TV-Tipp | “Mangelware Medizin? – Corona, China und der Arzneimittelmarkt”

Eine drohende Corona-Pandemie könnte zu großen Engpässen von lebensnotwendigen Medikamenten führen. Was lässt sich in Deutschland gegen Pillennotstand tun? Dieser Frage geht am Mittwoch, 11. März 2020, 22.50 Uhr, die “ZDFzoom”-Dokumentation “Mangelware Medizin? – Corona, China und der Arzneimittelmarkt” nach.

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Mangelware Medizin? In Europa gibt es fast keine Antibiotika-Produktion mehr. | Copyright: ZDF/Oliver Biebl

Seit Jahren steigt die Zahl der nicht lieferbaren Medikamente in Deutschland und die Abhängigkeit von Produzenten in China oder Indien. “ZDFzoom”-Reporter Michael Mueller berichtet über Lieferengpässe und den Preiskampf auf dem deutschen Arzneimittelmarkt.

Deutschland war als Produktionsstandort von Arzneimitteln einmal die sogenannte Apotheke der Welt. Heute herrscht in deutschen Apotheken Mangel. Mehr als 250 Lieferengpässe für Medikamente listet das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte im Durchschnitt auf. Und das erfasst nur die Lieferschwierigkeiten, die von den Pharmaunternehmen gemeldet werden. Im Zentrum der Auseinandersetzung steht der Preiskampf auf dem deutschen Arzneimittelmarkt zwischen Krankenkassen und Pharmaindustrie und die daraus resultierende Abhängigkeit von Billiglohnländern wie China und Indien.

In aktuellen Krisen wie dem Ausbruch des neuartigen Corona-Virus verschärft sich die Lage auf dem deutschen und europäischen Arzneimittelmarkt, vor allem für die Pharmakonzerne, die von der Wirkstoffproduktion in Asien abhängig sind. Es gibt zum Beispiel heute in Europa fast keine Antibiotika-Produktion mehr. Wenn “wie jetzt aufgrund des Corona-Virus die Lieferwege gestört sind, dann hat das unmittelbare Konsequenzen”, sagt Christoph Stoller, Generalmanager von Teva/Ratiopharm in Deutschland und Österreich. Und dann werden aus Lieferengpässen irgendwann Versorgungsengpässe.

Die Politik hat das Problem zwar erkannt: Bundesgesundheitsminister Jens Spahn will eine Meldepflicht für drohende Lieferengpässe einführen und die Unternehmen im Notfall dazu zwingen, größere Vorräte anzulegen. Doch die Lösung scheint komplizierter: Anlässlich der aktuellen globalen Krise beraten Gesundheitsminister und Expertinnen in Brüssel, was jetzt zu tun ist. Mittel- und langfristig kann man der Abhängigkeit von Billiglohnländern nur begegnen, wenn wieder mehr Wirkstoffproduktionen nach Europa geholt werden. Doch das “wird mindestens zehn Jahre dauern, wenn wir es jetzt beschließen”, sagt Pharma-Expertin Prof. Ulrike Holzgrabe.