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Die Römerfunde aus Oberhausen | Spektakuläre Stücke werden im Zeughaus Augsburg gezeigt

In einer kleinen Ausstellung innerhalb des Römerlagers im Zeughaus werden nun erstmals die spektakulären Römerfunde aus Oberhausen der Öffentlichkeit präsentiert, bevor sie weiter erforscht werden. Die Funde waren bei Ausgrabungen auf einem Baugrund im Augsburger Stadtteil Oberhausen entdeckt worden. Darunter sind so interessante Stücke wie eine kunstvoll gestaltete Öllampe mit dem Gott Sol, Silberschmuck mit filigranen Insekten oder auch Silbermünzen aus dem größten Silberschatzfund, der je auf bayerischem Boden gemacht wurde.

Die Römerfunde Aus Oberhausen | Spektakuläre Stücke Werden Im Zeughaus Augsburg Gezeigt
Foto: Wolfgang Czech

„Ein Viertel unserer 2.000-jährigen Stadtgeschichte ist römisch. Die jüngsten Funde der Stadtarchäologie bringen Licht in einen Teil unserer Stadtgeschichte und verdeutlichen die Bedeutung unserer Stadt in der Antike.“, so Jürgen K. Enninger, Kulturreferent der Stadt Augsburg. „Wir freuen uns sehr, alle Interessierten mit dieser Ausstellung daran teilhaben zu lassen und mit ihnen hinter die Kulissen der Forschung zu blicken. Die damit verbundene Begeisterung bringt uns dem Ziel eines Römischen Museums für Augsburg noch näher.“

Dr. Gairhos: „Funde im Zustand der Entdeckung“

„Die Stücke sind vorwiegend im Zustand der Entdeckung. Das heißt, sie sind noch nicht vollständig gereinigt oder gar poliert“, erklärt Stadtarchäologe Dr. Sebastian Gairhos. „Wir haben den Bestand der Fundstücke, die zusammen immerhin 140 Kilogramm wiegen, nun gesichtet und damit beginnt der spannende Teil der wissenschaftlichen Forschung. Eine Expertenrunde aus ganz Deutschland hat sich bereits in diesem Sommer schon einmal im Zentraldepot der Stadtarchäologie mit den Funden vertraut gemacht. Sie wird sich in den nächsten Monaten und Jahren mit ihnen beschäftigen.“

Touchscreen: Funde im Original und ihre Röntgenbilder

In den Texten zur Ausstellung erfahren Interessierte, welche nächsten Schritte nun für die Experten anstehen. Einen kleinen Eindruck vom Vorgehen der Forscher erhalten die Besuchenden über einen Touchscreen. Dort lassen sich Fotos mit erodierten und mit Steinen verklumpten Fundstücken durch Röntgenbilder überlagern. So erfährt der Betrachtende wie zuvor schon die Archäologen, was sich im Inneren des unförmigen Gebildes tatsächlich verbirgt.

Größter römischer Silberschatz im heutigen Bayern

Ein Teil des größten römischen Silberschatzes, der je auf dem Gebiet des heutigen Bayerns gefunden wurde, wird als Herzstück der Ausstellung in einer Vitrine präsentiert. Die sogenannten Denare stammen aus dem 1. und 2. Jahrhundert. Die ältesten der insgesamt rund 5.600 Münzen wurden unter Kaiser Nero (54-68 n. Chr.) geprägt, die jüngsten unter Septimius Severus kurz nach 200 n. Chr. Besonders häufig sind Prägungen der Kaiser Trajan, Hadrian, Antoninus Pius und Mark Aurel vertreten. Seltene Stücke stammen etwa von Didius Iulianus, der im Jahr 193 bereits nach nur 2 Monaten Regierungszeit ermordet worden war. Insgesamt hatte der Schatz, den wohl ein Hochwasser der Wertach Jahrhunderte später aus seinem Versteck gespült hatte, ein Gewicht von rund 15 Kilogramm.

Augsburg als ältester römischer Stützpunkt in Bayern

Bei den Neufunden, welche zu bestätigen scheinen, dass die Römer bereits in den Jahren zwischen 8 und 5 vor Christus ein Militärlager auf dem Gebiet des heutigen Augsburger Stadtteils Oberhausen gründeten, handelt es sich um Fragmente und Artefakte mit einem Gesamtgewicht von über 400 Kilogramm. Gefunden wurden Waffen, Werkzeuge, Geräte, Schmuck, über 800 Münzen, Geschirr und Transportgefäße. Ein  Teil davon ist nun in der Ausstellung zu sehen. Sie zeigen auch welche logistischen Meister die Römer damals schon waren. So gab es im römischen Militärlager zwischen Lech und Wertach wohl frische Austern und Olivenöl oder Fischsoßen aus mediterranen Regionen.

Die Wiege des römischen Augsburgs in Oberhausen

Der heutige Augsburger Stadtteil Oberhausen ist schon seit über 300 Jahren als Fundort bedeutender römischer Hinterlassenschaften bekannt. 1709 wurde ein Pfeilergrabmal entdeckt, das seither das Wappen Oberhausens zierte. 1913 wurden in einer Kiesgrube bereits größere Mengen frührömischer Funde geborgen: Die Wiederentdeckung dieser Fundstelle führte 2020 zu den jetzt gezeigten Neufunden. Luxusgeschirr aus dem Mittelmeerraum, Austern, Wein- und Ölamphoren zeugen vom hohen Lebensstandard der Soldaten und Zivilisten im neu eroberten Gebiet zur Zeit von Christi Geburt. Schmuck und Ausrüstungsgegenstände weisen auf die Herkunft und Zusammensetzung der Siedler und der Militärtruppen hin. Sie zeigen deutlich: Die Wiege des römischen und damit auch des heutigen Augsburg befand sich in Oberhausen.

Die Ausstellung Die Römerfunde aus Oberhausen ist vom 17.12. – 16.01.2022 im Römerlager im Zeughaus zu sehen.

Presse Augsburg
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