„Nicht im Regen stehen“ | Bahnsteigüberdachung am Augsburger Hauptbahnhof soll kürzer werden – Politiker setzen sich für bisheriges Ausmaß ein

Die Sanierung und Umbauarbeiten am Augsburger Hauptbahnhof sehen neue Überdachungen der Bahnsteige vor. Diese sollen deutlich kürzer ausfallen, als die bisherigen. Eine breite politische Front macht sich dagegen stark und setzt sich für eine Überdachung im bisherigen Ausmaß ein.

Harald Güller Mit Regenschirm Am Augsburger Hauptbahnhof E1572938022517
Der Landtagsabgeordnete Harald Güller reist oft mit der Bahn. Er kennt die Gegebenheiten vor Ort

Für den Augsburger SPD-Landtagsabgeordneten Harald Güller ist es ein  Schildbürgerstreich, wenn am Augsburger Hauptbahnhof jetzt kürzere Überdachungen an den Bahnsteigen geplant sind, weil die Deutsche Bahn damit Geld sparen will bzw. der Bund solche Sparmaßnahmen vorgibt. Bereits vor zwei Wochen hat Harald Güller an den Bayerischen Verkehrsminister Hans Reichhart geschrieben und ihm seine Unterstützung beim gemeinsamen Einsatz für längere Überdachungen zugesichert.

Güller erklärt in dem Brief die Besonderheiten am Augsburger Hauptbahnhof, die berücksichtigt werden müssen:

Über Augsburg verkehren zahlreiche ICE in Doppeltraktion. Kurze Dächer bedeuten, dass die Bahnfahrer im Regen warten müssen oder hektisch nach Einfahrt des Zuges zu ihrem Zugteil außerhalb des Daches laufen müssen. Ein Durchgehen zwischen den Zugteilen ist bei geteilten Zügen nämlich nicht möglich. In Augsburg werden Gleise auch doppelt genutzt. Ein Beispiel: Vom selben Bahnsteig aus fahren zur selben Zeit ein Zug nach Lindau und einer nach Nürnberg. Wenn nun die Bahnsteigüberdachung gekürzt wird, kann es passieren, dass die Fahrgäste einer Richtung komplett im Regen stehengelassen werden. Beim Fugger-Express und seinem Nachfolger Go-Ahead wird es wegen der Zugteilung in Augsburg zu Verzögerungen kommen, weil jeder bei Regen unter Dach stehen und die am nächsten liegenden Zugeinstiege nutzen wird. Das hat zur Folge, dass einige Zugteile noch voller sein werden, einige unterbesetzt sein werden. Ein Durchgang im Zug ist nämlich auch hier nicht möglich.

Die völlig realitätsferne Richtlinie der DB Station&Service für kürzere Bahnsteigdächer dient ausschließlich der kurzfristigen Kosteneinsparung. Der Sonderfall in Augsburg mit den Doppeltraktionszügen und der Flügelung muss bei den Überlegungen der Bahn Berücksichtigung finden.

Die Attraktivität des Schienenverkehrs hat bei dieser Festlegung offensichtlich keine Rolle gespielt. Wir wollen, dass möglichst viele Menschen auf öffentliche Verkehrsmittel umsteigen, drängen auf Qualitätssteigerungen, um den ÖPNV attraktiver zu machen und die Bahn lässt die Kunden stattdessen im Regen stehen! Der Augsburger Hauptbahnhof wird gerade zu einem modernen Bahnhof umgebaut, der eine Menge Service bieten wird, aber dazu gehören eben auch ausreichend überdachte Bahnsteige, die vor Regen schützen! Noch besteht beim Augsburger Hauptbahnhof die Möglichkeit, den Fehler zu verhindern.

Bundestagsabgeordneter Ullrich wendet sich an Bundesverkehrsminister

Auf Grund der Berichterstattung setzt sich auch MdB Volker Ullrich in einem Schreiben an Bundesverkehrsminister Scheuer erneut für eine Verlängerung der Bahnsteigdächer ein.

Der Bundestagsabgeordnete fordert den Minister auf, die DB Station und Service AG der DB einzuwirken, damit die Dächer an den Bahnsteigen im Zuge des Umbaus des Augsburger Hauptbahnhofes verlängert werden.

MdB Volker Ullrich: Festlegung der Dachlängen nicht mehr sachgerecht

„Die Festlegung der Dachlängen ist nicht mehr sachgerecht. Sie wurden zu einer Zeit festgelegt, als Augsburg weniger Einwohner zählte und auch der Deutschlandtakt noch nicht bestand. Eine Umplanung ist zwingend erforderlich. Wir dürfen die Fahrgäste wortwörtlich nicht im Regen stehen lassen. “ erklärt Ullrich.

Der Bundestagsabgeordnete verfolgt das Thema seit mehreren Jahren. Am Rande des heutigen Parteivorstandes in München hat MdB Volker Ullrich in einem bilateralen Gespräch mit Andreas Scheuer seine seit 2015 bestehenden Forderungen bekräftigt.

Bereits Ende November hatte sich Freie Wähler-Stadtrat Volker Schafitel mit einem Antrag an den Augsburger OB gewandt. Der Architekt Schafitel fordert darin, dass die Bahnsteigdächer beim Augsburger Hauptbahnhof nicht wie geplant um ca. 40 % gekürzt werden und weiterhin die ganze Bahnsteiglänge überdachen.