„Wir haben die Chance zu zeigen, wie viel uns Freiheit bedeutet“ | Die exklusive Eva Weber-Kolumne, März 2022

Die Invasion des Putin-Regimes in der Ukraine macht uns fassungslos. Hilflos sind wir aber nicht. Mit dem völkerrechtswidrigen Angriff hat der russische Aggressor eine GEschlossenheit und eine ENTschlossenheit in uns Augsburgerinnen und Augsburgern geweckt, die mich als Oberbürgermeisterin zutiefst stolz macht. Wie stark wir auch nach zwei Jahren Pandemiebelastung sind. Das ist der erste Kollateralschaden des Kreml, Europa rückt ganz nah zusammen. Und das zeigt: Wir können auch von Augsburg aus so viel tun.

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OB Weber: „Augsburg ich bin stolz auf dich“ | Foto: Dominik Mesch

In der Krise zeigt sich wie stark jemand ist. Europa ist am 24. Februar in einem Albtraum erwacht. Putin hat uns in unseren Grundfesten erschüttert. Er hat eine schwarze Stunde für Europa eingeläutet. Aber dabei auch etwas in uns entfesselt, das ihm selbst gefährlich werden könnte: Das Feuer unserer Verbundenheit.

Wir Augsburgerinnen und Augsburger haben uns nach dem ersten Schockmoment in beeindruckendem Tempo auf die Situation eingestellt und uns ins Handeln begeben. Spendenaktionen sprießen wie Pilze aus dem Boden. Ohne zu zögern sind über Nacht eine Reihe von Hilfsangeboten auf die Beine gestellt worden, um die Menschen aus der Ukraine, die in Augsburg vor Putins Panzern Schutz suchen, eine sichere Zuflucht zu bieten. Eine, die unserer Stadt als Friedenstadt wirklich würdig ist. Die städtische Task Force Ukraine ist seither nahezu pausenlos im Einsatz.

Schon in den ersten Tagen haben wir eine gut organisierte Hilfskette mit Kooperationspartnern, Sozialverbänden, Hilfsorganisationen und Freiwilligen gebildet. Das Engagement des Ukrainischen Vereins Augsburg war dabei für uns alle eine besondere Stütze. Als wir kurz nach Beginn der Invasion am Rathausplatz ukrainische Flaggen gehisst und unser Solidaritätsbanner angebracht haben, stand schon eine beachtliche Struktur zur Organisation der großen Hilfsbereitschaft in Augsburg. Im Minutentakt meldeten sich Bürgerinnen und Bürger, die Wohnräume, Spenden und helfende Hände anboten.

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Die Spendenbereitschaft in der Augsburger Stadtgesellschaft ist hoch | Foto: Dominik Mesch

In einer Koordinationsgruppe haben wir Schulter an Schulter alle notwendigen Schritte für eine gute und humane Ankunft der Geflüchteten in Gang gebracht, bevor die ersten überhaupt in Augsburg ankamen. Dabei erwiesen sich die Erfahrungen von 2015 als sehr wertvoll. Diesmal wussten wir gleich, wie es geht. Viele Strukturen, die damals entstanden, kommen uns jetzt zugute.

Die Integreat-App ist so ein Beispiel. Sie informiert über wichtige Schritte und Angebote für Geflüchtete, auch auf Ukrainisch. Auf der städtischen Homepage augsburg.de/ukraine sind hilfreiche Informationen übersichtlich zusammengefasst. Wer helfen will, findet dort Auskunft darüber, wie und wo das geht sowie Kontakt zu allen relevanten Stellen. Auch rechtliche Fragen werden beantwortet. Für Geflüchtete sind alle Infos auch auf Ukrainisch und in kyrillischer Schrift abrufbar.

Helfen kann man zudem, indem man ein Zeichen setzt. Demonstriert. Seine Haltung zu dem russischen Angriff auf die Ukraine sichtbar macht. Indem man sich an Kundgebungen beteiligt, an Friedensdemos. Dass das Putin wenig beeindruckt, mag sein. Sicher würde es ihm aber viel besser gefallen, wenn wir stillschweigend die Hände heben und nur zuschauen würden. In Augsburg kann er unliebsame Meinungen nicht einfach von seinen Handlagern von der Bildfläche verschwinden lassen. Auch ein kleiner Dorn kann schmerzlich stechen.

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OB Eva Weber richtet sich an die Teilnehmer: „Krieg geht uns alle an!“ | Foto: Christoph Bruder

Die Antwort auf die Frage, warum wir helfen sollten, ist so einfach wie wichtig:

Putin hat mit dem brutalen Angriff auf die Ukraine schlicht und ergreifend unsere ganze Welt angegriffen, uns alle. Alles was uns wichtig ist und wofür wir stehen. Ein Leben in Frieden. Dies ist ein Angriff einer Diktatur auf unsere Demokratie – die wichtigste Voraussetzung für unsere Freiheit.

Liebe Leserinnen und Leser, wir haben in den vergangenen zwei Jahren viel über Freiheit diskutiert. Jetzt haben wir die Chance zu zeigen, wie viel sie uns wirklich bedeutet und wie viel wir für Freiheit zu geben bereit sind.

Entschlossene Grüße

Ihre Eva Weber

Eva Weber ist seit Mai 2020 Oberbürgermeisterin der Stadt Augsburg. Seit Mai 2014 veröffentlicht sie eine regelmäßige Kolumne exklusiv bei Presse Augsburg.