Nördlingen | Eine besondere Dauerleihgabe für das Stadtmuseum

Wenn das Nördlinger Stadtmuseum voraussichtlich am kommenden Dienstag, 16. März 2021 seine Pforten wieder öffnet, kann erstmals ein ganz besonderes neues Gemälde bestaunt werden.

F1Fc9396 7Add 42E8 9C5D 539B457D2C00 Scaled
Das Gemälde „Die Kanzel von St. Georg zu Nördlingen“ von Carl Graeb kann dank privater Förderer im Stadtmuseum ausgestellt werden (v.r.: Prof. Dr. Dieter Häussinger, Margot Häussinger, Oberbürgermeister David Wittner, Leiterin des Stadtmuseums Andrea Kugler).

Das Stadtmuseum kann dank der privaten Förderer Margot Häussinger und Prof. Dr. Dieter Häussinger, die das besondere Werk „Die Kanzel von St. Georg zu Nördlingen“ (1872) von Carl Graeb im Dezem- ber 2020 ersteigerten, zukünftig eine einmalige Ansicht der Stadtkirche ausstellen. Das Gemälde wird dem Stadtmuse- um als Dauerleihgabe zur Verfügung gestellt.
„Wir freuen uns, dass das Kunstwerk nun endlich dort aus- gestellt werden kann, wo es gemalt wurde,“ betont Prof. Dr. Dieter Häussinger. Der ehem. Direktor der Medizinischen Klinik und Poliklinik der Heinrich-Heine-Universität Düssel- dorf ist seiner Heimatstadt Nördlingen sehr verbunden. Sei- ne Mutter Margot Häussinger lebt seit 71 Jahren hier.

„Das Öl-Gemälde von Carl Graeb hat nicht nur eine beson- dere ästhetische Wirkung, es ist darüber hinaus ein seltenes Dokument der Geschichte der Stadtpfarrkirche St. Georg,“ zeigt sich die Leiterin des Stadtmuseums und Kunsthistorikerin Andrea Kugler begeistert: „Die über Jahrhunderte gewachsene Ausstattung der St. Georgs-Kirche wurde wenige Jahre nach Entstehen des Gemäldes weitgehend entfernt. Von der alten Ausstattung gibt es nur ein paar wenige Dar- stellungen.“
Das detaillierte, im Stil des Realismus gemalte Bild richtet den Blick von Süden auf den Kanzelaufgang. Im Fokus steht nicht die Pracht der spätgotischen Kanzel im Kirchenschiff, sondern der Kanzelaufgang als beiläufiges, aber kunstvoll in Szene gesetztes Alltagsmotiv. In der leeren Kirche halten sich wie zufällig wenige, historisierend gekleidete Menschen auf, die Gittertür der Kanzel steht offen. Mehrere alte, hölzerne Gestühle bilden den Vordergrund.

Andrea Kugler macht auf eine weitere Besonderheit auf- merksam: „Im Hintergrund links sieht man eine der früheren, hölzernen Emporen der St.-Georgs-Kirche, die 1571 eingebaute „Herrenempore“. Deren Existenz ist in Nördlingen be- legt, jedoch gibt es davon bislang keine derart griffige Dar- stellung.“

„Auch im Hinblick auf das 600-jährige Jubiläum des Baube- ginns von St. Georg im Jahr 2027 ist dies eine einzigartige und sehr wertvolle Leihgabe. Den Förderern Margot Häus- singer und Prof. Dr. Dieter Häussinger gilt unser herzlichster Dank,“ betont Oberbürgermeister David Wittner, der das Gemälde persönlich in einem Auktionshaus in Berlin entge- gennehmen konnte.

Im Stadtmuseum Nördlingen befinden sich heute viele der in den 1870er Jahren aus der Kirche entfernten Kunstobjekte. Seit 2017 illustrieren sie die Kirchengeschichte Nördlingens in einem neu gestalteten barrierefreien Ausstellungsrundgang. Bislang gab es jedoch noch keine Möglichkeit, den Besucherinnen und Besuchern einen Eindruck vom Innenraum der Kirche vor der Umgestaltung zu geben. Mit dem Ankauf des Gemäldes von Carl Graeb kann zur Darstellung dieses Aspekts nun ein bedeutender Beitrag geleistet wer-den.