Streit in der Regionalliga Bayern – Geht es weiter und wenn ja wann?

Die bayerischen Vereine haben sich in einer Abstimmung des Bayerischen Fußballverbandes mit über 68 Prozent dafür ausgesprochen, dass die aktuelle Saison nach den Corona-Beschränkungen möglichst ab September fortgesetzt und damit nicht abgebrochen wird. Dieses Votum – gültig von der Bayernliga abwärts bis in die unterste Liga – will der BFV-Vorstand am Mittwoch in die Beratungen über das weitere Vorgehen einfließen lassen. Hessen und Niedersachsen ticken ähnlich. Fix ist aber noch nichts. Der Jugendfußball wird getrennt betrachtet und auch für die Regionalliga Bayern wird es eine eigene Regelung geben, weil hier an der Schnittstelle zum Profifußball viel davon abhängt, wie das weitere Vorgehen der 3. Liga ist und die Abstimmung unter den weiteren Regionalverbänden aussieht.Stoiber Verlangt Corona Soli Von Fussball Bundesliga Profis

Fakt ist für den gesamten Amateurfußball im Freistaat: Aufgrund der aktuelle Lage rollt wohl bis Ende August kein Ball. Die Regionalligisten haben  „Geisterspiele“ ohne Zuschauer für sich ausgeschlossen und es sah bislang danach aus, dass das BFV-Modell auch für Liga vier kommen könnte. Aus Verbandssicht ist dies einzige Möglichkeit, die Rechtssicherheit bietet und von der bislang die Amateur-Spitzenvereine voll überzeugt waren. Am Wochenende ist die SpVgg Bayreuth ausgeschert und fordert in einem offenen Brief den Abbruch der Regionalliga-Saison, den Beginn einer neuen Spielzeit 2020/21 ab Sommer und kündigt für den anderen Fall an, Rechtsmittel einzulegen.

Dass dem Verband mit Klage gedroht wird, obwohl noch gar nichts beschlossen wurde, stößt BFV-Präsident Dr. Rainer Koch sauer auf. Auf der  Facebookseite der Spielvereinigung liefert sich der Verbandsboss einen Disput mit dem Geschäftsführer der Bayreuther Spielbetriebs GmbH Dr. Wolfgang Gruber. Auch der FC Memmingen reagierte mit Unverständnis, zumal Gruber im Nordbayerischen Kurier zitiert wurde, man habe die Zeilen auch mit anderen Vereinen der Regionalliga besprochen und der Brief auch deren Zustimmung finde. Was offensichtlich nicht richtig ist, denn der Präsident des FC Memmingen Armin Buchmann sagt: „Mit uns hat aus Bayreuth niemand gesprochen und wir stimmen auch nicht zu. Im Gegenteil, wir distanzieren uns“. Und auch vom Nachbarn Illertissen hört Buchmann Ähnliches. Memmingen und Illertissen liegen weiter auf Verbandslinie.

Bei einem Abbruch dürfte nämlich eine Klagewelle aus vielerlei Richtungen hereinbrechen, egal ob nun sportlich annulliert oder der aktuelle Tabellenstand gewertet wird. Auch mögliche Regressforderungen von Sponsoren bis hin zum Vereinsheimwirt könnten die Folge sein. Dies ist bereits in Ländern zu beobachten, in denen die Saison vorzeitig beendet wurde. Chaos wäre vorprogrammiert, wenn juristischen Klärungen abgewartet werden müssen.

Der FCM stellt sich weiter auf die Situation ein, dass die nächsten Monate nicht gespielt werden kann – im schlimmsten Fall sogar erst nächstes Frühjahr wieder. Im gehobenen Amateurbereich „steht allen das Wasser bis zum Hals“, so Buchmann, der mit seinen Vorstandskollegen schon frühzeitig erste Sicherungsmaßnahmen ergriffen hat. Aber es liegen sehr große Steine im Weg, wie zum Beispiel die Beiträge zur Berufsgenossenschaft (VBG), die für alle Spieler entrichtet werden müssen, die entlohnt werden.

Hier gibt es trotz der Bemühungen von BFV und Bayerischen Landessportverband (BLSV) sowie auf höchster Sportebene durch DFB und DOSB momentan keinerlei Entgegenkommen seitens der VBG. Die Beiträge in Höhe von 31 Prozent auf Löhne und Minijobs (ab 250 Euro) müssen laut Buchmann weiter gezahlt werden, „auch wenn die Spieler zuhause auf dem Sofa liegen“. Dies gilt für den aktuellen Kader und Verträge für eine neue Saison, die einige Vereine wie zum Beispiel Bayreuth trotz der ungewissen Situation – aus FCM-Sicht unverständlich – bereits tätigen. Dieser erhebliche Kostenkomplex- je nach Personaletat fünf- bis sechsstellig – trifft die Clubs dann quasi doppelt. Zudem haben sich die Beiträge zur Berufsgenossenschaft in den vergangenen zwei Jahren mehr als verdoppelt. Nicht nur aus diesem Grund tätigt der FCM zurzeit keinerlei Neuverpflichtungen bzw. schließt auch keine neuen Verträge, sondern es gibt lediglich Gespräche mit bisherigen Spielern, ob sie bleiben und dafür ihre Zusage geben.

ass