ratiopharm ulm findet nach deutlicher Führung in der Overtime wieder den Faden und schlägt die BG Göttingen am Ende mit 108:101.

Erhitze Gemüter sah man nicht erst am Ende der Partie, als es zwischen Spielern und Trainern scheinbar noch ordentlich Gesprächsstoff gab. Viele hitzige Szenen, zahllose Diskussionen, aber auch großartigen Offensivbasketball sahen die Zuschauer am Samstagabend in der SparkassenArena. Mit Ausnahme des Langzeitverletzten Sagaba Konate reisten die Ulmer mit voller Kapelle nach Göttingen, dominierten mit starker Wurfausbeute (68%/38%) und konsequenter Reboundarbeit über drei Viertel das Spiel. Doch die 30-Punkte-Führung (29.) reichte nicht aus, um die Gastgeber kleinzukriegen. Mit einem starken Schlussspurt (36:13) retteten sich die Göttinger in die Overtime. Dort fanden die Ulmer schließlich zurück in den offensiven Rhythmus und zu eigener Stärke, um das Spiel doch noch zu entscheiden.
Es benötigte einen kurzen Moment, ehe die Ulmer von der Freiwurflinie zum ersten Punkt und dann auch im Spiel ankamen. Ansehnlich und mit viel Übersicht erspielte sich das Team mit einem 9:0-Lauf die erste Führung (5:9). Als Rückkehrer Philipp Herkenhoff in Minute acht erstmals wieder das BBL-Parkett betrat, musste er mitansehen, wie die Gastgeber nun ordentlich aufs Tempo drückten und den Rückstand von ursprünglich sieben Punkten bis zum Ende des ersten Viertels auf einen Zähler verkürzten (22:23). Aus dem Druck heraus kreierten die Ulmer weiter starke Offensivsequenzen, die der Comebacker selbst für den ersten erfolgreichen Dreier und seine ersten Punkte der Saison nutzte. Vorne zweimal abgeräumt, den Ball gekonnt zurückerobert und dann im Fast-Break das unsportliche Foul provoziert. In einer Phase, in der auf beiden Seiten die kleinen Nickligkeiten und diskussionswürdigen Fouls zunahmen, setzte sich die Mannschaft von Anton Gavel bei starker Dreierquote (47%) wieder ab (27:34, 14.). Nachdem Center Bruno Caboclo mit dem Rücken zum Korb erst für die zweistellige Führung sorgte, knackte Teamkollege Juan Nunez pünktlich zum Pausenpfiff die 50-Punkte-Marke (40:51).
Beide Offensivmotoren benötigten nach der Halbzeit ein wenig Vorlaufzeit, genau genommen drei Minuten, um wieder auf Betriebstemperatur zu kommen. Als der Knoten dann platzte, setzten die Ulmer mithilfe der hochgefahrenen Aggressivität und einer effektiven Ausbeute aus dem Feld (62%/45%) ein Ausrufezeichen nach dem anderen. Als auf Seiten der Göttinger scheinbar nichts mehr zusammenlief, wurde Gino Crandall nach einem Fausthieb mit einem disqualifizierenden Foul belangt und der Halle verwiesen (28.). Davon unbeeindruckt ließen die Ulmer auf dem Scoreboard weiter Taten folgen und setzten sich zum Ende des dritten Viertels kurzzeitig auf 30 Punkte ab. Doch unverhofft kommt oft: Eigentlich schon mit dem Rücken zur Wand, setzten die Gastgeber zur Aufholjagd an: Mit der Arena im Rücken und einem stark aufspielenden Javon Bess (24 Pkt-5/9 3P), der den Göttinger Dreierregen einleitete, brachte er sein Team auf zwei Zähler heran (80:82). Von außen durchbrach Nunez kurzzeitig die Euphorie, konnte aber auch den Ausgleich 20 Sekunden vor dem Ende inklusive Overtime nicht verhindern (89:89). Nachdem Bruno Caboclo bereits in Minute 35 ausgefoult hatte, gesellten sich zum Anfang der Overtime auch die Göttinger Big Men Rayshaun Hammonds und Till Pape dazu. Harald Frey, der Göttingen zum Auftakt in die Extraminuten in Führung brachte, war kurz danach auch bei der maximalen Foulanzahl angelangt. Von der Bank aus musste er schließlich mitansehen, wie die Ulmer noch einmal die letzten Prozente für den Schlussspurt zusammenkratzten. Nach zwei Dunks von Josh Hawley folgten zwei weite Dreier von Tommy Klepeisz und Brandon Paul, die für die Vorentscheidung sorgten. Am Ende besiegt ratiopharm ulm die BG Göttingen bei deren Heimspielcomeback und behaupten für den Moment Platz sieben in der Tabelle.
„Jogador do Jogo“ wie man in seiner Muttersprache sagen würde, was übersetzt so viel heißt wie: „Spieler des Spiels.“ Einmal mehr trägt Yago Dos Santos mit schnellen Bewegungen zum Korb und vier erfolgreichen Dreiern seine Mannschaft als Topscorer (24 Pkt) bei 6 Assists und 4 Rebounds zum Sieg. Nicht nur spektakulär zum Korb, sondern auch mit dem feinen Händchen von außen liefert Joshua Hawley seinen BBL-Bestwert im Trikot der Ulmer (21 Pkt), klaut außerdem dreimal erfolgreich den Ball.
About the game
Head Coach Anton Gavel: „Glückwunsch an unsere Spieler zu diesem Sieg. Wir hätten es nie so weit kommen lassen dürfen, dass wir diesen Vorsprung verspielen. Ich hätte da auch einen besseren Job machen müssen. Am Ende haben wir irgendwie einen Weg gefunden, das Spiel zu gewinnen.“