„Wo Gewalt anfängt, hört der Verstand auf.“ – Urteil nach tödlichem Schlag am Augsburger Kö erwartet

Elf Monate nach dem tödlichen Zwischenfall am Augsburger Königsplatz wird heute das Urteil gegen die drei Angeklagten erwartet. Sechs Verhandlungstage wurde versucht Antworten zu finden. Wie konnte es zu einem Handgemenge kommen, in dem Roland S. zu Tode kam und sein Freund schwer verletzt wurde?

2020 11 05 Plaedoyes Koe Prozess 13
Foto: Wolfgang Czech

Auch Staatsanwalt Michael Nißl stellte in seinem Plädoyer die große Frage nach dem „Warum“. Warum so eine Tat vor Weihnachten? Warum musste ein beliebter Feuerwehrmann, Vater und Ehemann sterben? Wie hat die gewalttätige Gruppe getickt? Wie war ihre generelle Gewaltbereitschaft? War die Art der Frage des „Zigarettenschnorrens“ eine Provokation für Roland S. , dem späteren Opfer? Warum geht das Opfer noch zurück mit erhobenem Zeigefingern und hat einem Freund des Täters Halid S.einen Schubser gegeben, Warum hat der Täter dann so massiv eingeschlagen und hat dann noch mitgewirkt beim Attackieren des Freundes von Roland S. ? Fragen die den Staatsanwalt beschäftigen, für die er aber auch vor Gericht keine für ihn befriedigenden Antworten erhalten hatte.

Nicht vom Hauptangeklagten Halid S., nicht von den Mitangeklagten. Einen Tötungsvorsatz konnte der Staatsanwalt Halid S. nicht nachweisen, so forderte er einen Schuldspruch wegen Körperverletzung mit Todesfolge und gefährliche Körperverletzung. Der Staatsanwalt fordert eine Strafe nach dem Jugendrecht von sechs Jahren für Halid S. , für die beiden Mitangeklagten zwei Jahre auf Bewährung. 

Verteidiger sieht Nothilfe

Halid S. Verteidiger Marco Müller stufte den tödlichen Schlag gegen den Feuerwehrmann Roland S. hingegen als Nothilfe ein. Halid S. hätte seinen Freund verteidigen wollen, der zuvor vom späteren Opfer geschupft wurde. Er plädierte auf eine Bewährungsstrafe wegen Körperverletzung.

„Wo Gewalt anfängt, hört der Verstand auf.“

Auch die Verteidiger des Mitangeklagten Kevin stuften das Vergehen ihres Mandanten als bewährungsfähig ein. Kevin und der Mitangeklagte hätten eine Rangelei in der Gruppe gesehen und sie seien aus falsch verstandener Solidarität zur Hilfe geeilt. Dieser Umstand führte für sie in einem unglücklichen Verlauf der Gewalttat am Königsplatz.

Im Schlusswort bedauerte der Angeklagte Kevin seine Beteiligung an der Tat zu tiefst. Er wollte ein Hilfsprogramm für die Familie unterstützen und will auch in Zukunft bei Sozialprogrammen für Jugendliche mitarbeiten. Sein Schlusssatz: „Wo Gewalt anfängt, hört der Verstand auf.“.