Die Augsburger ARB Kino GmbH, Betreiber mehrerer kulturell bedeutender Kino- und Gastronomiestandorte, hat beim Amtsgericht Augsburg ein vorläufiges Insolvenzverfahren beantragt. Trotz der wirtschaftlichen Schwierigkeiten soll der Betrieb weiterlaufen – für Mitarbeitende, Gäste und Geschäftspartner bleibt vorerst vieles wie gewohnt.
Vorläufiger Insolvenzverwalter eingesetzt – Betrieb läuft weiter
Das Amtsgericht Augsburg hat dem Insolvenzantrag stattgegeben und Christian Plail von der Kanzlei SGP Schneider Geiwitz Restrukturierung zum vorläufigen Insolvenzverwalter bestellt. Für die rund 70 Beschäftigten besteht Anspruch auf Insolvenzgeld.
Der Geschäftsbetrieb soll ohne Unterbrechung fortgeführt werden: Filmvorführungen finden regulär statt, das Team arbeitet weiter und bereits gebuchte Veranstaltungen sowie Weihnachtsfeiern im Café Thalia bleiben bestehen. Einzige Einschränkung: Gutscheine können aufgrund der gesetzlichen Vorgaben derzeit nicht eingelöst werden.
Plail hat bereits erste Einblicke in die wirtschaftliche Gesamtsituation erhalten und kündigt zeitnah weitere Informationen für die Mitarbeitenden an. Gespräche mit Geschäftspartnern wurden aufgenommen. Sein Fokus liegt vor allem darauf, Stabilität zu sichern:
„Die Stabilisierung des laufenden Betriebs steht in dieser Phase klar im Vordergrund, um eine geordnete Fortführung zu gewährleisten und mögliche Sanierungsansätze zu prüfen“, so der vorläufige Insolvenzverwalter.
Das Thalia-Kino: Ein Stück Augsburger Filmgeschichte
Zur ARB Kino GmbH gehören das traditionsreiche Thalia-Kino mit Café, das Mephisto-Kino, die Gastronomie Reesepark, das sich im Umbau befindliche Savoy-Kino sowie die Eventreihe „Lechflimmern“.
Besonders hervorsticht das Thalia-Kino am Obstmarkt – eines der ältesten Lichtspielhäuser Deutschlands. Seine Ursprünge reichen in die Zeit des „Café National“ zurück. 1907 wurde der damalige Konzertsaal in ein festes Filmtheater umgebaut und als „Thalia-Theater mit Kinematograph“ eröffnet. Damit zählt das Haus zu den frühesten stationären Kinos Bayerns.
Über Jahrzehnte hinweg begleitete es die Entwicklung der Filmkultur – von Stummfilmvorführungen mit Live-Musik über den Tonfilm bis hin zur heutigen digitalen Technik. Die traditionsreiche Atmosphäre und die Bedeutung für die Stadtgesellschaft machen das Thalia zu einem festen Bestandteil der Augsburger Kulturlandschaft.
Gründe für die finanzielle Schieflage
Mehrere Faktoren haben die ARB Kino GmbH in die Krise geführt. Vor der Pandemie hatte das Unternehmen umfangreiche Umbaumaßnahmen am Savoy-Kino gestartet, deren Kosten deutlich stiegen. Der anschließende Corona-Lockdown verhinderte die geplante Wiedereröffnung – Einnahmen fielen aus, während Belastungen hoch blieben.
Hinzu kommt ein branchenweiter Trend: Seit Corona sinken vielerorts die Besucherzahlen. Streamingdienste, veränderte Freizeitgewohnheiten und eine zurückhaltende Konsumstimmung wirken sich auch auf die Augsburger Kinos aus und verschärften die wirtschaftliche Lage weiter.
Blick nach vorn: Investorensuche gestartet
In den kommenden Wochen arbeitet das Team von SGP Schneider Geiwitz an Perspektiven für eine nachhaltige Zukunft des Unternehmens. Die Suche nach möglichen Investoren hat laut Plail bereits begonnen.
Trotz der aktuellen Herausforderungen bleibt das Ziel klar: Die kulturellen Institutionen der ARB Kino GmbH sollen erhalten bleiben – ein Hoffnungsschimmer für Gäste, Mitarbeitende und die Augsburger Kulturszene.


