Wo heute Fußballfans jubeln und der FC Augsburg seine Heimspiele austrägt, befand sich vor rund 2000 Jahren eine römische Siedlung. Neue archäologische Forschungen im Umfeld des Stadions haben 2024 nicht nur zahlreiche Funde ans Licht gebracht, sondern auch das Verständnis der antiken Infrastruktur Augsburgs entscheidend vertieft. Die Ergebnisse bilden den Kern einer Ausstellung im Römerlager, die sowohl die historische Siedlung als auch ihre moderne Rezeption im Umfeld des FCA beleuchtet.
Römische Funde direkt unter dem Stadion
Bei den Bauarbeiten zur heutigen Arena sowie bei den ergänzenden Ausgrabungen im Jahr 2024 stießen Archäologinnen und Archäologen auf Überreste einer römischen Ansiedlung rund fünf Kilometer vor dem antiken Augusta Vindelicum. Schmuck, farbiges Glas, Amphoren aus Rhodos und Spanien sowie zahlreiche Alltagsgegenstände deuten auf Wohlstand und rege Handelsbeziehungen hin. Fast alle Exponate der Ausstellung stammen aus diesem Umfeld.
Ein Schwerpunkt liegt auf der Wasserversorgung: Die jüngsten Grabungen legten einen rund 40 Kilometer langen Brauchwasserkanal frei, der im frühen 1. Jahrhundert angelegt wurde. Mit einem Gefälle von drei Promille transportierte er „1.000 Liter pro Sekunde“ aus der Singold bis ins Domviertel. Das Wasser wurde für Mühlen, Gewerbe und den Fischfang genutzt. Die offenen Bauweise begünstigte zudem die Ablagerung von Objekten, sodass „Schmuck, Münzen oder Keramik aus dem Schlamm des Kanals geborgen werden konnten“. Die noch erhaltenen Reste befinden sich heute unter den Parkflächen der Arena.

Frühkaiserzeitliche Siedlungsstrukturen
Umfangreiche Grabungen vor dem Neubau des Stadions ermöglichten eine Rekonstruktion der lokalen römischen Siedlung. Archäologisch nachgewiesen wurden mehrere Gebäude, Straßen, Gewerbeflächen sowie Öfen. Die Anlage bestand überwiegend aus Holzbauten und entstand im frühen 1. Jahrhundert. Dort produzierte man landwirtschaftliche Erzeugnisse zur Versorgung des Augsburger Militärlagers. Über Ofenreste und Schlacken sind zudem Hinweise auf Metallverarbeitung überliefert.

Auch ein Bestattungsplatz in unmittelbarer Nähe konnte identifiziert werden. Zerstörungsspuren aus der zweiten Hälfte des 1. Jahrhunderts belegen, dass die Siedlung nach wenigen Jahrzehnten aufgegeben wurde.
Römische Identität im heutigen FC Augsburg
Die Ausstellung verknüpft bewusst Antike und Gegenwart. Die römischen Wurzeln Augsburgs spiegeln sich auch beim FC Augsburg wider, denn der Verein ist „der einzige Bundesligaverein, der mit einem römischen Steindenkmal im Wappen (Pinienzapfen) bewusst Bezug auf die römische Vergangenheit nimmt“.
Auch moderne Rezeptionen finden Platz: Die vom FC Augsburg gestalteten „Römer-Trikots“ sind der Renner und sind jedes Jahr innerhalb kürzester Zeit ausverkauft. Mit einem Augenzwinkern stellt die Ausstellung Bezüge zwischen antiker Kultur und heutiger Fußballbegeisterung her.
Jürgen K. Enninger, Referent für Kultur, Welterbe und Sport, betont:„Künftiges Römisches Museum wird immer neue Funde bieten“
„Das römische Erbe ist in Augsburg bis in die heutige Zeit zu greifen. Immerhin prägten die Römer knapp 500 Jahre lang unsere Stadtgeschichte. Ich bin der Stadtarchäologie dankbar, dass sie ihre Funde aus dem Stadion-Umfeld im Römerlager präsentiert und damit erneut zeigt, dass ein künftiges Römisches Museum immer wieder Neues zu bieten haben wird: Nur etwa fünf Prozent von Augusta Vindelicum sind bislang ausgegraben. Als Sportreferent bin ich dankbar, dass sich der FCA die römische Geschichte der Stadt zu eigen macht und die Bedeutung dieser Identität in die Zukunft führt.“
Ausstellungseröffnung im Römerlager
Alle Interessierten können die Ergebnisse der Ausgrabungen und die vielfältigen Exponate selbst in Augenschein nehmen. Die Eröffnung findet am Montag, 15. Dezember, um 18 Uhr im Römerlager im Zeughaus statt.


