Nach Gläubigerversammlung: Karstadt in Augsburg wohl endgültig vor dem Aus

OB Eva Weber: „An guten Konzepten für den Standort arbeiten“

Mit der heutigen Gläubigerversammlung hat sich keine Änderung der Schließungspläne für den Standort Augsburg ergeben. Die Gläubigerversammlung hat den Sanierungsplan des Konzerns gebilligt, was die geplanten Filialschließungen und den Abbau von Arbeitsplätzen nun bestätigt. Möglich, dass es ab Juli bereits einen neuen Eigentümer des Konzerns gibt. Bis dahin soll die Streichliste gemäß dem Insolvenzverwalter Stefan Denkhaus noch einmal überprüft werden.

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OB Eva Weber: „An guten Konzepten für den Standort arbeiten“

„Dass in Augsburg ein großes, traditionelles Warenhaus von den Schließungsplänen betroffen ist, ist bitter. Nicht nur für viele Kundinnen und Kunden aus Augsburg wie auch dem Umland. Sondern vor allem auch für die Mitarbeitenden am Standort, die ihren Arbeitsplatz verlieren können. Wir setzen noch einmal alles daran, dass es im nachgelagerten Verfahren zur Gläubigerversammlung gegebenenfalls noch eine Kehrtwende gibt und der Standort erhalten wird. Wichtige Rahmenbedingungen, wie die Standortqualität unserer Innenstadt und auch günstige Mietkonditionen sind dafür gegeben. Die Möglichkeit einer Kehrtwende besteht nach wie vor. Dennoch gilt es jetzt, den Blick nach vorne zu richten und als Stadt mit dem Augsburger Unternehmen Solidas an guten Konzepten für den Standort in der Bürgermeister-Fischer-Straße zu arbeiten. Ich bin zuversichtlich, dass uns dies auch gelingt“, so Oberbürgermeisterin Eva Weber.

Wirtschaftsreferent Dr. Wolfgang Hübschle: „Enge Zusammenarbeit für eine zukunftsorientierte Innenstadtentwicklung“

„Die Augsburger Innenstadt hat eine hohe Standortqualität und -attraktivität. Unser primäres Ziel ist, mit der Eigentümerin einen stabilen Zukunftsplan für die Immobilie zu erarbeiten. Eine Sanierung oder ein umfassender Umbau geht meist mit einem entsprechenden Planungs- und Abstimmungsprozess einher. Im Sinne einer zukunftsorientierten Innenstadtentwicklung wird ein solcher Prozess durch die Stadt Augsburg bestmöglich unterstützt. Eine rasche Umsetzung eines neuen Konzepts in der Galeria-Immobilie zur Vermeidung eines Attraktivitätsverlusts des Umfelds ist aus Sicht der Stadt Augsburg entscheidend. Ich bin mir sicher, dass uns dies gerade auch an diesem Standort gelingt“, so Wirtschaftsreferent Dr. Wolfgang Hübschle.

Wie er weiter ausführt, sei für ein künftiges Nutzungskonzept zwar primär die Eigentümerin Ansprechpartnerin. „Die Stadt Augsburg wird aber auch hier mit einem Projektteam zur Seite stehen. Dies hilft bei der Bündelung von Interessen und Abstimmungen zu einem zukunftsfähigen Nutzungskonzept, sowie der Suche nach Mietern und möglichen Genehmigungsverfahren. Um einen potenziellen Leerstand überbrücken zu können, beraten wir gerne auch zur Umsetzung von kreativen Zwischennutzungskonzepten“, so Dr. Wolfgang Hübschle.

Hervorragende Rahmenbedingungen für attraktive Nachnutzungen

Die Augsburger Innenstadt, vor allem die Lage der Galeria Karstadt Immobilie, bietet aus Sicht der Stadt hervorragende Rahmenbedingungen für attraktive Nachnutzungen. Der Kernbereich bietet mit rund 300 Einzelhandelsbetrieben ein umfangreiches Angebot, das sich aus einem breiten Mix von kleinteiligem und inhabergeführtem Einzelhandel bis zu Filialisten zusammensetzt. Weitere Nutzungen wie Dienstleistungen, Gastronomie, Freizeit, Kultur und nicht zuletzt der Augsburger Stadtmarkt ergänzen das Angebotsspektrum in der Innenstadt und bilden somit einen multifunktionalen Stadtraum mit überregionaler Strahlkraft als Versorgungs- und Erlebnisraum.

Attraktivität der Haupteinkaufslagen um 15 Prozent gestiegen

Diese Verknüpfung spiegelt auch die jährliche Passanten-Befragung wider – neben Einkaufen als Hauptbesuchsgrund werden andere Nutzungen immer populärer. Auch die Auswertung der Mobilfunkdaten zeigt die Verknüpfung der verschiedenen Funktionen sowie das große Einzugsgebiet. Die Messungen der Besucherfrequenz belegen mit einem seit 2022 stetigen Anstieg die Attraktivität der Innenstadt. In den Haupteinkaufslagen ist sie allein von 2022 zu 2023 um rund 15 Prozent gestiegen.

OB Eva Weber: „Das Herz der Augsburger Innenstadt schlägt auch künftig stark und verlässlich.“

Ergänzend wird dazu ein breites Spektrum an zahlreichenden Veranstaltungsformaten angeboten, um die Innenstadt als Erlebnisraum zu stärken. „Dementsprechend sind wir trotz der Schließung von Galeria in Augsburg von einer positiven Weiterentwicklung der Innenstadt überzeugt“, betont der Wirtschaftsreferent. Oberbürgermeisterin Eva Weber führt dazu aus: „Allein was zusätzlich in der Innenstadt zu erleben ist, etwa unsere Sehenswürdigkeiten, Kunst und Kultur oder auch der Augsburger Stadtsommer von Augsburg Marketing mit den anstehenden Sommernächten – das alles hat Qualität und Anziehungskraft, auf die wir als Metropole in Schwaben setzen können. Das Herz der Augsburger Innenstadt schlägt auch künftig stark und verlässlich.“

SPD-Fraktion bedauert Schließung und fordert Zukunftsplan

 Dr. Florian Freund, Fraktionsvorsitzender:

„Die Schließung von Karstadt ist ein schwerer Schlag für die Beschäftigten und für den Einzelhandel in der Augsburger Innenstadt. Jetzt braucht es eine aktive und aktivierende Wirtschafts- und Standortpolitik, um einen weiteren langen Leerstand zu verhindern. Wir müssen unbedingt für mehr Frequenz in der Innenstadt sorgen. Die OB und ihr Wirtschaftsreferent müssen sich jetzt mit Hochdruck bei den Lösungen für eine Nachnutzung einbringen. Dafür ist es notwendig, zeitnah in den Austausch mit dem Eigentümer zu gehen, um unterschiedliche Nachfolgenutzungen zu erörtern.

Tatjana Dörfler, Stadträtin und Mitberichterstatterin im Wirtschaftsausschuss des Augsburger Stadtrates:

„Zur Sicherung der Frequenz in der Innenstadt wäre eine Einzelhandelsnutzung die erste Wahl. Aber es müssen auch Alternativen geprüft werden. Bedarfe gibt es in Augsburg zur Genüge, so platzen zum Beispiel unsere Schulen in der Innenstadt aus allen Nähten. Aber auch eine kulturelle Nutzung, wie von Einzelnen bereits vorgeschlagen, ist grundsätzlich denkbar.“