“Nur wenn wir zusammenhalten können wir die Krise überstehen” | Augsburger Panther-Chef Sigl im Interview

Noch steht nicht fest, wann die Saison 2020/21 beginnen wird. Primär wird es darum gehen, ab wann wieder Zuschauer zu den Spielen dürfen. Eishockey ist ohne Fans unvorstellbar und unfinanzierbar, oder?

Ja, Eishockey lebt auch von den tollen Fans in den Stadien. Gerade bei uns in Augsburg nimmt der Fan bei den Heimspielen eine besondere Rolle ein. Eishockey ohne Fans ist deshalb für mich schon ein Stück weit unvorstellbar. Und, das steht außer Frage, nicht mehr finanzierbar.

Machen sie sich Sorgen, dass die Saison komplett abgesagt werden muss?

Das wäre der Supergau, an den ich gar nicht denken möchte. Wir alle, Liga, Clubs und Hallenbetreiber, müssen unsere Hausaufgaben erledigen, um bei entsprechenden Signalen aus der Politik in einen geregelten Spielbetrieb starten zu können. Natürlich werden im Hintergrund diverse Szenarien diskutiert und auf ihre Machbarkeit und Finanzierbarkeit überprüft.

Trotz der wirtschaftlich schwierigen Zeiten haben Sie in den letzten Wochen immer wieder Vertragsverlängerungen mit Sponsoren präsentieren können. Bewährt sich in solchen Phasen besonders, dass man nicht auf den einen Großsponsor baut oder bauen kann, sondern viele sich beim AEV engagieren?

Zweifelsohne ist es ein Vorteil, dass wir eine breite Basis an treuen und langjährigen Partnern haben, die dem Augsburger Eishockey sehr verbunden sind. Ohne diese Solidarität könnten wir eine solche Krise wie die jetzige nicht überstehen. Nur wenn Fans und Sponsoren eng an unserer Seite sind, können wir uns aus dieser unverschuldeten Notlage befreien.

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Die CHL wird in Erinnerung bleiben

Viele der Fans und Sponsoren sind immer noch getragen von der Begeisterung um den 3.Platz von vor zwei Jahren und den tollen Auftritten in der Champions Hockey League. Wie froh sind sie, dass die Panther den Europapokal im „Normalmodus“ mit Gruppenphase erleben konnten? (Anm. der Redaktion: In dieser Saison wird von Beginn an in einer Ko-Runde gespielt)

Das war für alle Beteiligten eine besondere Erfahrung. Die Gegner, die Atmosphäre bei den Spielen, die Reiselust unserer Fans, das alles wird uns lange in Erinnerung bleiben. Natürlich sind wir froh, dass wir eine „normale“ CHL-Saison erleben durften. Der neue Modus ist aufgrund der Corona-Krise nötig, hoffentlich aber maximal die Notlösung für eine Saison.

CHL ist ein gutes Stichwort: Die Augsburger Panther haben in der vergangenen Saison die Gesellschafteranteile der Krefeld Pinguine an der CHL übernommen. Wieso haben sie das gemacht und welche Vorteile entstehen daraus für den AEV?

Die Augsburger Panther bekennen sich, auch aufgrund der tollen eigenen Erfahrungen, langfristig zur Champions Hockey League.  Deshalb haben wir das freigewordene Aktienpaket der Krefeld Pinguine übernommen. Der CHL-Verwaltungsrat hatte zuvor entschieden, dass die regionale Verteilung innerhalb der Aktionärsstruktur aufrechterhalten werden muss und so ermöglicht, dass die Aktien in Deutschland verbleiben. Als Aktionäre haben wir ein Stimmrecht bei der Generalversammlung der Champions Hockey League und somit die Möglichkeit, die Zukunft des Wettbewerbs aktiv mitzugestalten.

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Die Panther-Party in der CHL wird ein unvergessliches Erlebnis bleiben | Foto: Siegfried Kerpf

Der 3. Platz vor zwei Jahren, die CHL letztes Jahr, die Vizemeisterschaft vor jetzt zehn Jahren. Was muss passieren, dass Augsburg solche Highlights wieder erleben kann?

Es muss einfach alles passen, damit uns solch außergewöhnliche Spielzeiten gelingen können. Jeder Spieler muss sich am Leistungslimit bewegen, wir müssen gesund sein, personell aus dem Vollen schöpfen können und brauchen dann im richtigen Moment eine Welle, die wir reiten können. Obendrauf musst du dir im Sport in der entscheidenden Phase noch eine Portion Glück verdienen.

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Nochmals kurz zurück ins hier und jetzt: Was können Sie den vielen treuen Augsburger Fans mitgeben, die sich in den letzten Wochen auch Sorgen um den AEV und die Panther gemacht haben?

Dass es uns mit großem Stolz erfüllt, wie solidarisch Fans und Sponsoren an unserer Seite stehen. Wir sind dankbar für die große Unterstützung, die wir in Augsburg erfahren. Nur wenn wir zusammenhalten, können wir diese Krise ungeahnten Ausmaßes überstehen. Ein Ende der Krise ist aber wohl leider noch lange nicht abzusehen.

Vielen Dank für Ihre Zeit! Wir wünschen ihnen und allen AEV-Fans, dass es schon bald wieder losgehen kann.

Die Fragen stellte Presse Augsburg-Redaktionsleiter Dominik Mesch