Tagtraum oder Realität? | »Bovary, ein Fall von Schwärmerei« feierte seine deutschsprachige Erstaufführung in Augsburg

Tagtraum oder Realität? Wie die Liebe selbst verwirrend sein kann, so ist auch bei dieser Inszenierung viel Platz für Interpretation und Diskussion.

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Ute Fiedler, Roman Pertl, Jeanne Devos
Foto: Jan-Pieter Fuhr

Bevor ein Theaterstück auf einer Bühne seine Pracht entfaltet, benötigt es kreative Gedanken. Diese hat die Autorin Ivana Sajko bewiesen.

Im Gespräch vor Premierenstart von  »Bovary, ein Fall von Schwärmerei« berichtet sie ihre Ansichten zur heutigen Gesellschaft. Von der egoistischeren Denkweise der heutigen Zeitgenossen. Die sich auch in der Liebe und den zwischenmenschlichen Beziehungen immer mehr widerspiegelt. Was sie sehr schade findet.

Daher flüchten sich die Menschen immer wieder in Tagträume, inspiriert durch Lieder, Bücher und vielem mehr. Jeder ist und kann zum Träumer werden – ob Mann oder Frau ob jung oder alt, so Ivana Sajko.

„Bekannt und ironisch“

Das aktuelle Stück wird über den Klassiker „Madame Bovary“ von 1856 über „Sex and the City“ in die heutige Zeit geholt.

„Der Inhalt ist bekannt und ironisch: Er liebt sie, sie jemanden anderen. Er liebt sie trotzdem, sie aber jemanden Dritten. Er liebt sie weiterhin, doch sie jemanden Vierten.“, so die Autorin gegenüber Presse Augsburg.

Das Bühnenbild, kreiert von Miriam Busch, erinnert an die Provence. Hier hängt sogar der Himmel voller violetter Lavendelblüten.

Der Boden hingegen ist ausgelegt mit solidem Parkett. Welcher sich im Laufe des Stücks regelrecht zersetzt ja auseinander gerissen wird, wie manches Herz bei Liebeskummer.

Hervorzuheben sind auch die fast schon mechanisch klingenden Gesangseinlagen der Schauspieler Roman Pertl und Thomas Prazak, teils auch untermalt mit Videos von Stefanie Sixt.

Weiße androgyn anmutende Kostüme unterstreichen nochmals die Aussage der Autorin, dass jeder „Emma“ sein kann.

Die Liebe, der Wunsch nach Nähe, einem Partner auf den man / frau sich stets verlassen kann, ist das immer so einfach und klar darzustellen?

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Ute Fiedler, Karoline Stegemann, Thomas Prazak
Foto: Jan-Pieter Fuhr

Eine eigenwillige Inszenierung

Das Stück ist eigenwillig inszeniert, aber Kunst ist Kunst. Und die Liebe folgte noch nie irgendwelchen Regeln oder Idealvorstellungen. Vielleicht macht das auch wiederum genau diese Inszenierung aus. Über Geschmack lässt sich bekanntlich nicht streiten, aber umso intensiver diskutieren.

Die Afterpremieren-Feier mit einem das Ohr umschmeichelnder Jazzperformance schaffte den idealen Rahmen hierfür.

Ivana Sajko, die derzeit in Berlin lebt, hatte sich zuvor öfters mit der Regisseurin Nicole Schneiderbauer ausgetauscht. Ließ ihr aber grundsätzlich freie Hand. Ihr gefiel die Interpretation ihrer Worte sehr gut.

Auch von Augsburg ist sie ganz entzückt und wollte daher am Tag nach der Premiere noch eine kleine Sightseeing Tour unternehmen.

Filipa zu Silbersee

Termine:

  • Fr        17.1.2020        19:30   brechtbühne im Gaswerk
  • So       19.1.2020        18:00   brechtbühne im Gaswerk
  • Fr        24.1.2020        19:30   brechtbühne im Gaswerk
  • Fr        7.2.2020          19:30   brechtbühne im Gaswerk
  • Fr        21.2.2020        19:30   brechtbühne im Gaswerk
  • Di        3.3.2020          19:30   brechtbühne im Gaswerk
  • Sa       4.4.2020          19:30   brechtbühne im Gaswerk
  • Sa       11.4.2020        19:30   brechtbühne im Gaswerk
  • Fr        5.6.2020          19:30   brechtbühne im Gaswerk

Jeweils mit Einführung 30 Minuten vor Beginn.

Karten sind beim Besucherservice des Staatstheater Augsburg erhältlich.

www.staatstheater-augsburg.de