Risiken die nächste Saison belastet ist, wenn keine Zuschauer ins Stadion dürfen. Der Gesamtetat wird mehr als zur Hälfte durch die Einnahmen aus Eintrittsgeldern, VIP-Karten und Gastronomie an Heimspieltagen gedeckt, hinzu kommen Sponsorenzahlungen, von denen wiederum auch etwa die Hälfte von der Öffnung der Hallen für Zuschauer abhängen. „Anders als beim Profifußball sind die Einnahmen aus den Fernsehrechten sehr gering. Damit lässt sich der Spielbetrieb nicht finanzieren. Die Wirtschaftlichkeit steht und fällt mit der Öffnung der Hallen für Publikum“, betont Sigl.

Mehring: „Nicht einfach das Licht im Curt-Frenzel-Stadion ausknipsen“

Mehring pflichtet dem Eishockeyfunktionär bei, verweist aber auch auf die sprunghaft gestiegenen Infektionszahlen: „Eine kurzfristige Öffnung ist angesichts einer Sieben-Tage-Inzidenz von über 200 wie derzeit in Augsburg leider illusorisch. Diese Phase sollten wir aber nutzen, um kluge Hygienekonzepte mit den Behörden abzustimmen, die Spiele mit Zuschauern ermöglichen, sobald die aktuelle Eskalation des Infektionsgeschehen wieder unter Kontrolle ist. Weil uns das Virus noch länger begleiten wird und wir auch nach der Pandemie noch Profieishockey in Augsburg genießen wollen, können wir nicht einfach das Licht im Curt-Frenzel-Stadion ausknipsen und warten bis Corona vorbei ist. Stattdessen gilt es, die Voraussetzungen für einen risikoarmen Spielbetrieb mit verminderter Zuschauerzahl zu schaffen.“

Rechnung geht mit einmaliger Unterstützung nicht auf

In die gleiche Kerbe schlägt auch Sigl und verweist darauf, dass ein Spielbetrieb ohne Zuschauer wirtschaftlich nicht tragbar ist. Ohne finanzielle Unterstützung der Politik sei es nicht zu verantworten, die Saison zu starten. Er lobte Bernhard Pohl für sein Engagement bei der Unterstützung der Clubs, sieht aber noch erheblichen Handlungsbedarf: „Natürlich hilft es uns, wenn wir 80 Prozent der entgangenen Zuschauereinnahmen vom Staat ersetzt bekämen, womit wir bislang allerdings nicht verlässlich planen können. Nachdem der Betrag jedoch auf 800.000 Euro gedeckelt ist, reicht das bei Weitem nicht für eine ganze Saison aus. Wir nutzen zwar jede Einsparmöglichkeit und konnten die Kostenseite dank eines Gehaltsverzichts aller Angestellten und dem Instrument der Kurzarbeit bereits senken. Als Club, der keinen Großsponsor oder Mäzen hat, würde die Rechnung mit einer einmaligen Unterstützung von 800.000 Euro nicht aufgehen“, stellt der Panther-Chef nüchtern fest.

Bernhard Pohl, haushaltspolitischer Sprecher der Freie Wähler-Landtagsfraktion, macht den Panthern an dieser Stelle Hoffnung „Ich habe Bundesinnenminister Horst Seehofer in einem Schreiben am 14. Oktober darum gebeten, die Hilfen, die bis zum Jahresende befristet sind, im kommenden Jahr fortzusetzen und ein neues Förderprogramm aufzulegen. Die 200 Millionen Euro für den Teamsport, die der Bundestag bewilligt hat, werden ohnehin nicht völlig aufgebraucht werden. Ich habe positive Signale aus Berlin empfangen, dass für 2021 mit einer Förderung in gleicher Höhe zu rechnen ist. Ich werde weiterhin daran arbeiten, die Kollegen in Berlin davon zu überzeugen, dass die Unterstützung richtig und notwendig ist.“

DEL-Start im Dezember als Zeichen für den Eishockeysport

Der Kaufbeurer Abgeordnete warnt aber gleichzeitig vor überzogenen Forderungen: „Ich finde es höchst anerkennenswert und bin den Kollegen in Berlin auch sehr dankbar dafür, dass sie mit einem Betrag von 200 Millionen Euro für den Teamsport, also Eishockey, Handball, Basketball und Volleyball, dringend notwendige Hilfestellung leisten. Auch wenn wir, die wir dem Eishockey sehr verbunden sind, uns eine maximale finanzielle Unterstützung wünschen, dürfen wir nicht vergessen, dass auch viele andere Branchen der Wirtschaft, das Ehrenamt in der Gesellschaft bis hin zu den Künstlern ebenfalls zu Recht verlangen, nicht allein gelassen zu werden. Ich hoffe daher, dass die DEL nun wie angekündigt im Dezember in die Saison startet und so ein Zeichen für den gesamten Eishockeysport setzt“, fordert Pohl.

Sigl versprach, dies als Signal aus der Politik umgehend dem Aufsichtsrat der DEL so weiter zu geben. „Es ist seit Monaten unser Bestreben, einen Weg in den Spielbetrieb zu finden. Das lässt sich bislang an vielen Standorten wirtschaftlich allerdings noch nicht darstellen. Ein weiteres Konjunkturpaket würde uns hier sicher einen Schritt voranbringen.“

Fabian Mehring versprach, sich gemeinsam mit seinen Kollegen Bernhard Pohl und Johann Häusler für die Panther ins Zeug zu legen: „Wenn mittelfristig wenigstens für Fans ein coronasicherer Stadionbesuch ermöglicht werden kann, wäre schon viel gewonnen. An der dafür notwendigen Abstimmung mit den zuständigen Behörden wirke ich gerne persönlich mit, sobald die Infektionszahlen in Augsburg wieder unter Kontrolle sind“, resümiert der Augsburger Abgeordnete.

Mit einem Augenzwinkern zu seinem früheren Eishockey-Kollegen Pohl schloss Sigl die Gesprächsrunde mit den Worten: „Wir haben im Eishockey schon weit schwierigere und turbulentere Zeiten erlebt. In den vergangenen Jahren haben wir viel in Sachen Professionalität erreicht. Das dürfen wir jetzt nicht aufs Spiel setzen, sondern müssen gemeinsam mit unseren politischen Unterstützern das Schiff auf Kurs halten.“