Die Stadt Augsburg plant offenbar, ihr Gasnetz stillzulegen. Großkunden der Stadtwerke Augsburg wurden informiert, dass die Erdgasversorgung in zehn Jahren, also im Jahr 2034, eingestellt wird – elf Jahre vor dem Klimaziel der Bundesregierung.

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Das berichtet unter anderem das Handelsblatt“ und die „Bild“-Zeitung. Betroffen sind anscheinend auch Wohngemeinschaften, wobei zunächst Großabnehmer der Stadtwerke betroffen sind. Möglicherweise werden später auch Haushalte einbezogen. Gas gilt als wichtiger Umsatzträger für Stadtwerke, die damit in Deutschland zwischen 20 und 60 Prozent ihres Umsatzes erwirtschaften.

„Die Ankündigung wird von 80 Prozent der Kunden positiv aufgenommen“, berichtet Ulrich Längle, Vertriebsleiter bei den Stadtwerken Augsburg, gegenüber dem „Handelsblatt“. Dennoch gibt es auch Kunden, die kein Verständnis dafür zeigen, insbesondere solche, die erst vor wenigen Monaten oder Jahren eine neue Gasheizung installiert haben.

Die Situation wird jedoch noch bedrohlicher für Millionen von Haushalten, da Augsburg kein Einzelfall ist. Viele Kommunen erwägen zwar die Entwicklung von Fernwärmenetzen, planen jedoch gleichzeitig die Stilllegung von Gasnetzen. Dadurch droht in vielen Regionen des Landes eine Abschaltung der Gasversorgung – und das möglicherweise noch vor 2045.

Ökonomen warnen vor Milliardenschaden durch Gasnetz-Stilllegung

Stadtwerke Augsburg: „Gasversorgung in Augsburg bleibt auch weiterhin sicher“

Nach den Medienberichten bezogen die Stadtwerke Augsburg heute umfangreich Stellung zum Thema. In der veröffentlichten Pressemitteilung, heißt es, der „Rückbau des Gasnetzes ist kein Thema“

Die Meldung der swa im Wortlaut:

„Die Gasversorgung in Augsburg bleibt ihm Rahmen der gesetzlichen Regelungen auch weiterhin gesichert, erklären die Stadtwerke Augsburg (swa). Es ist derzeit auch kein Rückbau des Gasnetzes geplant. Gleichzeitig wird die Fernwärme als alternative Wärmeversorgung durch die swa massiv ausgebaut. Anlass für die klaren Aussagen der swa sind teilweise irreführende Presse-Berichterstattungen über einen Rückbau oder eine großflächige Stilllegung des Gasnetzes in Augsburg innerhalb von zehn Jahren.

Angesichts der geltenden rechtlichen Rahmenbedingungen ist die Wärmestrategie der swa für Augsburg differenziert. So hat sich der Freistaat Bayern etwa zum Ziel gesetzt, ab 2040 klimaneutral zu sein, der Bund ab 2045 und Europa ab 2050. „Wir wünschen uns von der Politik für die Verbraucher klare und ehrliche Aussagen, wie diese selbstgesteckten Klimaziele erreicht werden sollen“, erklärt swa-Vertriebsleiter Ulrich Längle. „Wir arbeiten im Sinne unserer Kundinnen und Kunden in Augsburg daran, in Zukunft die Wärmeversorgung auch ohne fossile Energieträger sicherzustellen.“

Wann oder in welchen Mengen alternative Gase wie Wasserstoff oder Biogas für die breite Wärmeversorgung zur Verfügung stehen, lässt sich derzeit nicht absehen. Dennoch bereiten auch die swa ihr Gasnetz in Teilen auf mögliche alternative Gase vor. Es wird jedoch bezweifelt, dass sich damit in absehbarer Zeit der allgemeine Wärmebedarf decken lässt.

Ein wichtiges Standbein der künftigen Wärmeversorgung wird deshalb auch in Augsburg Fern- und Nahwärme sein, neben anderen Möglichkeiten, wie Wärmepumpen oder Pellet-Heizungen. Rund eine Milliarde Euro werden die swa bis 2040 in den Ausbau der Fern- und Nahwärme in Augsburg investieren, in die Erweiterung des Netzes, aber auch in neue regenerative Erzeugungsanlagen oder die Nutzung von Abwärme.

In einigen der Gebiete, die künftig mit Fernwärme erschlossen werden, informieren die swa bereits seit vier Jahren große Wärmeverbraucher wie Industrie, Gewerbe oder große Wohnanlagen. In Schreiben wird angekündigt, dass dort in einem Zeitraum von etwa zehn Jahren Fernwärme verfügbar sein wird. Sollte eine Heizungserneuerung anstehen, sollte dies in die Überlegungen mit einbezogen werden, vor dem Hintergrund, dass ab 2040 in Bayern nach geltendem Recht keine Heizung mehr mit Erdgas betrieben werden darf. 

Entscheiden sich die Verbraucher für die Fernwärme, wird in das Erdgasnetz in diesem Bereich entsprechend auch nicht weiter investiert. Inwieweit in Zukunft Wasserstoff etwa für Industrie über das Erdgasnetz transportiert werden wird, steht derzeit noch nicht fest.

„Wir bieten mit der Fernwärme eine Alternative zu Erdgas“, so Ulrich Längle. „Und dort wo wir das Angebot machen, wird es fast ausschließlich dankend angenommen.“ Schließlich ist mit der Energiekrise die Nachfrage nach Fernwärme bei den swa um 2.000 Prozent gestiegen. „