Europaweit steigende Fallzahlen | Gesundheitsamt Augsburg empfiehlt Impfung gegen Keuchhusten

Wie das Gesundheitsamt der Stadt Augsburg mitteilt, sind in Europa zuletzt die Fallzahlen für Keuchhusten (Pertussis) und in der Folge auch die Sterblichkeit von Säuglingen und Kleinkindern gestiegen. Es wird daher empfohlen, auf Symptome zu achten und fehlende Impfungen nachzuholen. „Die Situation in Augsburg ist derzeit unauffällig. Wir möchten aber darauf aufmerksam machen, den eigenen Impfstatus zu überprüfen und die Zeit für eine Keuchhustenimpfung zu nutzen“, sagt Gesundheitsreferent Reiner Erben. Pexels Towfiqu Barbhuiya 3440682 11501479

Meldepflichtige Infektionserkrankung

Keuchhusten zählt zu den meldepflichtigen Infektionserkrankungen der Atemwege. Die Übertragung von Mensch zu Mensch erfolgt durch Tröpfcheninfektion beim Husten, Niesen oder Sprechen. Die Krankheit ist hoch ansteckend. Nahezu alle ungeimpften Personen, die mit dem Keuchhustenerreger (Bordetella pertussis) in Kontakt kommen, erkranken anschließend selbst daran.

Krankheitsverlauf in drei Stadien

Das Gesundheitsamt beschreibt den Verlauf einer Keuchhustenerkrankung in drei Stadien:
Im ersten Stadium (Stadium catarrhale) ähneln die Symptome denen einer Erkältung mit Schnupfen, eventuell Heiserkeit, leichtem Fieber und Husten. Dieses Stadium dauert etwa ein bis zwei Wochen an.

Im zweiten Stadium (Stadium convulsivum) treten die für Keuchhusten typischen Hustenanfälle mit anschließendem Keuchen beim Einatmen auf. Die Hustenattacken können mit Hervorwürgen von zähem Schleim und Erbrechen einhergehen und klingen meist erst nach mehreren Wochen wieder ab. Bei Kindern ist ein mehrfach schnell hintereinander auftretender Husten mit vorgestreckter Zunge (Stakkatohusten) zu beobachten. Auch kommt es oft zu einer nächtlichen Zunahme der Beschwerden.
Im dritten Stadium (Stadium decrementi) tritt dann die Erholung ein. Dies kann weitere sechs bis zehn Wochen dauern.

Unterschiedliche Symptomatiken je nach Lebensalter

Nach Angaben des Gesundheitsamtes ist die Symptomatik bei Jugendlichen und Erwachsenen häufig nicht typisch ausgeprägt. Das heißt, es tritt nur ein langanhaltender, trockener Husten auf. Die Erkrankung kann aufgrund von starken Hustenanfällen dennoch zu Komplikationen wie etwa Einblutungen in verschiedene Organe oder Leistenbrüchen führen. Auch ein intensiver, mehrmonatiger Reizhusten mit erheblicher Einschränkung der Lebensqualität kann eine Folge der Erkrankung sein. Auch bei Kleinkindern und Babys kommt es nicht immer zu den typischen Hustenanfällen. Allerdings kann es zu lebensbedrohlichen Atemstillständen kommen. Eine weitere schwerwiegende Komplikation, besonders bei Säuglingen und älteren Menschen, ist das Auftreten einer Lungenentzündung.

Vorbeugung durch Impfung

Laut Gesundheitsamt lässt sich einer Keuchhusteninfektion wirksam durch eine Impfung vorbeugen. Für einen wirksamen Schutz bedarf es zunächst einer Grundimmunisierung mit vier Impfungen im Kleinkindalter von zwei, drei, vier sowie elf bis 14 Monaten. Da der Impfschutz nicht lebenslang besteht, sind Auffrischungsimpfungen notwendig. Diese werden für das fünfte bis sechste, das neunte bis 17. Lebensjahr und danach alle zehn Jahre empfohlen. Ohne rechtzeitige Auffrischungsimpfung können sich Jugendliche und Erwachsene auch wieder anstecken. 

Auffrischungsimpfung für Erwachsene dringend empfohlen

Inzwischen treten laut Gesundheitsamt der Stadt Augsburg rund 60 Prozent aller Erkrankungen bei Personen über 18 Jahren auf. „Zu dieser Entwicklung trägt die unzureichende Umsetzung der empfohlenen Auffrischungsimpfungen bei Jugendlichen und Erwachsenen bei. Daher wird diesem Personenkreis dazu geraten, sich im Zuge der nächsten fälligen Tetanus-Diphterie-Auffrischungsimpfung zusätzlich auch gegen Keuchhusten impfen zu lassen“, so Dr. Thomas Wibmer, Leiter des Gesundheitsamtes der Stadt Augsburg.
Jugendliche und Erwachsene spielen auch als mögliche Überträger auf Säuglinge eine wichtige Rolle. Da Neugeborene und Säuglinge als besonders gefährdet gelten, wird schwangeren Frauen eine Auffrischungsimpfung zu Beginn des 7. Schwangerschaftsmonats (28. Woche) oder spätestens in den ersten Tagen nach der Geburt des Kindes empfohlen. Andere Familienmitglieder und eng Befreundete sollten vor der Geburt eines Kindes ebenfalls ihren Impfschutz auffrischen lassen.

Entscheidend: Frühzeitige Antibiotika-Behandlung

„An Keuchhusten sollte immer gedacht werden, wenn Kontakt zu einem bestätigten Keuchhustenfall stattgefunden hat oder bei klassischen Symptomen wie Hustenattacken, auffälligen Atemgeräuschen bei der Einatmung oder Erbrechen nach den Hustenattacken“, sagt Dr. Thomas Wibmer. Entscheidend sei, so der Mediziner, „dass die Behandlung frühzeitig und mit dem richtigen Antibiotikum erfolgt, bevor durch die Toxine der Bakterien schwere Schäden der Atemwegsschleimhaut eingetreten sind. Dazu bedarf es einer raschen ärztlichen Diagnose. Auch Kontaktpersonen von an Keuchhusten Erkrankten können prophylaktisch mit Antibiotika behandelt werden, um eine Vermehrung von Bakterien und eine Schädigung der Atemwege zu verhindern.“