Vom Buhmann zum “Super-Reuter”? | Erfolgreiche Transfersaison lässt Kritik an FC Augsburg-Manager verstummen

Stefan Reuter ist ein erfahrener Sportler und Sportmanager, in den letzten Jahren wuchs die Kritik aber an ihm. Nach mehreren weniger attraktiven Spielzeiten stand der Sportgeschäftsführer in der Kritik der Fans des FC Augsburg, dies änderte sich in den letzten Wochen schlagartig.

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Reuter hat gerade viel Grund zur Freude | Foto: Wolfgang Czech

 

Vom Buhmann zum “Super-Reuter” – eine Reise, die für FC Augsburgs Manager nur wenige Wochen dauerte. Die schwache letzte Saison und die kuriose Trennung vom in weiten Teilen der Anhängerschaft beliebten Trainer Markus Weinzierl hatten den früheren Fußballweltmeister endgültig zum Ziel der Fankritik gemacht. Stimmen wurden laut, die unterstellten, Reuter wäre nur dank der schützenden Hand von Präsident Klaus Hofmann noch im Amt. Der Vorsitzende heißt inzwischen Markus Krapf, doch der Reuter sitzt noch immer im Sattel. Nach dieser Saison nicht nur aufgrund seines 2021 um mehrere Jahre verlängerten Vertrags fester denn je.

Der passende Trainer

Nach Fehlschüssen bei der Trainerauswahl, wie beispielsweise mit ex-BVB-Buddy Herrlich, lag das Management um den gebürtigen Dinkelsbühler dieses Mal scheinbar goldrichtig. Mit Enrico Maaßen holte man einen Bundesliganovizen an den Lech, der innerhalb einer Halbserie bewiesen hat, was er kann. Der FCA spielt inzwischen oftmals attraktiven, zumeist engagierten und offensiv ausgerichteten Fußball.

Auch beim aktiven Personal lag man häufig goldrichtig. Berisha (5 Saisontore/Leihe von Fenerbahce), Demirovic (6 Tore/Freiburg), Rexhbecaj (Wolfsburg), Maier (Hertha), Bauer (Fürth) und Baumgartlinger (Leverkusen) waren zu Saisonbeginn verpflichtet worden und übernehmen inzwischen fast durchgängig tragende Rollen im Augsburger Team. Das Meisterstück am Transfermarkt legten Reuter und seine Kollegen aber wohl in dieser Winterpause ab. Das Scouting hatte ordentliche Vorarbeit geleistet, die Verhandlungsführer ihr Geschick bewiesen. Eigentlich wollte man nur drei Spieler verpflichten, am Ende wurden es sieben. Weil sich mit Niederlechner und Gruezo zwei (Stamm-) Spieler verabschiedeten und zudem noch Möglichkeiten auf vorzeitige Transfers ergaben, kamen mehr Kicker als geplant hinzu.

Wintertransfers als Meisterstück?

Mit dem 19-jährigen Arne Engels (Club NXT Brügge, 100.000 Euro Ablöse) ragte in den ersten Spielen nach der Winterpause ein “Schnäppchen” besonders heraus. Auf der zentralen defensiven Position erarbeitete er sich sofort einen Stammplatz und verdiente sich diesen durch hervorragende Leistungen. Engels: “Es freut mich persönlich sehr, dass ich bisher alles Spiele bestreiten durfte. Die Mannschaft hat es mir superleicht gemacht, mich zu integrieren”.

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Engels könnte ein Volltreffer sein| Foto: Krieger

Doch auch die Neuzugänge wissen bisher zu überzeugen. Der kroatische U21-Nationalspieler Dion Beljo (aus Osijek) scheint im Angriff neben Berisha bereits gesetzt zu sein. Kelvin Yeboah (Leihgabe mit Kaufoption aus Genua) belebt mit seiner Sprintstärke und den technischen Stärken das Spiel bei jeder Einwechslung. David Colina (aus Split) und Irvin Cardona (aus Brest) verfügen ebenfalls die Qualität, um jederzeit gebracht werden zu können. Dies gilt auch für den letzten Griff in dieser Transferperiode. Kurz vor Ende der Wechselfrist verpflichteten Reuter & Co. Renato Veiga von Sportring Lissabon.  Der 19-jährige Mittelfeldspieler gilt nicht nur in Portugal als großes Talent, das er im Training bereits demonstrierte. Mehrere namhafte Vereine waren an seiner Verpflichtung interessiert, der FCA hat, wie bei den anderen, das Rennen gemacht und ihn mit einer Kaufoption ausgeliehen. Bei fast allen Verpflichtungen schien Trainer Enrico Maaßen ein entscheidender Trumpf gegen andere Mitbewerber gewesen zu sein. Mit seiner offensiven, frischen und auf junge Spieler ausgerichteten Spielweise überzeugte er die durchgängig jungen Spieler (Cardona ist mit 25 der “Senior” unter den Neuen) in persönlichen Gesprächen und Telefonaten von einem Wechsel nach Augsburg. Gekommen sind all diese Jungs für vergleichsweise geringes Geld, sollte der Cordova-Verkauf nach Vancouver noch eingetütet werden, dann haben die Schwaben wohl für diesen Siebener-Pack sogar noch über eine 1 Mio. Euro eingenommen als ausgegeben, im nationalen und internationalen Vergleich ein überragendes Ergebnis.

Für Reuter dürfte diese Saison eine Genugtuung sein. Ein Trainer der mit seiner Philosophie die Zuschauer begeistert, Transfers die aufgehen und Spiele die immer wieder für strahlende Gesichter bei den Fans sorgen. Wenn jetzt noch weiter Punkte gesammelt werden, dürfte diese Spielzeit als Erfolg gewertet werden. Der Manager könnte sein “Buhmann”-Image dann endgültig loshaben.