„Vorzeigebahnhof“ in Gersthofen offiziell eröffnet

Jahrelang ein Thema bei der Kola-Faschingssitzung in Gersthofen: „Der hässlichste Bahnhof Bayerns“. Heute meinte Bürgermeister Wörle: „Gersthofen hat den grünsten, nachhaltigsten und schönsten Bahnhof“! Ganz Unrecht hatte er nicht. Die Ballonstadt hat einen Vorzeigebahnhof erhalten.

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Foto: Wolfgang Czech

 

Der Bahnhof Gersthofen liegt an der Hauptstrecke von Augsburg über Donauwörth nach Nürnberg. Von hier erreichen die Fahrgäste innerhalb von knapp zehn Minuten den Augsburger Hauptbahnhof, Pendler nach München benötigen in etwa 50 Minuten. Bisher nutzten vor der Pandemie im Schnitt rund 1.000 Fahrgäste den Bahnhof täglich. Das anhaltende Wachstum und die zentrale Lage der Stadt Gersthofen lassen in Verbindung mit dem jetzt attraktiveren Bahnhof und den guten Verkehrsangeboten von Freistaat, Stadt und Landkreis eine Nachfrageerhöhung erwarten.

Umso erfreuter zeigt sich Verkehrsministerin Kerstin Schreyer in einer schriftlichen Stellungnahme angesichts der Inbetriebnahme: „Da ist ein wirklicher Vorzeigebahnhof entstanden durch die tolle Kooperation von Stadt, Bahn und Freistaat. Insbesondere von der der neuen Barrierefreiheit des Bahnhofs profitieren alle Ein- und Aussteiger. Gerade Menschen mit körperlichen Einschränkungen können dadurch wieder ein Stück mehr selbstbestimmt am öffentlichen Leben teilhaben. Aber auch für Fahrgäste mit viel Gepäck, Fahrrädern oder Kinderwägen wird der Zugang zum öffentlichen Nahverkehr deutlich erleichtert. Jeder Bahnhof, den wir barrierefrei ausbauen, ist daher ein Baustein zu mehr Miteinander in der Gesellschaft und zu mehr Mobilität im Freistaat.“

Mobilität und Umwelt werden vereint

Michael Wörle, Erster Bürgermeister der Stadt Gersthofen: „Wenn ein Anreiz zu mehr Flexibilität in den Köpfen zum Thema Mobilität geschaffen werden soll, müssen alle Rädchen ineinandergreifen. Von optischer Gestaltung über höchste Funktionalität mit Barrierefreiheit bis hin zu den begleitenden Services vor Ort – all das findet man nun hier vor Ort. Und als eine der einzigen Kommunen überhaupt setzen wir noch etwas drauf: unser Bahnhof steht unter dem wichtigen Motto „Biodiversität“. Nachhaltige und klimagerechte Gestaltung von Grünflächen, die Integration einer Photovoltaikanlage und selbst begrünte Dächer der Bushaltestellen tragen zu einem echten grünen Bahnhof bei. Es freut mich, dass wir Mobilität und Umwelt an diesem Ort vereinen können und bin sicher, dass künftig noch mehr Ein- und Auspendler sowie Gäste und Besucher von dieser Kombination profitieren.“

Klaus-Dieter Josel, DB-Konzernbevollmächtigter in Bayern: „Wir investieren heuer für die Bahninfrastruktur im Freistaat rund 2,35 Milliarden Euro. Der barrierefreie Ausbau von Bahnhöfen wie Gersthofen ist dabei ein wichtiger Baustein. Denn: Bayern braucht eine starke Schiene, um für die Herausforderungen der Zukunft gewappnet zu sein – und darum sind wir dankbar für den finanziellen Rückenwind von Freistaat und Bund, der auch in diesen Zeiten Investitionen ermöglicht. Wir bauen, damit unsere Kunden bequemer und besser in den Zug kommen – und Züge am Ende pünktlicher und häufiger verkehren können.“

Die Umbauarbeiten am Bahnhof umfassten den Neubau der Außenbahnsteige mit einer Höhe von 76 Zentimetern, die einen schwellenlosen Einstieg in die ab Ende 2022 hier eingesetzten Fahrzeuge gewährleisten werden, sowie die Neugestaltung des Wegeleit- und Informationssystems. Die Gesamtinvestitionen für den Stationsausbau durch die DB Station&Service belaufen sich auf knapp fünf Millionen Euro, die förderfähigen Kosten in Höhe von 4,6 Millionen Euro teilen sich die Stadt Gersthofen und der Freistaat Bayern zu gleichen Teilen. Die restlichen 400.000 Euro werden vom Bund und der DB Station&Service übernommen.

Stadt investierte in das Bahnhofsumfeld

Die Stadt Gersthofen hat parallel dazu in die Modernisierung des Bahnhofsumfelds investiert, insgesamt flossen 11 Millionen Euro Eigenmittel in das Projekt. Hierfür wurden unter anderem eine neue Eisenbahnunterführung mit separaten Fuß- und Radwegen, die eine kurze und höhenfreie Querungsmöglichkeit der Gleise für Reisende zwischen den Bahnsteigen sowie eine gute Anbindung des P&R-Platzes ermöglicht, sowie neue Fahrradboxen, Schließfächer und behindertengerechte WC-Anlagen errichtet. Darüber hinaus wird die Bahnhofstraße noch mit barrierefreien Bushaltestellen ausgestattet. Auch das Areal rund um den Bahnhof ist zu einem parkähnlichen Aufenthaltsbereich umgestaltet worden. Der Freistaat hat die Stadt dabei mit Fördermitteln unterstützt.

Verkehrsbehinderung durch Baustelle auf der B2/B17 zwischen Augsburg und Gersthofen

Ministerin Schreyer bedankte sich ausdrücklich bei der Stadt für dieses außergewöhnlich große Engagement: „Wenn wir wollen, dass mehr Menschen auf öffentliche Verkehrsmittel umsteigen, ist es nicht allein mit dem Umbau der Bahnhöfe getan. Eine zukunfts- und menschenorientierte Infrastruktur entsteht erst dann, wenn auch das städtebauliche Umfeld und die Vernetzungsmöglichkeiten mit den weiterführenden Verkehrsmitteln attraktiv ist. Die Stadt Gersthofen hat hier Beispielhaftes geleistet“, so die Ministerin.

Die Bauarbeiten am Bahnhof Gersthofen begannen im März 2019 und konnten nach zwei Jahren abgeschlossen werden. Gersthofen ist damit der erste barrierefrei ausgebaute Bahnhof auf der Strecke von Augsburg nach Donauwörth. Ab Ende 2022 werden dann hier im Auftrag des Freistaats auch neue Züge halten, die nicht nur ein barrierefreies Ein- und Aussteigen ermöglichen werden, sondern auch zusätzliche Kapazitäten und eine verbesserte Durchgängigkeit schaffen werden.