Oberbürgermeister Gerhard Jauernig setzte in Günzburg für einen Paukenschlag. Er wird nach 24 Jahren sein Amt nach der Kommunalwahl im kommenden Jahr aufgeben. Der SPD-Politiker wird nicht erneut kandidieren.
Es gibt Nachrichten und Informationen, die man mit Freuden teilt. Es gibt aber auch
Entscheidungen, die einem nicht leichtfallen mitzuteilen und die im Herzen wehtun,
obwohl man im tiefsten Inneren weiß, dass sie richtig und wichtig sind. Und trotzdem fällt
es schwer, unheimlich schwer, diese zu verkünden.
Ich möchte heute mitteilen, dass ich mich nach reiflicher Überlegung und Abwägung
entschieden habe, bei der anstehenden Kommunalwahl im März 2026 nicht erneut für das
Amt des Oberbürgermeisters der Stadt Günzburg zu kandidieren.
Vor meiner ersten Kandidatur im Jahr 2002 habe ich den Bürgerinnen und Bürgern unserer
Stadt und mir ein Versprechen abgegeben: Den Menschen zu dienen, meine ganze Kraft
und Energie einzubringen, um die unverwechselbare Marke Günzburg weiterzuentwickeln.
In einem kommunalpolitischen Amt, als OB der Großen Kreisstadt Günzburg, ist eines
unerlässlich: Man muss die Menschen mögen. Sonst ist man fehl am Platz!
Ich liebe den Kontakt und das Gespräch mit den Menschen. Es ist nicht umsonst das
Herzstück meiner Arbeit.
Seit meiner Wahl 2002 habe ich alles gegeben, um Jahr für Jahr gemeinsam mit den
Menschen, dem Kollegium des Stadtrates, den Vertretern aus Vereinen, Wirtschaft, Kirche
und Stadtgesellschaft an einem guten Miteinander zu arbeiten. Es war und ist mir ein
ehrliches Anliegen, politisch zu denken und trotzdem nie parteipolitisch zu taktieren. Mein
Ziel war stets die beste Lösung für die Entwicklung unserer Stadt zu finden.
In den zurückliegenden Jahren hatte ich das große Glück, parteiübergreifend eine große
Wertschätzung zu erfahren. So viele kluge Gedanken, Visionen und Ideen wurden vom
Stadtrat erarbeitet und in den Gremien eingebracht. Dafür danke ich dem Kollegium von
Herzen!
Gleiches gilt für mein Rathaus- und Stadtverwaltungsteam. Unglaublich tatkräftig und stets
loyal hat mich jede einzelne Mitarbeiterin und jeder einzelne Mitarbeiter, egal in welchem
Wirkungskreis, begleitet. Dies ist nicht selbstverständlich und ich weiß das sehr zu
schätzen. Dafür bin ich zutiefst dankbar!
Gerade dieses gelebte Miteinander, aber auch der große Rückhalt in der Bevölkerung,
haben mir immer wieder auch die Energie und die Kraft gegeben, dieses schöne Amt
auszuüben. Für mich ist es ein Amt, das auf drei Säulen basiert: Repräsentant der weltlichen Gemeinde, Leiter einer Verwaltung und politischer Impulsgeber. In Summe ist es eine wunderbare Aufgabe, eine Lebensaufgabe, die mich stets erfüllt hat.
Dieses Amt bedeutet aber auch große Verantwortung, Druck und viele Termine von früh
morgens bis spät abends, an sieben Tagen die Woche, an 365 Tagen im Jahr.
Diesem Anspruch wollte ich immer gerecht werden. Und genau diesen Anspruch an mich
kann ich auch aufgrund gesundheitlicher Einschränkungen für weitere sechs Jahre nicht
garantieren. Seit mehreren Monaten spüre ich, dass meine Kraft endlich ist. Ich erfahre
gesundheitliche Veränderungen und Beeinträchtigungen, die zwar nicht akut sind, in der
Konsequenz aber dazu führen, dass ich von einer neuerlichen Kandidatur Abstand nehmen
muss.
Mir ist es wichtig, diese Entscheidung rund ein Jahr vor der Kommunalwahl
bekanntzugeben, damit alle Parteien und Fraktionen genügend Zeit haben, um
entsprechende Weichenstellungen vorzunehmen. Das gemeinsame Fairplay steht für mich
an oberster Stelle. Von meiner Entscheidung habe ich im Laufe des heutigen Tages meiner
Partei – der SPD –, der CSU, meinen beiden Stellvertretern, die Spitzen der
Stadtverwaltung und am Ende der heutigen Stadtratssitzung den gesamten Kollegenkreis
sowie alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Rathaus in Kenntnis gesetzt.
Es war und ist mir eine große Ehre und Freude, Oberbürgermeister in Günzburg zu sein. Ich
danke jedem Einzelnen für die vielfältige Unterstützung, die Sympathie, den
Zuspruch, aber auch die sachliche Kritik, die mir in den vergangenen fast zweieinhalb
Jahrzehnten als OB entgegengebracht wurde.
Ich danke den Bürgerinnen und Bürgern der Stadt Günzburg, allen Vereinen und
Institutionen für ihr Vertrauen in mich und meine Arbeit. Sie alle waren stets wichtige
Ratgeber und Unterstützer. Für deren Bedürfnisse und Probleme, deren Vorstellung von der
Zukunft unserer Stadt, habe ich mich dann 24 Jahre als Oberbürgermeister mit Leib und
Seele gekümmert.
Und so sehe ich voller Zuversicht und Freude auf die kommende Zeit – trotz dieser
schweren Entscheidung. Ich bin glücklich, noch ein gutes Jahr das wunderbare Amt
Oberbürgermeister der Großen Kreisstadt Günzburg ausüben zu dürfen.
Ich werde wie bisher tatkräftig, empathisch und voller Freude die Aufgaben angehen und
im fairen, wertschätzenden Miteinander den mehrheitlichen Konsens suchen.
Gerhard Jauernig


